Schiffsfonds Desaster und kein Ende
Die Krise der Schiffsfonds ist noch nicht beigelegt, sie geht vielmehr in ein neues Stadium über: Ungleiche Konditionen generieren Spannungen zwischen Vorzugs- und Stammanlegern. Für die Banken bedeutet die Entwicklung neue Probleme, teilweise auch mit der Justiz.
Das Ungemach begann vor fünf Jahren und ist von einer Beilegung immer noch weit entfernt. Im Gegenteil, das Schicksal von 400 Fondsschiffen wurde bereits von der Insolvenz besiegelt, zahlreiche Weitere ringen um das Überleben. In dieser Situation fragen viele Fondsgesellschaften bei ihren Anlegern wegen Nachschüssen an, sie wollen damit weitere Zahlungsunfähigkeiten verhindern und den Schiffen weiterhin Mobilität gewähren. Ob ihre Bemühungen allerdings von Erfolg gekrönt werden, können auch Insider nur schwer abschätzen.
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Zweiklassenkampf der Schiffsfonds Akteure
Die Anleger werden durch die Gesellschaften in zwei Klassen gespalten: Die Nachschüsse erfahren zumeist bessere Konditionen als das bereits investierte Eigenkapital. Diese zweiseitigen Anlegerkonditionen gehörten bei nicht wenigen Schiffsfonds bereits bei der Emission zum Grundkonzept. In der Folge entwickelten sich Spannungen unter den Kapitalgebern, einzelne Gruppierungen verfolgen insbesondere in Krisensituationen teils kontroverse Interessen.
Die Krise in den Schiffsfonds spitzt sich zu
In der Praxis bedeutet das oft Entscheidungsnotstand bei Schiffsfonds, denen das Aus droht. Ein praktisches Beispiel gibt der Fonds MS "Steintor". Der vierzehn Jahre alte Frachter benötigt aktuell dringend frische Gelder, welche die Bank aufgrund der Uneinigkeit unter den Investoren nicht zur Verfügung stellt.
Der Hintergrund: An dem Schiff sind zwei Dachfonds mit grundverschiedenen Interessen beteiligt. Während der Standardkommanditist auf Fortführung des Schiffsfonds besteht, will der Vorzugskommanditist schnellstmöglich verkaufen, weil er angesichts der Konditionen mehr an den Kapitalrückflüssen profitiert.
Kein Einzelfall
Die MS "Steintor" ist in guter Gesellschaft, denn auch bei anderen Schiffsfonds werden die Interessenskonflikte zwischen Standard- und Vorzugskapitalgebern mittlerweile ersichtlich. Neu hinzugekommene Anleger erhalten aufgrund ihrer Vorzugsstellung völlig andere Konditionen als die ursprünglichen Kapitalgeber. Doch aller Ungleichheit zum Trotz ist die Anzahl der Schiffsfonds in Not weiter
Die Strukturprobleme sind riesig: Finger weg."
gestiegen, mittlerweile sind 440 Schiffe von der Krise akut betroffen. Darunter befinden sich auch die beiden Frachter, bei denen sich die Anleger sich von der NordLB als Finanzier übervorteilt fühlten und die Gerichte um Entscheidung anriefen.
Zahlreiche Insolvenzen eröffnen Möglichkeiten für Newcomer
Allein im laufenden Jahr wurde für über einhundert Schiffe das Insolvenzverfahren eingeleitet, durch die enormen Kreditsummen kommen auch einige Geldhäuser in Bedrängnis. Doch die Pleite vieler Schiffsfonds ruft die Schnäppchenjäger auf den Plan. Sie decken sich derzeit mit supergünstigen Angeboten für die Zeit nach der Schifffahrtskrise ein. Dass es ein Danach gibt, zeigen auch die derzeit vollen Auftragsbücher vieler Werften, dabei stehen verbrauchsarme und insgesamt kostengünstige Modelle im Vordergrund.