Umfrage BVR Deutsche verfehlen eigene Sparziele
Wohlstand wächst – aber nicht im gleichen Tempo wie die Ansprüche.
Das Geldvermögen der Deutschen hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Trotz Krisen, Inflation und geopolitischer Unsicherheiten liegt das durchschnittliche Vermögen pro Haushalt im internationalen Vergleich solide im Mittelfeld. Auch die Sparquote, also der Anteil des verfügbaren Einkommens, der nicht konsumiert, sondern zurückgelegt wird, bewegt sich seit Jahren auf einem historisch erhöhten Niveau. Dennoch zeigt eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR): Viele Bundesbürger schaffen es nicht, ihre selbst gesteckten Sparziele zu erreichen.
Die Gründe für das Verfehlen der Sparziele
Warum klaffen Wunsch und Wirklichkeit so weit auseinander? Ein Teil der Antwort liegt in den äußeren Umständen. Gestiegene Lebenshaltungskosten durch Inflation, höhere Energiepreise oder steigende Mieten belasten die Haushaltskassen. Was auf dem Papier als Sparbetrag vorgesehen war, wird im Alltag schnell von unerwarteten Ausgaben aufgezehrt.
Hinzu kommt ein strukturelles Problem: Viele Menschen orientieren sich an ambitionierten Sparzielen, die im Verhältnis zu ihrem Einkommen kaum realistisch sind. So bleibt der Vorsatz, monatlich größere Beträge zurückzulegen, häufig unerfüllt. Auch fehlendes Finanzwissen spielt eine Rolle: Wer sein Geld vor allem auf unverzinsten Konten parkt, unterschätzt, wie schnell Kaufkraft durch Inflation erodiert.
Folgen für die Altersvorsorge
Das Verfehlen von Sparzielen ist kein individuelles, sondern ein strukturelles Phänomen. Es verweist auf die Herausforderungen, die auf das deutsche Vorsorgesystem zukommen. Angesichts des demografischen Wandels und des anhaltenden Drucks auf die staatliche Rente droht eine wachsende Versorgungslücke."
Besonders kritisch ist die Lücke bei der langfristigen Vorsorge. Deutschland altert rasant, das Rentensystem steht unter Druck. Private Vorsorge ist daher unverzichtbar. Doch wenn die Sparziele regelmäßig verfehlt werden, entsteht über Jahrzehnte ein erheblicher Rückstand, der im Ruhestand kaum mehr aufzuholen ist.
Viele Deutsche bauen zwar Vermögen auf – etwa über Immobilien oder Lebensversicherungen –, doch reicht es in vielen Fällen nicht aus, um den gewünschten Lebensstandard im Alter zu sichern. Die BVR-Umfrage zeigt, dass selbst Menschen mit relativ hohen Einkommen nicht zwangsläufig ihre Sparziele erreichen. Der Grund: ein wachsender Spagat zwischen Konsumwünschen, steigenden Kosten und langfristigen Vorsorgeplänen.
Psychologische Aspekte des Sparens
Nicht zu unterschätzen sind auch psychologische Faktoren. Sparen wird oft als Verzicht empfunden. Je mehr unmittelbare Konsummöglichkeiten es gibt – vom Streamingdienst bis zum spontanen Urlaub –, desto schwerer fällt es, langfristige Ziele im Blick zu behalten. Finanzexperten sprechen hier von „Gegenwartspräferenz“: kurzfristige Belohnungen wiegen schwerer als das abstrakte Ziel eines stabilen Ruhestands in ferner Zukunft.
Zudem wirkt die öffentliche Debatte über niedrige Zinsen oder volatile Märkte oft entmutigend. Wer das Gefühl hat, dass Sparen „sowieso nichts bringt“, senkt seine Motivation, konsequent Geld zurückzulegen.
Wege aus der Sparfalle
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Um das Sparziel realistischer zu gestalten und auch tatsächlich zu erreichen, empfehlen Experten pragmatische Schritte:
- Automatisierung: Daueraufträge oder Sparpläne sorgen dafür, dass Geld zurückgelegt wird, bevor es ausgegeben werden kann.
- Realistische Zielsetzung: Besser kleinere, erreichbare Beträge kontinuierlich sparen, als zu ambitionierte Pläne schnell wieder aufzugeben.
- Diversifikation: Nicht nur sparen, sondern investieren – etwa über breit gestreute Fonds oder ETFs – kann helfen, langfristig Vermögen aufzubauen.
Diese Ansätze zeigen, dass nicht nur die Höhe der Sparbeträge entscheidend ist, sondern auch die Disziplin und die Struktur, mit der sie verfolgt werden.
Ein gesamtgesellschaftliches Problem
Die Umfrage macht deutlich: Das Verfehlen von Sparzielen ist kein individuelles, sondern ein strukturelles Phänomen. Es verweist auf die Herausforderungen, die auf das deutsche Vorsorgesystem zukommen. Angesichts des demografischen Wandels und des anhaltenden Drucks auf die staatliche Rente droht eine wachsende Versorgungslücke.
Ob die Politik darauf mit stärkeren Anreizen zum privaten Sparen oder mit Reformen der Altersvorsorge reagieren sollte, bleibt umstritten. Klar ist jedoch: Ohne eine Veränderung im Spar- und Anlageverhalten vieler Haushalte wird die Lücke in den kommenden Jahrzehnten größer werden.

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