Serie Geschichte: Von Brügge 1409 bis zum großen Crash 1929 Die Geschichte der Aktien
Eine Finanzwelt ohne Aktien und Börsen erscheint heute undenkbar. Dennoch dauerte es relativ lange, bis sich Aktienmärkte, wie wir sie heute kennen, etablieren konnten. Obwohl es einen Finanzhandel bereits im alten Rom gab, erfolgte der "Startschuss" für unser heutiges Börsenwesen erst im späten Mittelalter.
Die erste Börse entstand 1409 im flämischen Brügge - kein Zufall, denn Flandern war eine "Boom-Region" in Europa. Allerdings trafen sich hier zunächst nur italienische Kaufleute - Italiener waren damals führend im Finanzwesen. Und Aktien wurden auch nicht gehandelt, sondern vor allem der Wechsel. Möglicherweise hat auch der Begriff "Börse" seinen Ursprung in Brügge. Im 16. Jahrhundert handelte dort eine Kaufmannsfamilie van der Beurse mit Geld. Aus der Verbindung mit dem seinerzeit gebräuchlichen Wort "Bursa" für Geldbeutel könnte "Börse" entstanden sein.
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Die Niederlande erfanden den modernen Börsenhandel
Das moderne Börsenwesen wurde aber in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts begründet. Es war das "Goldene Zeitalter", in dem man mit dem Gewürzhandel in Ostasien reich werden konnte. Die holländische "Vereinigte Ostindische Handels-Kompanie" darf als die erste Aktiengesellschaft im heutigen Sinne gelten. Fast zeitgleich - nämlich 1612 - wurde in Amsterdam die erste richtige Wertpapierbörse in Betrieb genommen. Die bis dahin bestehenden Börsen hatten sich vor allem auf Wechselgeschäfte und Warenhandel beschränkt.
Den großen Durchbruch erlebten Börsen und Aktien aber im 19. Jahrhundert. Es war das Zeitalter der Industrialisierung. Zur Finanzierung von Eisenbahnen, Fabriken und Investitionen wurden riesige Kapitalsummen benötigt, die man "am Markt" einsammelte. New York entwickelte sich neben London zu einem weltweit führenden Börsenplatz. In Deutschland brachte die Gründung des deutschen Kaiserreichs 1870 einen ungeahnten Schub für Aktien und Börsenwesen, obwohl beides schon vorher existiert hatte. Mit dem "Gründerkrach" folgte 1873 übrigens auch der erste deutsche "Crash", es sollte nicht der letzte bleiben.
Das moderne Börsenwesen wurde in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts begründet."
Der Schwarze Freitag und die Folgen
Während die Jahre bis zum 1. Weltkrieg eine Ära der Prosperität waren, bedeutete der Kriegsausbruch 1914 einen tiefen Einschnitt. Der offizielle Börsenhandel in Deutschland wurde während des Krieges zeitweise eingestellt. Erst nach dem Kriegsende mit der wirtschaftlichen Erholung in den "Goldenen Zwanzigern" erlebten die Börsen weltweit wieder Auftrieb. Motor der Entwicklung waren die USA, wo die Aktien über Jahre nur den Weg nach oben kannten.
Dieser stete Aufwärtstrend endete am 24. Oktober 1929 mit einem jähen Absturz an der New Yorker Börse. Andere Märkte folgten. Der "Schwarze Freitag" markierte den Beginn der großen Weltwirtschaftskrise - mit den bekannten Folgen. Es sollte 25 Jahre dauern, bis in New York wieder Aktienstände wie vor der Krise erreicht wurden.