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Finanzlexikon Die Growth-Strategie

Die Growth-Strategie ist eine Anlagestrategie, die darauf abzielt, in Unternehmen zu investieren, die überdurchschnittliches Wachstumspotenzial aufweisen. Diese Strategie richtet sich an Anleger, die davon ausgehen, dass bestimmte Unternehmen oder Sektoren in der Zukunft überproportional wachsen werden – in Bezug auf Umsatz, Gewinn oder Marktanteil.

Im Gegensatz zur Value-Strategie, die auf unterbewertete Aktien setzt, konzentriert sich die Growth-Strategie auf Unternehmen, die ihre Erträge und Gewinne in rasantem Tempo steigern können, unabhängig davon, ob sie derzeit teuer erscheinen. In diesem Artikel werden die Funktionsweise, die Vorteile, Risiken und Besonderheiten der Growth-Strategie ausführlich erläutert.

1. Was ist die Growth-Strategie?

Die Growth-Strategie – auch bekannt als Wachstumsstrategie – setzt darauf, in Unternehmen zu investieren, die in der Zukunft hohes Wachstumspotenzial haben. Dabei handelt es sich oft um Unternehmen aus innovativen Branchen wie Technologie, Gesundheit oder erneuerbaren Energien. Diese Unternehmen haben meist überdurchschnittliche Wachstumsraten, hohe Umsätze und eine starke Marktposition, befinden sich aber noch in der Wachstumsphase, was bedeutet, dass sie ihre Gewinne in das eigene Wachstum reinvestieren, anstatt Dividenden auszuschütten.

Ein wesentliches Merkmal von Wachstumsunternehmen ist, dass sie häufig ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) aufweisen. Das bedeutet, dass Investoren bereit sind, einen hohen Preis für die Aktie zu zahlen, da sie von einem starken zukünftigen Wachstum ausgehen. Diese Strategie basiert auf der Annahme, dass sich der Wert eines Unternehmens in Zukunft stark erhöhen wird und die heutigen hohen Bewertungen durch künftige Gewinne gerechtfertigt werden.

2. Funktionsweise der Growth-Strategie

Die Growth-Strategie beruht auf der Identifikation von Unternehmen, die über ein großes Wachstumspotenzial verfügen. Dabei folgen Growth-Investoren diesen Schritten:

a) Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial finden

Growth-Investoren suchen nach Unternehmen, die ein schnelles Umsatz- und Gewinnwachstum verzeichnen oder in der Lage sind, neue Märkte zu erobern. Diese Unternehmen befinden sich oft in Branchen, die von Innovationen und technologischen Fortschritten profitieren. Beispiele sind die Technologiebranche, Biotechnologie oder E-Commerce.

b) Bewertung von Wachstumskennzahlen

Bei der Analyse von Wachstumsunternehmen konzentrieren sich Investoren auf andere Kennzahlen als bei Value-Investitionen. Die wichtigsten Kennzahlen sind:

  • Umsatzwachstum: Wie stark konnte das Unternehmen in der Vergangenheit seine Einnahmen steigern, und wie sind die zukünftigen Prognosen?
  • Gewinnwachstum: Wie entwickelt sich der Gewinn? Oft wird bei Wachstumsunternehmen der Gewinn (noch) nicht in den Vordergrund gestellt, da der Fokus auf Expansion liegt.
  • Marktposition: Hat das Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil oder ist es führend in einem Wachstumsmarkt?

c) Reinvestition der Gewinne

Ein Großteil der Gewinne von Wachstumsunternehmen wird in der Regel nicht als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet, sondern in das weitere Wachstum des Unternehmens reinvestiert. Das kann durch den Ausbau von Produktionskapazitäten, die Entwicklung neuer Produkte oder die Eroberung neuer Märkte geschehen.

d) Langfristige Perspektive

Die Growth-Strategie setzt wie viele andere Anlagestrategien auf einen langfristigen Horizont. Anleger halten ihre Positionen oft über Jahre, um das volle Wachstumspotenzial auszuschöpfen. Das kurzfristige Marktverhalten ist weniger relevant, da der Fokus auf der langfristigen Expansion des Unternehmens liegt.

3. Merkmale von Wachstumsunternehmen

Wachstumsunternehmen zeichnen sich durch eine Reihe von typischen Merkmalen aus, die ihnen das Potenzial für überdurchschnittliches Wachstum verleihen. Diese Merkmale sind entscheidend, um Wachstumsunternehmen von etablierten und langsam wachsenden Unternehmen zu unterscheiden.

a) Hohes Umsatzwachstum

Ein zentrales Merkmal von Wachstumsunternehmen ist ein starkes Umsatzwachstum. Diese Unternehmen verzeichnen oft zweistellige Wachstumsraten, da sie in stark wachsende Märkte eintreten oder innovative Produkte und Dienstleistungen anbieten.

b) Hohe Reinvestitionsraten

Statt Dividenden auszuschütten, reinvestieren Wachstumsunternehmen ihre Gewinne in das Unternehmen, um das Wachstum weiter zu beschleunigen. Investitionen in Forschung und Entwicklung, Marketing und Vertrieb sind typisch für Wachstumsunternehmen.

c) Innovationsstärke

Wachstumsunternehmen sind häufig innovativ und bieten Produkte oder Dienstleistungen an, die neue Marktbedürfnisse befriedigen oder bestehende Märkte revolutionieren. Sie sind oft in den Bereichen Technologie, Gesundheit, Konsumgüter und erneuerbare Energien zu finden.

d) Hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Im Gegensatz zu Value-Unternehmen weisen Wachstumsunternehmen oft hohe Bewertungskennzahlen wie das KGV auf. Investoren sind bereit, hohe Preise für die Aktien dieser Unternehmen zu zahlen, da sie von zukünftigen Gewinnen und Marktanteilen ausgehen.

e) Starke Marktposition

Viele Wachstumsunternehmen haben eine starke oder sogar führende Position in ihrem jeweiligen Markt. Sie können von „Netzwerkeffekten“ profitieren, wie es bei Unternehmen der Fall ist, die Plattformen betreiben (z. B. soziale Netzwerke oder E-Commerce-Plattformen).

4. Vorteile der Growth-Strategie

Die Growth-Strategie bietet eine Reihe von Vorteilen, die besonders für risikobereite und wachstumsorientierte Anleger attraktiv sind:

a) Überdurchschnittliche Renditen

Da Wachstumsunternehmen stark expandieren, bieten sie Anlegern die Möglichkeit, von erheblichen Kurssteigerungen zu profitieren. Diese Unternehmen verzeichnen oft überdurchschnittliche Gewinne, was zu starken Kursanstiegen führen kann.

b) Potenzial für Marktführer

Viele Wachstumsunternehmen entwickeln sich zu Marktführern in ihrer Branche. Wer frühzeitig in solche Unternehmen investiert, kann von ihrem kometenhaften Aufstieg profitieren. Bekannte Beispiele sind Unternehmen wie Amazon, Apple oder Tesla, die einst als Wachstumsunternehmen galten und heute zu den wertvollsten Firmen der Welt zählen.

c) Innovative Branchen

Die Growth-Strategie eröffnet Investoren Zugang zu innovativen und zukunftsweisenden Branchen wie Technologie, Biotechnologie oder erneuerbare Energien. Diese Branchen haben das Potenzial, die Wirtschaft der Zukunft zu dominieren und überdurchschnittliches Wachstum zu erzielen.

d) Langfristige Kapitalgewinne

Investoren, die in Wachstumsunternehmen investieren, profitieren in der Regel von langfristigen Kapitalgewinnen. Selbst wenn die Unternehmen in den Anfangsjahren noch keine Gewinne ausschütten, können sie durch die Wertsteigerung ihrer Aktien erhebliche Gewinne erzielen.

5. Risiken der Growth-Strategie

Obwohl die Growth-Strategie hohe Renditen bieten kann, ist sie auch mit einigen Risiken verbunden. Investoren sollten sich dieser Risiken bewusst sein, bevor sie Wachstumsaktien kaufen.

a) Hohe Volatilität

Wachstumsunternehmen sind oft volatil und reagieren empfindlich auf Nachrichten oder Konjunkturzyklen. Kursverluste von 20 % oder mehr in kurzer Zeit sind nicht ungewöhnlich. Investoren müssen bereit sein, solche Schwankungen zu akzeptieren.

b) Überbewertung

Eines der größten Risiken der Growth-Strategie ist die Überbewertung. Viele Wachstumsunternehmen haben hohe KGVs, die durch zukünftige Gewinne gerechtfertigt werden sollen. Wenn das erwartete Wachstum nicht eintritt, kann es zu drastischen Kurskorrekturen kommen.

c) Kein Dividenden-Einkommen

Da Wachstumsunternehmen ihre Gewinne oft reinvestieren, schütten sie selten Dividenden aus. Anleger, die auf regelmäßige Erträge aus Dividenden angewiesen sind, sollten daher überlegen, ob die Growth-Strategie für sie geeignet ist.

d) Risiko von Fehleinschätzungen

Wachstumsunternehmen können in innovativen und schnelllebigen Märkten tätig sein, die sich rasch verändern. Investoren könnten das Potenzial eines Unternehmens überschätzen oder übersehen, dass Konkurrenten das Unternehmen verdrängen könnten.

6. Growth-Strategie vs. Value-Strategie

Die Growth-Strategie steht im Gegensatz zur Value-Strategie, die sich auf unterbewertete Unternehmen konzentriert. Während Growth-Investoren in stark wachsende Unternehmen investieren, setzen Value-Investoren auf Unternehmen, die derzeit unterbewertet sind, jedoch solide Fundamentaldaten aufweisen. Die beiden Strategien unterscheiden sich auch in Bezug auf Risiko und Zeithorizont:

  • Value-Investing: Anleger kaufen unterbewertete Aktien und setzen auf eine langfristige Erholung des Aktienkurses.
  • Growth-Investing: Anleger kaufen Aktien von Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial, auch wenn die Aktien derzeit teuer erscheinen.

Beide Strategien haben ihre Vor- und Nachteile, und es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Viele Anleger kombinieren beide Ansätze in ihrem Portfolio, um von den Vorteilen beider Welten zu profitieren.

Die Growth-Strategie bietet Anlegern die Möglichkeit, in Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial zu investieren und dadurch überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Besonders in innovativen und zukunftsorientierten Branchen wie Technologie, Biotechnologie und erneuerbaren Energien können Investoren von den bahnbrechenden Entwicklungen und Marktveränderungen profitieren."

7. Fazit

Die Growth-Strategie bietet Anlegern die Möglichkeit, in Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial zu investieren und dadurch überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Besonders in innovativen und zukunftsorientierten Branchen wie Technologie, Biotechnologie und erneuerbaren Energien können Investoren von den bahnbrechenden Entwicklungen und Marktveränderungen profitieren. Der Fokus auf Unternehmen, die ihre Gewinne für zukünftiges Wachstum reinvestieren, anstatt sie als Dividenden auszuschütten, macht die Growth-Strategie besonders attraktiv für Anleger, die bereit sind, langfristig zu investieren und kurzfristige Schwankungen in Kauf zu nehmen.

Trotz der verlockenden Aussichten birgt die Growth-Strategie jedoch auch Risiken. Insbesondere die hohe Volatilität und das Risiko der Überbewertung sollten nicht unterschätzt werden. Unternehmen, die hohe Wachstumsraten aufweisen, können schnell an Wert verlieren, wenn die Erwartungen der Investoren nicht erfüllt werden oder wenn externe Faktoren wie wirtschaftliche Abschwünge das Wachstumspotenzial dämpfen. Ebenso sollten Anleger bedenken, dass der hohe Kaufpreis vieler Wachstumsaktien zukünftige Gewinne bereits einpreisen könnte, sodass das Renditepotenzial nicht immer so hoch ist, wie es scheint.

Letztendlich ist die Growth-Strategie besonders für Anleger geeignet, die bereit sind, Geduld und Risikobereitschaft mitzubringen, und die in der Lage sind, Marktvolatilität zu tolerieren. In Kombination mit einem fundierten Verständnis der zugrundeliegenden Unternehmen und Branchen kann diese Strategie jedoch erhebliche Gewinne generieren. Dennoch ist es oft ratsam, sie mit anderen Strategien wie der Value-Strategie zu kombinieren, um ein ausgewogenes und risikoangepasstes Portfolio zu schaffen. Anleger sollten immer ihre individuellen finanziellen Ziele und Risikobereitschaft berücksichtigen, bevor sie sich für diese Strategie entscheiden.

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