China bereitet sich auf die nächste Phase der wirtschaftlichen Entwicklung vor

Kommunismus oder Kapitalismus Die meisten Dollarmilliardäre leben in China

Ein markanter Widerspruch - in China leben weltweit die meisten Dollarmilliardäre und in vielem bietet die Volksrepublik das Bild eines enthemmten Kapitalismus. Dabei ist das politische System nach wie vor kommunistisch und folgt der marxistisch-leninistischen Ideologie.

Dies ist - zumindest für Chinesen - offenbar kein Problem. Denn trotz der aktuellen konjunkturellen Abkühlung ist die Öffnung zur Marktwirtschaft, die unter der Ägide von Deng Xiaoping in den 1980er/1990er Jahren begann, eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Dabei verfolgte China eine eigene Strategie, die bis heute prägend ist und sich von dem Weg unterscheidet, der in den postkommunistischen Staaten Mittel- und Osteuropas beschritten wurde.

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Der Einfluss des Staates ist nach wie vor groß

Dort erfolgte der Übergang von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft abrupt. Dies führte fast überall zu einem Anpassungsschock, der sich zunächst in dramatischen wirtschaftlichen Einbrüchen, sozialen Problemen und politischen Verwerfungen bemerkbar machte. In China erfolgte die Transformation dagegen allmählich und ist auch jetzt nicht abgeschlossen. Zunächst wurde auf lokaler Ebene die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen - halb staatlich, halb privat - erlaubt. Daneben wurde die staatliche Planwirtschaft beibehalten, aber flexibilisiert. Dieses System generierte Chinas erste Wachstumsphase.

Ab Mitte der 1990er Jahre kamen verstärkt ausländische Direktinvestitionen hinzu. Ausländische Firmen, die sich engagieren wollten, mussten Joint Ventures mit chinesischen Partnern bilden, so blieb die Möglichkeit der Lenkung erhalten. Das ausländische Geld bescherte China einen weiteren Wachstumsschub. Er legte den Grundstein für das Vermögen vieler heutiger Dollarmilliardäre. Auch jetzt ist der staatliche Einfluss auf die Wirtschaft immer noch groß. Die großen Industriekonzerne befinden sich nach wie vor in Staatsbesitz, die Grenzen zwischen Management-Aufgaben und politischen Funktionen sind vielfach fließend. Chinas Marktwirtschaft bleibt gelenkt. 

China möchte davon wegkommen, nur als verlängerte Werkbank der Welt zu fungieren."

"Made in China 2025"

Derweil bereitet man sich auf die nächste Phase der wirtschaftlichen Entwicklung vor. Sie soll helfen, dem sich abschwächenden Wachstum wieder neue Dynamik zu verleihen. Dabei möchte China davon wegkommen, nur als verlängerte Werkbank der Welt zu fungieren. Man will nicht mehr nur reine Fertigungsstätte sein. sondern auch Herr der Technologie. "Made in China 2025" heißt das ehrgeizige Programm. Zehn Felder hat man sich ausgesucht, in denen die Volksrepublik bald weltweit führend sein möchte. Dazu gehören Fahrzeuge und Züge, Flugzeugbau, digitalisierte Produktion oder die Pharmaindustrie. 

Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, benötigt das Land den Zukauf von technologischem Know-how. Das steckt hinter den chinesischen Unternehmenskäufen, die in Deutschland derzeit für viel Unruhe sorgen. Es ist ein nachhaltiger und auf lange Sicht angelegter Ansatz. Die deutsche Wirtschaft und Wirtschaftspolitik tun gut daran, sich darauf einzustellen.

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