IWF-Prognose für Europa Ein Drittel der Banken nicht überlebensfähig
Europäische Banken stehen unter enormem Druck. Nach Ansicht von Finanzexperten muss sich die europäische Bankenlandschaft wandeln. Etwa 30 Prozent der Geldhäuser werden schließen. Zehntausende Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze.
Die Deutsche Bank stand in den letzten Wochen besonders häufig in den Schlagzeilen. Doch auch andere Banken in Europa kämpfen um ihre Existenz. Negative Zinsen, strengere gesetzliche Regularien und sinkende Erträge zwingen zum Umdenken. Der jüngste IWF-Report zeichnet ein beunruhigendes Bild der europäischen Bankenlandschaft: Finanzexperten gehen davon aus, dass 30 Prozent der Banken in den kommenden Jahren vom Markt verschwinden werden. Speziell in Italien und Deutschland sei die Zahl der Bankfilialen für einen profitablen Betrieb noch viel zu hoch.
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Ein Krisenthema mit gewaltigen Dimensionen
Zwei Zahlen machen deutlich, worum es geht: Nach Ansicht des IWF stehen etwa 8,5 Billionen Dollar auf dem Spiel. Das entspricht ungefähr der Summe der Bruttoinlandsprodukte von Deutschland, Frankreich und Italien. Stimmen die Prognosen der Fachleute vom Internationalen Währungsfonds, wären etwa 40.000 Arbeitsplätze im europäischen Bankensektor bedroht. Bisher hat sich die politische Führungsriege der Bundesrepublik Deutschland kaum zu diesem Thema geäußert. Nach der Veröffentlichung des IWF-Berichtes wird sie gezwungen sein, aktiv zu werden. Denn eine Krise der Banken gefährdet nicht nur die deutsche Wirtschaft, sondern könnte für das gesamte Europa zur Gefahr werden.
Alte Geschäftsmodelle der Banken haben ausgedient
Das klassische Bankgeschäft funktioniert wegen der anhaltend niedrigen Zinsen nicht mehr. Selbst mit Krediten lässt sich nicht mehr genug verdienen, um die Verluste in anderen Bereichen auszugleichen. Die Europäische Zentralbank hat durch das Aufkaufprogramm von Anleihen ihren Teil zu dieser Entwicklung beigetragen, weil die langfristigen Zinsen dadurch noch weiter gesunken sind. Die Geldinstitute sind wegen sinkender Margen gezwungen, ihre laufenden Kosten zu senken. Da der Anteil der Personalkosten hoch ist, hat die EZB letztendlich dazu beigetragen, dass viele Mitarbeiter in naher Zukunft entlassen werden.
Der Bankenanteil am Stoxx-Europe-600-Index beträgt heute 11 % - der niedrigste Wert aller Zeiten."
Aktienkurse spiegeln die Entwicklung wider
Dass die Schwäche des Bankensektors sehr viel mit der Politik der EZB zu tun hat, spiegelt sich unmittelbar in den Aktienkursen wider. Die Kurse der Bankaktien begannen zu fallen, als die Europäische Zentralbank ihr Aufkaufprogramm startete. Während der EuroStoxx Banken vom März 2015 bis Oktober 2016 um etwa 38 % fiel, bewegten sich US-amerikanische Bankenwerte parallel zum Gesamtindex MSCI Welt. Das heißt, der S&P 500 Finanzen verlor im gleichen Zeitraum lediglich 3 %. Wie es um den europäischen Finanzsektor bestellt ist, macht noch eine andere Zahl deutlich: Der Bankenanteil am Stoxx-Europe-600-Index beträgt heute 11 % - der niedrigste Wert aller Zeiten.