Gier frisst Hirn Enorme Risiken bei Konten im Ausland
Online-Vergleichsportale präsentieren Alternativen zum deutschen Angebot an Fest- und Tagesgeldern, die von Banken im EU-Ausland offeriert werden. Allerdings steht die vermeintlich sicher EU-Einlagensicherung auf nationalen Füßen.
Die Schließung der estnischen Versobank dürfte für 25.000 deutsche Anleger zu einiger Besorgnis geführt haben. Da die Sanktionen jedoch wegen des Vorwurfs der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung verhängt wurden, ist offenbar ausreichend Vermögen zur Bedienung der Ansprüche vorhanden. Nachdenklich sollten die Privatanleger trotzdem werden.
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EU-Einlagensicherung keineswegs einheitlich organisiert
Auf der Suche nach sicherer Verzinsung für Ihr Geld informieren sich viele Anleger auf den einschlägigen Online-Portalen, die auch Angebote aus dem EU-Ausland präsentieren. Im Vergleich lassen sich nämlich in Estland, Kroatien oder Rumänien sehr viel lukrativere Renditen erwirtschaften: Die Versobank schüttete immerhin 1,6 Prozent pro Jahr für Festgeld mit einer dreijährlichen Laufzeit aus - zumindest theoretisch. Der Verweis auf die europäische Einlagensicherung von 100.000 Euro je Sparer und Bank taugt offensichtlich nicht, auch wenn die Versobank-Kunden wohl mit einem blauen Auge davon kommen werden.
Allerdings ist das von der EU-geknüpfte Sicherheitsnetz für die Einlagen sehr viel löchriger, als die meisten Anleger annehmen: Die Banken innerhalb der EU wurden dazu verpflichtet, Beiträge in einen Sicherungsfonds einzuzahlen - an dem sich regelmäßig die Geister scheiden. So sträuben sich beispielsweise die deutschen Genossenschaftsbanken und Sparkassen gegen eine EU-übergreifende Sicherung, müssten im Ernstfall aus diesem Topf doch auch die Verbindlichkeiten der Banken anderer EU-Mitgliedsländer übernommen werden.
Sparer sollten immer die Frage der Einlagensicherung stellen."
Sollte es sich dann um eine große Bank handeln, die tatsächlich in finanzielle Schieflage geraten ist, dürften sich die Regierungen der anderen Länder einem steigenden öffentlichen Druck ausgesetzt sehen. Ob sie sich dann gegen die Bank und für die Interessen ihrer eigenen Bevölkerung entscheiden, bleibt fraglich - und reißt somit große Löcher in das Netz.
Die Versobank wird kein Fall für den EU-Sicherheitsfonds, da es keine finanziellen Gründe für deren Schließung gab. Wie es sich abzeichnet, wird die Auszahlung der Guthaben inklusive Verzinsung in Kürze über die Bühne gehen. Aber schon ein Blick nach Italien zeigt, dass das Risiko von Bankpleiten bei Weitem nicht ausgestanden ist. Sparer sollten demnach immer die Frage der Einlagensicherung stellen, wenn sie sich für eine Geldanlage entscheiden - allen guten Zinssätzen zum Trotz.