Wer Strom aus Solar- oder Windenergie erzeugt, erhält dafür eine gesetzlich garantierte Einspeisevergütung

Kaum verständliche Entwicklung am Strommarkt Entsorgung von Ökostrom extrem teuer

Pünktlich zum Jahreswechsel sind die Strompreise auf breiter Front erneut gestiegen. Dies ist zum einen der Erhöhung der Ökostrom-Umlage zu verdanken. Sie erreicht mit einem Plus von acht Prozent nun den Rekordwert von 6,88 Cent/kWh. Gleichzeitig sind die Netzkosten teurer geworden. Unter den Preistreibern gibt es auch skurrile Phänomene. Dazu gehören die Kosten für die "Entsorgung" von Ökostrom.

Sie treten auf, wenn zu viel an erneuerbaren Energien produziert wird. Dann wird der saubere Strom am Markt geradezu "verschleudert". Die Stromvergütungen an die Erzeuger fließen trotzdem - Kosten, die eigentlich völlig unnötig wären und vom Verbraucher über die Strompreise getragen werden. Zuletzt trat über die Weihnachtsfeiertage eine solche Überproduktion auf, sie verursachte geschätzte "Entsorgungskosten" von rund 20 Mio. Euro. 

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Wie es zum Stromüberschuss kommt 

Wie kann das sein? Die Antwort liefert das deutsche System der Ökostrom-Förderung. Wer Strom aus Solar- oder Windenergie erzeugt, erhält dafür eine gesetzlich garantierte Einspeisevergütung. Sie ist unabhängig von der tatsächlichen Stromnachfrage. Die Stromnetzbetreiber sind verpflichtet, den erzeugten Strom in ihr Netz einzuspeisen. Im Normalfall funktioniert das auch reibungslos, weil mehr Strom benötigt wird als mit erneuerbaren Energien erzeugt werden kann. Doch die Stromnachfrage schwankt, es gibt daher auch Konstellationen, wo zu viel Ökostrom zur Verfügung steht, weil die Nachfrage gerade besonders niedrig ist. Das ist zum Beispiel bei längeren Feiertagsabschnitten wie Weihnachten der Fall, wenn die stromintensive Industrieproduktion in vielen Betrieben ruht. 

Negativpreise an der Strombörse 

Was tun mit dem Stromüberschuss? Die Netzbetreiber vermarkten ihren Strom über die europäische Strombörse EEX. Hier rutschten die Strompreise wegen des Überangebots über die Weihnachtsfeiertage sogar in den negativen Bereich. An Heiligabend zum Beispiel wurde der Strom an Abnehmer nicht nur verschenkt, die Anbieter zahlten obendrein noch 7,62 Euro/kWh zusätzlich, um den zu viel erzeugten Ökostrom loszuwerden - eine paradoxe Situation. 

Die Subventionierung ist volkswirtschaftlich ineffizient, weil sie die Stromerzeugung auch dann lohnend macht, wenn die Energie gar nicht benötigt wird."

Diesmal war der Preisverfall besonders extrem, weil nicht nur die Nachfrage zurückging, sondern wegen des stürmischen Wetters vor Weihnachten besonders viel Windenergie erzeugt worden war. 

Fördersystem neu ausrichten 

Die Preissituation zu Weihnachten mag ein Extremfall gewesen sein. Sie zeigt aber deutlich die Schwachstellen im deutschen System der Ökostrom-Förderung auf. Die Subventionierung in ihrer bisherigen Form ist volkswirtschaftlich ineffizient, weil sie die Stromerzeugung für die Produzenten auch dann lohnend macht, wenn die Energie gar nicht benötigt wird. Die dadurch entstehenden Kosten gehen zu Lasten der Allgemeinheit. Das RWI-Wirtschaftsinstitut plädiert daher für eine Neuausrichtung, die auf eine mengenunabhängige Subventionierung setzt. Damit könnte Strom"verkauf" zu Negativpreisen künftig verhindert werden.

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