Deutschland hat Nachholbedarf Finanzwissen schlecht entwickelt
Selbstwahrnehmung und Fremdeinschätzung - beim Finanzwissen der Deutschen klafft beides bemerkenswert auseinander. Das zeigt eine aktuelle Analyse im Auftrag der Fondsgesellschaft Union Investment, über die die WELT AM SONNTAG berichtet.
Dazu wurde eine repräsentative "Stichprobe" aus über 1.000 Bundesbürgern befragt. Außerdem gingen die Urteile von rund 600 Experten aus verschiedenen Bereichen (Finanzberater, Verbraucherschützer, Lehrer usw.) in die Untersuchung ein. Dabei wurden nicht nur Einschätzungen des Finanzwissens erhoben, sondern auch Erwartungen an die Finanzbildung.
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Zwei Minus oder Vier Plus?
Sich selbst geben die Bundesbürger durchweg gute Noten, wenn es um Finanzwissen geht. 51 Prozent der Befragten - mehr als die Hälfte - bewerteten sich im bekannten Schulnoten-System mit "Gut" oder "Sehr gut". Nur zwei Prozent gaben sich eine Fünf oder Sechs. Im Schnitt kam eine 2,5 als Wertung heraus - eine Zwei minus. Ganz anders sahen das die befragten Experten. Die bewerteten nur fünf Prozent der Bundesbürger mit Eins oder Zwei. 16 Prozent erhielt dagegen die Note "Mangelhaft" oder "Sehr mangelhaft". Der Durchschnitt lag bei 3,8 - im Notenschema eine Vier plus, nicht gerade ein Ruhmesblatt.
83 Prozent der befragten Bundesbürger würden zusätzliche Angebote zur Weiterbildung bei privater Altersvorsorge begrüßen."
Die Wahrheit dürfte nicht so weit weg vom Experten-Urteil liegen, denn tatsächlich ist die Wissensvermittlung zum Thema Finanzen bei uns nicht sehr ausgeprägt. Schüler erfahren dazu nur vergleichsweise wenig und wer nicht in der Ausbildung oder im Beruf mit Finanzen zu tun hat, ist primär auf "Learning by Doing" angewiesen. Dabei wäre mehr Finanzbildung durchaus erwünscht - gerade wenn es um die private Altersvorsorge geht. 83 Prozent der befragten Bundesbürger würden zusätzliche Angebote zur Weiterbildung bei privater Altersvorsorge begrüßen.
Finanzielle Weiterbildung durch Arbeitgeber
Interessante Erkenntnis dabei: Weiterbildungsangebote werden auch und gerade als Aufgabe der Arbeitgeber gesehen. Das hängt sicher nicht nur damit zusammen, dass die betriebliche Altersversorgung ein wichtiger Teil der Vorsorge ist, sondern liegt wohl auch daran, dass private Alterssicherung zu einem wesentlichen Teil aus Arbeitseinkommen erfolgt.