Zahnärzte sehen sich zunehmend einer Konkurrenz aus eigenen Reihen ausgesetzt

Neue Investitionsfelder Versorgungszentren für niedergelassene Zahnärzte

Zahnärzte sehen sich zunehmend einer Konkurrenz aus eigenen Reihen ausgesetzt: Von spekulationsfreudigen Investoren finanzierte Versorgungszentren drängen auf den Markt.

Medizin und Pflege sind längst zu lukrativen Spekulationsfeldern geworden, die zahnärztlichen Versorgungszentren sind ein weiteres Instrument in diesem Portfolio. Allerdings formuliert die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) nicht ohne Grund Befürchtungen, wenn sie von einem Ausverkauf der zahnärztlichen Versorgung spricht.

Zahnärztliche Versorgungszentren: Gute Renditen nur für Spekulanten

Was einst als besondere Versorgungsidee entstand, wird seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2015 gezielt von findigen Investoren ausgenutzt: Medizinische Versorgungszentren können nämlich seither von Ärzten einer Fachrichtung besetzt werden. Diese Konzentration ermöglicht naturgemäß durch eine zentrale Verwaltung und Abrechnung eine effizientere Gestaltung der Kostenstruktur und damit der Preise, was wiederum die frei niedergelassenen Kollegen unter Druck setzt.

Als Investoren und Betreiber dieser Versorgungszentren kommen laut KZBV in erster Linie sieben Gesellschaften in Frage, wie beispielsweise der Fonds Nordic Capital oder die Frankfurter Quadriga Capital und sogar die Investment-Holding Colosseum Dental Group, die zur Kaffee-Dynastie Jacobs gehört.

Insbesondere für junge Zahnärzte entfällt auf diese Weise das enorme finanzielle Risiko, das mit einer Niederlassung einhergeht: Allein das Equipment kostet enorme Summen, im Betrieb wartet dann eine komplizierte Abrechnung der vielfältigen Leistungen, die oft genug zu einem großen Teil aus privater Tasche bezahlt werden müssen.

Anstellung statt Selbstständigkeit

So ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl der Zahnärzte, die einen Anstellungsvertrag der Selbstständigkeit vorziehen, allein im Jahr 2017 um mehr als 70 Prozent auf aktuell 1.350 gestiegen ist, so die KZBV. Aber auch aus medizinischer Sicht sieht die KZBV Probleme: Die privaten Anbieter konzentrieren sich auf die Bereiche, die die größten Renditen versprechen, wie zum Beispiel den Zahnersatz. Andere zum großen Leistungsspektrum moderner Zahnheilkunde gehörende Angebote würden darunter leiden - dem widersprechen die Investoren-Vertreter, die hier die Zahnärzte selbst in der Pflicht sehen.

Hochwertige Zahnmedizin ist längst eine Kostenfrage geworden."

Mit diesem neuen Wettbewerbsdruck werden niedergelassene Zahnärzte aber zurechtkommen müssen, denn bislang zeichnet sich das von der KZBV geforderte Verbot derartiger Investments nicht ab. Bislang ist auch keine Verschlechterung der Versorgungsituation im ländlichen Bereich zu verzeichnen, wie von der KZBV befürchtet worden war.

Aus Patientensicht eröffnet sich damit eine Alternative, was den Investoren in die Karten spielt: Hochwertige Zahnmedizin ist nämlich längst eine Kostenfrage geworden.

 

Autor: Jürgen E. Nentwig, juergen.nentwig@gfmsnentwig.de

 

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