Megatrend Transparenz Fondsbranche in der Strukturkrise
Wenn in der Finanzindustrie die Rede von Krise ist, wird vor allem auf die Banken geschaut. Deren Geschäftsmodell ist in Zeiten des digitalen Wandels und anhaltender Niedrigzinsen in der Tat unter Druck. Doch auch in einem anderen Bereich muss man sich Gedanken machen - in der Fondsbranche.
Folgt man einer neuen Studie der Unternehmens- und Managementberatung Bain, droht der Fondsindustrie bis 2022 ein dramatischer Verlust an Profitabilität. Für die Fondsgesellschaften ist das eine ganz neue Erfahrung, denn viele Jahre schien das Fondsgeschäft fast ein Selbstläufer zu sein.
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Grundlegender Umbruch ist zu erwarten
Zwar wächst das Fondsvermögen weltweit nach wie vor, allerdings langsamer als über lange Zeiträume. Dafür steigen die Kosten schneller und die Gewinne schrumpfen. Nach der Bain-Studie wird bis 2022 der Gewinn pro Euro Fondsvermögen jedes Jahr um sieben Prozent zurückgehen. Dabei kommt es zur Trennung von "Spreu und Weizen". Während die ertragsstärksten Fondsgesellschaften weiter erfolgreich bleiben und dabei ihren Vorsprung sogar noch ausbauen können, werden schwächere Marktteilnehmer zurückfallen. Kleinen und mittleren Anbietern ohne USP droht laut Bain über kurz oder lang sogar das Aus. Sie stehen etwa für die Hälfte des weltweiten Fondsmarktes.
Drei Entwicklungen führen nach Ansicht der Autoren zu einem grundlegenden strukturellen Umbruch:
- der technologische Wandel, insbesondere im Zusammenhang mit der digitalen Revolution;
- eine strengere Regulierung des Fondsgeschäfts, die als Kostentreiber wirkt;
- verändertes Kundenverhalten. Die Anleger vergleichen dank mehr Produkt-Transparenz verstärkt Preis und Leistung und entscheiden sich immer seltener für aktiv gemanagte Fonds.
Drei mögliche Strategien für erfolgreiche Fondsanbieter
Die Zeiten, in denen die Fondsindustrie auf ein nahezu automatisches Wachstum durch "billiges Geld" der Notenbanken und mehr Wohlstand in vielen aufstrebenden Ländern vertrauen konnte, sind demnach vorbei. Um trotzdem zu reüssieren, sehen die Bain-Experten drei mögliche strategische Stoßrichtungen:
- Kostensenkung durch Fusionen und Outsourcing von Bereichen außerhalb des Kerngeschäfts;
- eine konsequent auf Volumenwachstum fokussierte Geschäftspolitik bei Anbietern, die sich auf passive Fondsprodukte ausrichten;
- Spezialisierung auf interessante Nischen mit noch unausgeschöpften Potentialen, zum Beispiel in den Bereichen Mobilität, "saubere" Technologien, Infrastruktur oder Immobilien.
Ein einfaches "Weiter so" reicht in der Fondsbranche jedenfalls nicht. Wer auch in Zukunft erfolgreich sein will, muss sein Geschäftsmodell jetzt überarbeiten und ggf. neu ausrichten.