Trump plant höhere Spitzensteuer Fondsmanager im Visier
US-Präsident Donald Trump, seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus erneut mit umfangreicher politischer Gestaltungsfreiheit ausgestattet, plant einen bemerkenswerten steuerpolitischen Kurswechsel. Mit einem Reformpaket will er nicht nur den Spitzensteuersatz für sehr hohe Einkommen anheben, sondern auch eine langjährige steuerliche Sonderregel für Fondsmanager abschaffen – die sogenannte Carried-Interest-Vergünstigung.
Im Visier stehen insbesondere Private-Equity-Manager und Hedgefonds-Verwalter, deren leistungsabhängige Gewinnbeteiligungen bislang wie Kapitalerträge behandelt werden – mit entsprechend niedrigerer Besteuerung. Trump will dieses Steuerprivileg streichen. Damit richtet sich der Präsident bewusst gegen eine gut verdienende Finanzelite, die in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend kritisch gesehen wird.
Die Reformpläne sorgen bereits jetzt für deutliche Spannungen, auch innerhalb der Republikanischen Partei. Denn sie markieren eine Abkehr von traditionellen Positionen, nach denen Steuererhöhungen – selbst für Vermögende – prinzipiell abzulehnen sind.
Carried Interest: Die umstrittene Lücke im Steuersystem
Das Herzstück von Trumps Steuerreform betrifft ein seit Jahren scharf kritisiertes Detail der US-Steuergesetzgebung: den sogenannten Carried Interest. Dabei handelt es sich um die Gewinnbeteiligung, die Fondsmanager – meist 20 Prozent der erwirtschafteten Überschüsse – zusätzlich zur fixen Managementgebühr erhalten.
Obwohl diese Zahlungen de facto arbeitsbezogenes Einkommen darstellen, werden sie in den USA steuerlich wie langfristige Kapitalerträge behandelt. Das bedeutet: Statt mit bis zu 37 Prozent Einkommensteuer (zuzüglich Sozialabgaben) werden sie nur mit rund 20 Prozent Kapitalertragsteuer belastet.
Kritiker sprechen seit Langem von einer systematischen Privilegierung wohlhabender Finanzakteure. Verteidiger wiederum argumentieren, dass diese Regel notwendig sei, um Investitionsanreize in risikoreiche Beteiligungen zu erhalten – etwa bei Start-ups oder Unternehmen in Umbruchphasen. Trumps aktueller Vorstoß zielt nun darauf ab, diese Sonderbehandlung zu beenden – und Carried Interest künftig wie reguläres Einkommen zu versteuern.
Ein politisches Signal mit doppelter Wirkung
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Die Pläne des Präsidenten kommen überraschend – auch, weil Trump in seiner ersten Amtszeit ganz anders agierte. Seine Steuerreform von 2017 war maßgeblich von Entlastungen für Unternehmen und Spitzenverdiener geprägt.
Umso auffälliger ist nun die strategische Wendung: Höhere Steuern für Topverdiener, vor allem im Finanzsektor, sollen ein Signal sein – an die Wähler ebenso wie an den politischen Gegner.
Trump positioniert sich damit als Verfechter von Steuergerechtigkeit, ohne sich vom Grundsatz niedriger Unternehmenssteuern zu verabschieden.
Der Schritt könnte ihm dabei helfen, auch bei wirtschaftlich konservativen, aber sozialpolitisch sensiblen Wählerschichten an Zustimmung zu gewinnen – etwa in industriell geprägten Bundesstaaten, in denen der Einfluss von Private Equity vielfach kritisch betrachtet wird.
Widerstand in den eigenen Reihen
Donald Trumps Steuerpläne markieren eine politische Neuvermessung. Er legt sich mit einer Branche an, die ihm einst wohlgesonnen war – und setzt ein Signal, das weit über den Fiskus hinausweist: Die Zeiten stillschweigender Privilegien für Teile des Finanzsektors sollen vorbei sein."
Doch Trumps Vorschlag bleibt nicht ohne parteiinternen Widerstand. Insbesondere im republikanischen Establishment stößt die Idee, steuerliche Vergünstigungen abzubauen, auf Skepsis. Mehrere Abgeordnete haben bereits signalisiert, dass sie den Plan ablehnen könnten – aus grundsätzlicher Überzeugung, aber auch wegen der engen Verbindungen zur Finanzbranche.
Die Republikanische Partei war in den letzten Jahrzehnten ein verlässlicher Partner der Wall Street – ein Umstand, der nun auf den Prüfstand kommt. Einige fürchten, dass mit dem Ende der Carried-Interest-Vergünstigung ein Präzedenzfall geschaffen wird, der weitere Sonderregelungen ins Wanken bringen könnte. Andere sehen in Trumps Kurs einen populistischen Schachzug, der die Prinzipien marktwirtschaftlicher Steuerpolitik untergräbt.
Dennoch dürfte es Trump gelingen, Teile der Fraktion auf seine Seite zu ziehen – vor allem mit dem Argument, dass es sich nicht um eine allgemeine Steuererhöhung, sondern um eine gezielte Korrektur von Ungleichgewichten handelt.
Die Reaktion der Fondsbranche: Verteidigungsmodus
Für Private-Equity-Häuser, Hedgefonds und Venture-Capital-Firmen wäre die Abschaffung der Carried-Interest-Regel ein finanzieller Einschnitt mit erheblichen Folgen. Viele Geschäftsmodelle sind darauf ausgelegt, dass Manager einen Teil ihrer Vergütung steuerlich begünstigt erhalten – die Erwartung entsprechender Nettoerträge ist fest in Verträgen und Anreizsystemen verankert.
Entsprechend heftig ist die Reaktion aus der Branche. Erste Lobbyinitiativen wurden bereits gestartet, große Fondsanbieter suchen den direkten Draht zu Abgeordneten, um den Gesetzentwurf zu beeinflussen. Die Argumentation ist bekannt: Ohne steuerliche Attraktivität drohten weniger Investitionen in risikoreiche Unternehmen, weniger Innovation und geringere Renditen für Pensionskassen und Stiftungen, die vielfach als Kapitalgeber fungieren.
Ob diese Argumente im aktuellen politischen Klima durchdringen, ist fraglich. Denn der öffentliche Druck auf die Branche wächst – und Trump weiß, dass er mit einem gezielten Eingriff in ein öffentlich leicht angreifbares Privileg politisch punkten kann.
Fazit: Ein Bruch mit alten Allianzen – und eine Bewährungsprobe für die Republikaner
Donald Trumps Steuerpläne markieren eine politische Neuvermessung. Er legt sich mit einer Branche an, die ihm einst wohlgesonnen war – und setzt ein Signal, das weit über den Fiskus hinausweist: Die Zeiten stillschweigender Privilegien für Teile des Finanzsektors sollen vorbei sein.
Ob es sich dabei um einen einmaligen symbolischen Schritt handelt oder um den Auftakt zu einer tiefergehenden Neuausrichtung der republikanischen Steuerpolitik, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch: Der Präsident scheut auch in seiner zweiten Amtszeit nicht die Konfrontation – selbst mit bisherigen Verbündeten.
Für Fondsmanager und Private-Equity-Investoren könnte dies das Ende einer Ära bedeuten – und den Beginn einer steuerlich neuen Realität.
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