Finanzbildung Gen Z hat Wissenslücken
Finanzkompetenz ist kein Trend, sondern eine Zukunftsfähigkeit.
Sie sind digital aufgewachsen, bestens vernetzt, ständig online – und doch unsicher, wenn es ums Geld geht: Die Generation Z, also jene zwischen Mitte der 1990er- und späten 2000er-Jahrgänge, interessiert sich zunehmend für Finanzen, Aktien und Vorsorge. Doch eine aktuelle Studie zeigt ein paradoxes Bild: große Neugier bei gleichzeitig erheblichen Wissenslücken und Angst vor Fehlentscheidungen.
Zwischen YouTube-Tutorials, Finanz-Influencern und Trading-Apps haben viele junge Menschen den Zugang zur Geldanlage gefunden – aber nicht unbedingt das Fundament, um sie sicher zu betreiben. Das Ergebnis: Informationsüberfluss trifft auf Unsicherheit.
Interesse ja – aber ohne Richtung
Laut einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) sowie internationaler Studien von Schroders und BlackRock beschäftigen sich über 70 Prozent der unter 30-Jährigen regelmäßig mit Finanzthemen. Das Interesse an Aktien, ETFs und Kryptowährungen ist größer als in jeder Generation zuvor.
Doch das Wissen bleibt oberflächlich: Viele kennen den Begriff „ETF“, können aber nicht erklären, wie er funktioniert. Rund 60 Prozent der Befragten schätzen ihr Finanzwissen selbst als „gering“ ein, und weniger als ein Drittel versteht Grundbegriffe wie „Zinseszins“, „Rendite“ oder „Inflationsanpassung“ korrekt.
Diese Diskrepanz führt dazu, dass finanzielle Neugier nicht automatisch zu finanzieller Kompetenz wird – und häufig in Aktionismus oder Stillstand mündet.
Angst als neuer Faktor
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Ein zentrales Ergebnis der Studien:
Die Gen Z hat weniger Vertrauen in ihre eigenen Finanzentscheidungen als frühere Generationen.
Nur etwa 25 Prozent fühlen sich in der Lage, eigenständig Anlageentscheidungen zu treffen.
Der Hauptgrund: die Angst, Fehler zu machen.
Diese Furcht ist nicht unbegründet.
Nach Jahren volatiler Märkte, Meme-Stocks und Krypto-Blasen haben viele junge Anleger erlebt, wie schnell vermeintliche Gewinne verloren gehen.
Die Folge ist eine generationstypische Haltung: lieber gar nichts tun, als etwas Falsches.
Psychologen sprechen hier von einer „Finanzvermeidungsstrategie“ – einer Art Selbstschutz vor emotionaler Überforderung.
Die Angst vor Fehlentscheidungen blockiert den Lernprozess und führt dazu, dass wichtige Anlagechancen ungenutzt bleiben.
Informationsflut ohne Orientierung
Noch nie standen jungen Menschen so viele Informationsquellen zur Verfügung: Social Media, Podcasts, YouTube-Kanäle, Finanzblogs. Doch die Qualität dieser Inhalte schwankt erheblich. Viele „Finfluencer“ bieten vereinfachte oder sogar falsche Ratschläge, oft mit kommerziellem Eigeninteresse.
Für Unerfahrene wird die Flut an Ratschlägen schnell zur Falle. Ohne solides Grundwissen ist es schwer zu unterscheiden, was Substanz hat – und was nur Marketing ist. So entsteht das paradoxe Phänomen: viel Input, wenig Kompetenz.
Warum persönliche Beratung wieder gefragt ist
Finanzkompetenz ist kein Trend, sondern eine Zukunftsfähigkeit. Wer sie heute vermittelt, stärkt nicht nur die junge Generation – sondern die Stabilität der Finanzmärkte von morgen."
Bemerkenswert ist, dass die Gen Z trotz digitaler Affinität nicht auf persönliche Beratung verzichten will. Laut einer Studie von Deloitte wünschen sich mehr als 60 Prozent der jungen Anleger zumindest gelegentlich professionelle Unterstützung – sei es durch Banken, unabhängige Finanzberater oder digitale Hybridmodelle.
Wichtig ist dabei weniger das Produktwissen als die Vertrauensbasis: Junge Menschen suchen jemanden, der komplexe Themen übersetzt, Zusammenhänge erklärt und vor emotionalen Fehlreaktionen schützt.
Das öffnet Raum für eine neue Form von Beratung: pädagogisch, transparent, technologiegestützt.
Finanzberatung für die Gen Z ist kein Verkaufsgespräch, sondern ein Lernprozess.
Bildung als Schlüssel – nicht Belehrung
Der Mangel an Finanzbildung beginnt früh. In den meisten Bundesländern gibt es nach wie vor kein verpflichtendes Schulfach Wirtschaft oder Finanzen. Erst in den letzten Jahren entstehen vermehrt Initiativen von Stiftungen, Banken und Bildungseinrichtungen, die ökonomische Grundkompetenz vermitteln sollen.
Doch die Erfahrung zeigt: Belehrung funktioniert nicht. Junge Menschen reagieren nicht auf Mahnungen oder abstrakte Modelle, sondern auf konkrete, lebensnahe Inhalte – etwa, wie man ein Budget aufstellt, Kredite versteht oder langfristig spart.
Erfolgreiche Bildungsprojekte setzen auf Interaktivität, Gamification und Peer-to-Peer-Lernen. Sie holen die Gen Z dort ab, wo sie ohnehin lebt: im digitalen Raum.
Fazit
Die Generation Z steht vor einer doppelten Herausforderung: Sie hat den frühesten Zugang zu Finanzinformationen – und zugleich das größte Risiko, sich in ihnen zu verlieren.
Die gute Nachricht: Das Interesse ist da, die Offenheit ebenso.
Was fehlt, ist Orientierung, Struktur und Begleitung.
Für Politik, Bildungseinrichtungen und Finanzbranche ergibt sich daraus ein klarer Auftrag:
- Finanzbildung muss früh, praktisch und unabhängig beginnen.
- Beratung muss erklärend statt belehrend sein.
- Technologie darf Information erleichtern, aber nicht Verständnis ersetzen.
Die Lehre lautet: Finanzkompetenz ist kein Trend, sondern eine Zukunftsfähigkeit.
Wer sie heute vermittelt, stärkt nicht nur die junge Generation – sondern die Stabilität der Finanzmärkte von morgen.
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