Niedrigzinsen zerstören das Prinzip Geschäftsmodell Bausparkasse vor dem Aus
Mit regelmäßigen Beträgen gut verzinst für ein späteres Bauspardarlehen zu sparen, ist für viele Deutsche eine gängige Form der Geldanlage. Wegen der Niedrigzinsen bangen die Bausparkassen jedoch um ihr gesamtes Geschäftsmodell.
Sie lockten mit hohen Zinsen und belohnten die Sparer, die kein Darlehen in Anspruch nehmen - die deutschen Bausparkassen haben in den letzten Jahrzehnten mit ihrer Geschäftspolitik selbst für die aktuelle Schieflage gesorgt: Niedrige Zinsen kamen in ihren Szenarien offensichtlich nicht vor. Insbesondere die langfristige Bindung hochverzinster Verträge wurde einst als Verkaufsargument angepriesen - nun musste der BGH bemüht werden, um sich aus diesen Zinsfesseln überhaupt befreien zu können.
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Bausparkassen: teure Altlasten mit Hilfe des BGH entsorgt
Die seit Jahren anhaltende Niedrigzinsphase, die von der EZB als Antwort auf die Finanzkrise initiiert wurde, verkehrt das Geschäftsmodell der Bausparkassen grundsätzlich: Einerseits lassen sich die langfristigen Guthabenzinsen von drei oder vier Prozent am Finanzmarkt nicht mehr erwirtschaften. Andererseits sind die gleichzeitig gebundenen Darlehenskonditionen im Vergleich zum Markt ganz einfach zu schlecht. Ergebnis: Bausparer lassen ihre Verträge als fest verzinste und sichere Geldanlage laufen, ohne das Bauspardarlehen in Anspruch zu nehmen.
Was einst von den Bausparkassen belohnt wurde, führte in die aktuelle existenzielle Krise: Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das Volumen der Bausparfinanzierung auf rund 16 Milliarden und damit auf ein Drittel geschrumpft. Gleichzeitig stiegen die Einlagen, die rund 159 Milliarden Euro stellen einen Zuwachs um rund zwei Drittel dar. Damit vergrößert sich das Problem, denn die als Anlage zur Erwirtschaftung der Verzinsung präferierten Staatsanleihen wiesen regelmäßig negative Renditen aus, selbst für das Parken von Kapital bei einer Bank müssen Strafzinsen bezahlt werden.
Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das Volumen der Bausparfinanzierung auf rund 16 Milliarden und damit auf ein Drittel geschrumpft."
Zinsüberschüsse auf Tiefststand - neue Bausparmodelle gesucht
Um 16 Prozent ist der Zinsüberschuss aller 20 Bausparkassen im Zeitraum von 2011 bis 2015 eingebrochen, im Jahr 2015 wurden operative Erträge von 2,2 Milliarden Euro erwirtschaftet - was laut Deutscher Bundesbank ein historisches Tief markiert. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass sich die Bausparkassen von den hochverzinsten Alt-Verträgen trennen wollen, was natürlich bei den Sparern auf wenig Begeisterung stößt. Die jüngsten BGH-Urteile räumen das Recht ein, dass Bausparverträge, die schon vor mindestens zehn Jahre zuteilungsreif waren und für die kein Bauspardarlehen abgerufen wurde, von Seiten der Bausparkasse gekündigt werden können.