Produktkosten wesentlich transparenter

Mifid-Gesetz hat erhebliche Auswirkungen Gesetzesdetails verhindern Wertpapierkäufe

Kennen Sie Mifid II? Wenn nicht, befinden Sie sich vermutlich in bester Gesellschaft. Dabei sollte Ihnen das Kürzel, das für "Markets in Financial Instruments Directive II" steht, etwas sagen. Denn es betrifft vielleicht Ihre Wertpapieranlagen.

Seit Jahresbeginn gelten die Vorgaben der zweiten EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente auch in Deutschland. Mit dem komplexen Regelwerk, das in viele Bereich eingreift, soll unter anderem der Verbraucherschutz im Bereich der Wertpapieranlagen verbessert werden. Dabei waren die Regelungen wohl schneller als der Markt, denn tausende - kürzlich noch erhältliche -  Finanzprodukte können plötzlich nicht mehr gekauft werden.

Viele haben sich nicht rechtzeitig auf Mifid II eingestellt 

Die Anforderungen an die "Vermarktung" von Wertpapieren werden nämlich durch die Richtlinie deutlich erhöht. So müssen jetzt die Produktkosten wesentlich transparenter gemacht werden als früher. Die Kosten müssen sowohl in absoluter Höhe als auch in Prozent des Anlagebetrags angegeben werden. Auch muss der Anleger erfahren, was ihn ein Verkauf kosten würde. Bei der Wertpapier-Beratung gelten ebenfalls neue Regeln. So sind Telefonate mit Kunden zu Wertpapieren grundsätzlich aufzuzeichnen. Anstelle des bisherigen Beratungsprotokolls im Beratungsgespräch ist eine Geeignetheitserklärung abzugeben. Das heißt, der Berater muss erklären und begründen, warum das von ihm empfohlene Produkt für den Anleger geeignet ist. 

Viele Produktanbieter sind bis dato mit den nötigen Informationen noch nicht nachgekommen, so dass deren Wertpapiere einstweilen aus dem "Sortiment" genommen wurden. Das erklärt die aktuelle Blockade vieler Wertpapierkäufe. Dabei sind keineswegs nur exotische Produkte betroffen. 

ETF Securities, einer der größten europäischen Indexfonds-Anbieter, kann derzeit kein einziges seiner 733 Produkte im Geltungsbereich der Mifid II-Richtlinie verkaufen." 

Wie die größte Direktbank in Deutschland, die ING Diba, einer bekannten Sonntagszeitung mitteilte, stehen bei ihr insgesamt 80.000 sonst erhältliche Wertpapiere wegen mangelnder Erfüllung der Mifid II-Vorgaben nicht zur Verfügung. Anderen Instituten dürfte es ähnlich gehen. Es gibt sogar Produktanbieter, die einen Totalausfall vermelden müssen. ETF Securities, einer der größten europäischen Indexfonds-Anbieter, kann derzeit kein einziges seiner 733 Produkte im Geltungsbereich der Mifid II-Richtlinie verkaufen. 

Eine Mammutaufgabe für die Finanzindustrie 

In den nächsten Wochen und Monaten dürfte sich dieser "Stau" allmählich auflösen. Welche Mammutaufgabe für die Finanzindustrie die Umsetzung bedeutet, macht die Tatsache deutlich, dass Anleger bei uns unter mehr als 1,5 Millionen Finanzprodukten auswählen können. Da steht also noch einiges an Arbeit an.

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