Verbraucher sollten sich an eine länger anhaltenden Nullinflation gewöhnen

Niedrige Inflationsraten der neue Standard? Nullinflation oder Deflation

Die Angst vor einer Deflation, also einem Szenario mit sinkenden Preisen, geht bei Ökonomen ebenso um wie bei der Europäischen Zentralbank. Als Verbraucher sollten Sie sich jedoch an eine länger anhaltende Nullinflation gewöhnen.

Wenn Sie verstehen möchten, warum die Preise im deutschen Einzelhandel kaum noch steigen und die Teuerungsrate immer mehr einer Nullinflation gleicht, sollten Sie einen Blick auf die Elektronikbranche werfen. Der Wirtschaftszweig wird seit Jahren immer leistungsfähiger, die Produkte werden bei sinkenden Preisen kontinuierlich vielfältiger und besser. Was die Statistiker derzeit in vielen Wirtschaftsbereichen registrieren, erfüllt einige Ökonomen und die Verantwortlichen der Notenbanken mit größter Sorge. Sie sehen die Nationen der Eurozone am Rand einer Deflation, weil die seit Jahrzehnten gewohnte Preissteigerung von sinkenden Verkaufspreisen abgelöst wird.

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Warum Notenbanker und Volkswirte die Deflation fürchten

Die Experten sind der Ansicht, dass Sie und viele andere Verbraucher angesichts sinkender Preise Ihr Konsumverhalten ändern, anstehende Ausgaben aufschieben und auf neue Tiefstpreise warten. Diese Verhaltensweise würde mit stark nachlassender Produktion die Wirtschaft lähmen. Daher unternimmt die EZB alles in ihrer Macht stehende, um eine aus ihrer Sicht gesunde Geldentwertung herzustellen. Der ideale Inflationswert liegt für die Notenbanker bei knapp zwei Prozent. Obwohl die Zentralbank die Märkte mit enormen Geldmengen flutet, ähnelt die Teuerungsrate in Europa zunehmend einer Nullinflation.

Die neue Realität

Sie sollten sich nicht den übertriebenen Sorgen vor einer Deflation anschließen, und sich daran gewöhnen, dass die neue Wirklichkeit von einer Nullinflation mit leicht negativer Tendenz geprägt wird. Die moderne Wirtschaft der Gegenwart baut auf zwei grundlegende Entwicklungen: Globalisierung und Digitalisierung

Die Globalisierung dehnt den Wettbewerb auf weltweites Niveau aus und generiert mit zunehmend vielen Konkurrenten ständig günstigere Produkte. Dadurch wächst überall der Preisdruck so lange, bis die politische Entwicklung wieder zu Handelshürden führt.

Die Deflation hat längst ihren Schrecken verloren." 

Durch die fortschreitende Digitalisierung wird Ihnen die Produktsuche mit zeitgemäßer Transparenz erleichtert. Vergleichsportale und Onlineversandhändler wetteifern mit immer neuen Tiefstpreisen.

Nicht auf die Deflation warten

Ein von Nullinflation dominiertes Umfeld erlaubt Ihnen, stets auf ein riesiges Angebot sehr günstiger Produkte zurückgreifen zu können. Sie brauchen daher nicht, wie von einigen Volkswirten vermutet, auf weiter sinkende Preise zu warten, sondern können Ihre Wünsche zeitnah realisieren. Abwarten wäre nur bei rapidem Preisverfall eine sinnvolle Option, doch davon ist derzeit weit und breit keine Spur.

Stattdessen sollten wir uns alle auf eine längere Periode der Nullinflation einstellen, welche kurzzeitig leicht in den negativen Bereich abrutschen kann. Auch die Notenbanker müssen sich fragen, ob ihre Forderung nach Preissteigerung noch dem Zeitgeist entspricht. Denn die Deflation hat längst ihren Schrecken verloren.

 

Autor: Jürgen E. Nentwig, juergen.nentwig@gfmsnentwig.de

 

 

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