Wissenschaftlich liegt Value vorne Im letzten Jahrzehnt überzeugen Growth-Titel
Der Streit dauert schon lange, welcher Ansatz an der Börse besser funktioniert - Value-Investing oder die Growth-Strategie. Einen "Beweis" im naturwissenschaftlichen Sinne für die Überlegenheit der einen oder anderen Vorgehensweise gibt es nicht. Und auch Zeitreihen-Analysen führen zu keinem eindeutigen Ergebnis. Es kommt immer auf den Betrachtungszeitraum an.
Aber vielleicht ist es ja überhaupt verfehlt, Value-Strategie und Growth-Strategie so grundsätzlich gegeneinander zu stellen. Manches spricht dafür, dass die Eignung vom jeweils geltenden Börsenumfeld abhängt. Es kann durchaus Sinn machen, die Strategie zu wechseln, wenn sich die Rahmenbedingungen grundlegend ändern.
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"Growth" - seit der Finanzkrise überlegen
Nimmt man den Zeitraum seit der Jahrtausendwende, dann konnten Value-Investoren im Schnitt bessere Ergebnisse erzielen als Anhänger des Growth-Ansatzes. Beim Vergleich der beiden Indexfonds "iShares Russell 1000 Growth" und "iShares Russell 1000 Value" als Referenz-Beispiel erreichte der Value-Fonds eine Rendite von sieben Prozent p.a., der Growth-Fonds lediglich vier Prozent. Nimmt man dagegen die Entwicklung seit der Finanzkrise 2008, schnitt der Growth-Fonds mit einem Plus von 300 Prozent deutlich besser ab als der Value-Fonds mit "nur" 200 Prozent.
Diese Zahlen bestätigen die Vermutung, dass sich die Value-Strategie besonders in der langfristigen Perspektive auszahlt, während die Growth-Strategie in Börsenphasen mit einer dynamischen Kursentwicklung nach oben überlegen ist. Wachstumswerte legen dann besonders stark zu. Das ist nicht nur einem überschießenden Optimismus geschuldet, der gerade auf Kurse expandierender Unternehmen wirkt. Es gibt auch objektive Fakten, warum Wachstumswerte besser abschneiden.
Beispielsweise, weil sie stärker von niedrigen Zinsen profitieren. Die durch die Zentralbanken seit der Finanzkrise künstlich verbilligten Zinsen ermöglichten solchen Unternehmen günstigere Finanzierungen und förderten damit den Wachstumskurs. Das führte wiederum zu steigenden Umsätzen und mehr Gewinn - mit entsprechenden Effekten für die Kurse. In einer solchen Börsenphase bieten Werte mit Substanz dagegen nur vergleichsweise begrenzte Kursphantasien. Im Gegenteil - bei allgemein hohen Bewertungen wird es zunehmend schwierig, noch unterbewertete Titel am Markt für Value-Investing zu finden.
Value-Strategie zahlen sich besonders in der langfristigen Perspektive aus."
Zeit für Value-Investing?
Derzeit mehren sich die Zeichen dafür, dass die Zeit immer neuer Kursrekorde dem Ende entgegengeht.
Es wird mit steigenden Zinsen gerechnet und die Volatilität ist an die Finanzmärkte zurückgekehrt.
Das könnte ein Zeitpunkt sein, um wieder stärker auf Werte mit Substanz zu setzen.