OECD sieht große Gefahren Insolvenz bei Lebensversicherern?
Lebensversicherer galten lange als stabile Unternehmen, bei denen eine Insolvenz die große Ausnahme war. In mageren Zinszeiten und angesichts wachsender Unsicherheiten ändert sich das. Das Geschäftsmodell der Lebensversicherer kommt zunehmend unter Druck.
In früheren Zeiten gehörte die Lebensversicherung praktisch zum Standard der privaten Altersvorsorge. Noch immer gibt es hierzulande mehr Verträge als Bundesbürger. Doch angesichts anhaltend niedriger Zinsen wird das Produkt inzwischen ziemlich unattraktiv. Nicht nur ist der Garantiezins der Kapitalmarktentwicklung gefolgt und wurde mehrfach abgesenkt, auch die Überschüsse - einst eine wesentliche Renditekomponente - schmelzen dahin. Außerdem wächst das Insolvenz-Risiko.
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Altlasten durch Zinsversprechen der Vergangenheit
Die Ursache dafür liegt in den deutlich höheren Zinsversprechen der Vergangenheit. Wer vor einigen Jahren eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, bekam dafür noch deutlich höhere Zinsen garantiert. In Bestzeiten lag der Garantiezins sogar bei vier Prozent. An diese Zinsversprechen sind die Lebensversicherer bei Alt-Verträgen immer noch gebunden. Die Zinsabsenkungen gelten jeweils nur für Neuverträge. Bei zum Teil jahrzehntelang laufenden Verträgen wird das für die Unternehmen zum Verlustgeschäft, denn mit ihren konservativen Anlagen lassen sich mittlerweile kaum mehr entsprechende Erträge erzielen.
Die Versicherungsunternehmen können dabei nur in begrenztem Umfang ihre Anlagepolitik anpassen. Die Regulierung und Versicherungsaufsicht setzt der Umschichtung in riskantere, aber ertragreichere Anlagen Grenzen. Sie würde außerdem mehr teures Eigenkapital binden. Von daher überrascht es nicht, dass immer noch fast neunzig Prozent der Anlagebestände in Rentenpapiere investiert sind. Pfandbriefe, Anleihen und Darlehen sind vergleichsweise sicher, bringen aber nur noch wenig.
Mehr Erträge nur für mehr Risiko
Dort wo das zulässig ist, versucht man inzwischen auf ertragreichere Investments auszuweichen. Auch die Produktpolitik wurde angepasst. So geht die Branche zunehmend weg von den klassischen Garantiezins-Versprechen und setzt mehr auf kapitalmarktnahe Versicherungslösungen, die auch mehr Spielräume bei den Anlagen lassen. Diese Produkte bieten bessere Ertragsaussichten, sind aber für die Kunden zwangsläufig auch riskanter. Letztlich verlagern die Lebensversicherer damit einen Teil ihres Risikos auf die Kunden.
Das Geschäftsmodell der Lebensversicherer kommt zunehmend unter Druck."
Die schwierige Lage der Versicherungs-Unternehmen löst dies kurzfristig nicht. Ihre finanzielle Stabilität wird durch die anhaltende Niedrigzins-Situation erheblich gefährdet. Auf das damit verbundene wachsende Insolvenz-Risiko hat jetzt die OECD aufmerksam gemacht. Es ist ein Dilemma: Lebensversicherer, die weiter auf konservatives Investment setzen, erzielen kaum noch ausreichend Erträge und sind dadurch ggf. von Insolvenz bedroht. Unternehmen, die riskanter investieren, können zwar bessere Ergebnisse erwarten, erhöhen aber auch ihr Ausfallrisiko durch Fehlspekulationen.
Für Anleger kann dies in der Konsequenz nur eins bedeuten. Die Lebensversicherung als vermeintlich sichere und ertragsstabile Lösung der privaten Altersvorsorge sollte dringend überdacht werden. Nun hat selbst OECD-Generalsekretär Angel Gurría vor Gefahren gewarnt. Es ist empfehlenswert, die bestehenden Verträge unabhängig überprüfen zu lassen. Hierzu bieten sich Honorarberater besonders an.
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