Die Rahmenbedingungen stimmen nicht Kaum noch Gründer
Die Zahl der Existenzgründungen ist ein Indikator für die Dynamik einer Wirtschaft. Gründer treiben Innovationen voran und bringen Neuheiten auf den Markt. Sie sind Motor des Wettbewerbs und wirken der Bildung von Marktmacht entgegen. Sieht man es so, ist es schlecht um die deutsche Wirtschaft bestellt - denn es wird immer weniger gegründet im Land.
Laut KfW-Gründungsmonitor 2019 gab es im vergangenen Jahr noch 547.000 Existenzgründungen. Die Gründerquote (Anteil der Gründer an der Erwerbsbevölkerung) lag bei knapp über einem Prozent - der niedrigste Wert, seit die KfW diese Auswertung fährt. Nur jeder vierte Erwerbsfähige denkt an eine Selbstständigkeit, vor zwanzig Jahren war es noch rund jeder zweite.
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Abhängige Beschäftigung oft attraktiver
Immerhin, bei jungen Menschen ist der Wunsch zur Selbstständigkeit immer noch recht stark. Bei unter 30jährigen kann sich jeder Dritte eine Gründung vorstellen. So ist die sinkende Quote auch Ausdruck des demografischen Wandels. In vorgerücktem Alter wagt man kaum noch den Sprung in die Selbstständigkeit. Dass es in einer alternden Gesellschaft weniger Gründer gibt, ist demnach eine logische Konsequenz. Eine andere Ursache für mangelnden Gründergeist bildet die immer noch gute Beschäftigungslage. Manche Selbstständigkeit der Vergangenheit war aus der Not geboren. Wo es genug "sichere" Arbeitsplätze gibt, hat mancher sogar den Rückweg in abhängige Beschäftigungsverhältnisse angetreten. Der Nachwuchs wählt gleich den Arbeitnehmer-Status.
Auffällig ist die besonders stark gesunkene Gründungsbereitschaft im Zeitraum 2009 bis 2012. Binnen drei Jahren ging sie von 41 Prozent auf 30 Prozent zurück. Hier dürften die Finanzkrise und die anschließende Euro-Krise Spuren hinterlassen haben. In Krisenzeiten erscheint eine Existenzgründung besonders riskant. Seither geht es gemächlicher, aber dennoch kontinuierlich abwärts. Und nach Überwindung der Krisen machte der lang anhaltende Aufschwung nebst Beschäftigungswunder die Selbstständigkeit unattraktiv.
Die Zahl der Existenzgründungen ist ein Indikator für die Dynamik einer Wirtschaft."
Bürokratische Hemmnisse - oft ein Hürdenlauf
Weitere Gründe für die Zögerlichkeit sind die Regelungswut des deutschen Gesetzgebers und bürokratische Hemmnisse. Immer neue Vorgaben mit Unklarheiten und aufwändigen Umsetzungen - siehe DSGVO - machen den Sprung nicht verlockender. Wer gründet, muss in vieler Hinsicht stressresistent sein und Hürden überwinden können.
Und bis sich der Erfolg einstellt, ist oft ein steiniger Weg zurückzulegen. Nicht selten sind es solche Widrigkeiten, nicht fehlendes Geld, die eine Existenzgründung verhindern - höchste Zeit, gegenzusteuern.