Gold bleibt das klassische Krisenmetall

Larry Fink Krypto und Gold aus Angst

Wenn Misstrauen zur Anlagestrategie wird.

Die anhaltend hohe Staatsverschuldung vieler Industrieländer verändert das Verhalten der Kapitalmärkte. Während Regierungen neue Schulden aufnehmen, wächst bei Investoren das Bedürfnis nach Sicherheit. Larry Fink, Chef des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, bezeichnet Gold und Kryptowährungen daher als „Anlagen der Angst“ – Ausdruck eines schwindenden Vertrauens in klassische Finanzsysteme.

Finks Einschätzung trifft den Nerv der Zeit: Anleger suchen Stabilität in einem Umfeld, in dem Inflation, politische Unsicherheit und Schuldenkrisen an Vertrauen in Papiergeld und Staatsanleihen nagen.

Schulden als Treiber des Misstrauens

Die weltweite Verschuldung hat historische Höchststände erreicht.

Staaten finanzieren Konjunkturprogramme, Energiewenden und Verteidigungsausgaben mit Kredit.

Diese Schuldenflut führt zu einem langfristigen Dilemma:

Entweder steigen die Zinsen – was die Haushalte belastet –, oder Notenbanken stützen die Finanzierung mit lockerer Geldpolitik.

Beides schwächt das Vertrauen in die Stabilität der Währungen.

In diesem Umfeld gewinnen nichtstaatliche Wertaufbewahrungsmittel an Attraktivität – allen voran Gold und digitale Währungen wie Bitcoin.

Finks Formulierung „Anlagen der Angst“ verweist darauf, dass diese Investitionen weniger aus Renditeerwartung, sondern aus Sicherheitsbedürfnis heraus erfolgen.

Gold: Der traditionelle Fluchtpunkt

Gold bleibt das klassische Krisenmetall. Es gilt seit Jahrhunderten als Wertspeicher, unabhängig von Zinsniveau oder Regierungspolitik. In Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit steigt die Nachfrage regelmäßig.

Der Goldpreis profitiert von zwei Faktoren: dem Wunsch nach Inflationsschutz und der Skepsis gegenüber Finanzsystemen. Für institutionelle Anleger ist Gold zudem leicht handelbar und weltweit anerkannt.

Doch Gold zahlt keine Zinsen und wirft keine laufenden Erträge ab – es dient allein dem Werterhalt. In Finks Worten: eine Anlage, die Sicherheit verspricht, aber Wachstum meidet.

Kryptowährungen: Digitale Misstrauensreserve

Gold und Kryptowährungen spiegeln die Unsicherheit einer hochverschuldeten Welt."

Bitcoin und andere Kryptowährungen erfüllen eine ähnliche psychologische Funktion, allerdings in digitaler Form. Sie entstanden als Reaktion auf die Finanzkrise 2008 – mit dem Anspruch, ein dezentrales Geldsystem jenseits staatlicher Kontrolle zu schaffen.

Heute nutzen immer mehr Investoren Kryptowährungen als Absicherung gegen Währungsabwertung oder geopolitische Risiken. Auch institutionelle Anbieter, darunter BlackRock selbst, prüfen und entwickeln Produkte, die digitale Vermögenswerte in regulierte Strukturen integrieren.

Damit entsteht ein paradoxer Trend: Die Finanzindustrie institutionalisiert genau jene Anlageformen, die aus Misstrauen gegenüber ihr selbst entstanden sind.

„Anlagen der Angst“ – Ausdruck einer Zeitenwende

Larry Finks Begriff verweist auf eine psychologische Verschiebung im Anlegerverhalten. Wo Vertrauen in Stabilität fehlt, entstehen Fluchtbewegungen in vermeintlich unabhängige Werte. Gold und Krypto fungieren dabei als Symbole eines neuen finanziellen Realismus – oder auch als Spiegel wachsender Verunsicherung.

Dabei unterscheidet sich ihre Natur deutlich: Gold ist materiell, knapp und über Jahrhunderte erprobt; Bitcoin ist digital, algorithmisch begrenzt und politisch umstritten. Gemeinsam ist beiden die Rolle als Gegenposition zu staatlichem Geldsystem und Schuldenökonomie.

Langfristige Perspektive

Fink selbst sieht in Kryptowährungen dennoch Potenzial – nicht als Fluchtinstrument, sondern als Basis neuer digitaler Finanzinfrastrukturen. Tokenisierung, also die digitale Abbildung realer Vermögenswerte auf Blockchains, könnte laut ihm den Kapitalmarkt effizienter machen.

Die Herausforderung besteht darin, zwischen kurzfristiger Angst und langfristiger Innovation zu unterscheiden. Denn nicht jede Flucht in Alternativen ist Ausdruck von Zukunftsangst – sie kann auch eine Suche nach neuen Formen von Stabilität sein.

Fazit

Gold und Kryptowährungen spiegeln die Unsicherheit einer hochverschuldeten Welt. Sie sind, wie Larry Fink sagt, „Anlagen der Angst“ – aber auch ein Symptom struktureller Veränderungen im globalen Finanzsystem. Die wachsende Nachfrage zeigt, dass Vertrauen zur zentralen Währung der Zukunft wird. Wo es fehlt, entstehen neue Wertformen – digital, dezentral und unabhängig. Ob sie das Vertrauen tatsächlich ersetzen oder nur auf andere Weise ausdrücken, bleibt die zentrale Frage der kommenden Jahre.

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