Investmentstratege Makroökonomische Enttäuschungen
Vorsicht trotz stabiler Konjunktur.
Die Stimmung an den internationalen Finanzmärkten ist nach einer Phase robuster Entwicklung wieder deutlich vorsichtiger geworden. Patrick Brenner, Multi-Asset-Chef beim britischen Vermögensverwalter Schroders, warnt davor, dass sich das Risiko-Ertrags-Profil für Aktien zunehmend eintrübt. Zwar sei eine schwere Rezession in den USA derzeit nicht das wahrscheinlichste Szenario, doch die Gefahr unerwarteter makroökonomischer Enttäuschungen sei hoch – und genau diese könnten die Märkte empfindlich treffen.
Ein fragiles Gleichgewicht
Die großen Leitindizes haben in den vergangenen Monaten starke Gewinne verzeichnet, getragen von einem robusten Arbeitsmarkt, soliden Unternehmensgewinnen und Hoffnungen auf eine geldpolitische Lockerung. Gleichzeitig haben sich die Erwartungen der Investoren stark eingepreist: Viele Marktteilnehmer gehen von moderatem Wachstum, sinkender Inflation und baldigen Zinssenkungen der Notenbanken aus.
Brenner mahnt jedoch, dass dieses Szenario eine Art „Perfektionsannahme“ sei. Schon kleine Abweichungen – etwa eine überraschend hartnäckige Inflation oder schwächer als erwartete Konsumdaten – könnten die Märkte ins Wanken bringen, weil sie die Grundlage der optimistischen Erwartungen infrage stellen.
Die Gefahr der Enttäuschung
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Nach Ansicht von Brenner liegt die größte Bedrohung nicht in einem einzelnen Schock, sondern in der Summe vieler kleiner Enttäuschungen. Dazu zählen:
- Ein langsameres Wirtschaftswachstum in China, das global spürbar wäre,
- ein Rückschlag bei den Unternehmensgewinnen,
- geopolitische Spannungen, die Energiepreise erneut steigen lassen könnten.
Keine dieser Entwicklungen allein würde zwingend eine Rezession auslösen. Doch zusammen könnten sie die fragile Marktstimmung kippen – besonders, weil Anleger derzeit stark auf positive Nachrichten eingestellt sind.
Rezession unwahrscheinlich, aber Risiken bleiben
Das Risiko-Ertrags-Profil für Aktien verschiebt sich – nicht in Richtung eines unmittelbaren Crashs, sondern in Richtung höherer Verletzlichkeit. Anleger sollten daher nicht auf den perfekten Verlauf der makroökonomischen Entwicklung setzen, sondern sich bewusst machen, dass die größten Gefahren oft dann entstehen, wenn alle von Stabilität ausgehen."
Brenner betont, dass eine ausgewachsene Rezession in den USA derzeit nicht das Basisszenario sei. Der Konsum halte sich robust, die Beschäftigung sei hoch, und die Industrie habe nach der Schwächephase Anzeichen einer Stabilisierung gezeigt.
Doch genau darin liegt die Gefahr: Märkte preisen Stabilität und eine sanfte Landung bereits ein. Enttäuschungen wirken daher umso stärker, wenn sie unerwartet auftreten. Anleger sollten sich nicht von der scheinbaren Ruhe täuschen lassen, sondern auf mögliche negative Überraschungen vorbereitet sein.
Das Risiko-Ertrags-Profil für Aktien
In der aktuellen Marktphase stellt sich nach Ansicht von Schroders die Frage, ob die Chancen das eingegangene Risiko noch rechtfertigen. Die Bewertungen vieler Aktienmärkte sind hoch, insbesondere in den USA, wo Technologie- und KI-Werte die Rally getragen haben. Gleichzeitig bleiben Anleiherenditen vergleichsweise attraktiv, was die Konkurrenz für Aktien erhöht.
Brenner sieht daher ein asymmetrisches Verhältnis: Das Potenzial für weitere Kursgewinne ist begrenzt, während das Risiko von Rückschlägen steigt. Für Anleger bedeutet das, dass eine breitere Diversifikation und ein vorsichtigerer Ansatz sinnvoll sein könnten.
Fazit: Vorsicht trotz stabiler Konjunktur
Die Einschätzung von Patrick Brenner verdeutlicht die Ambivalenz der aktuellen Marktlage. Einerseits gibt es keine klaren Anzeichen für eine Rezession, die Konjunktur wirkt stabiler als noch vor einem Jahr. Andererseits sind die Erwartungen hoch, und gerade das macht die Märkte anfällig für Enttäuschungen.
Das Risiko-Ertrags-Profil für Aktien verschiebt sich – nicht in Richtung eines unmittelbaren Crashs, sondern in Richtung höherer Verletzlichkeit. Anleger sollten daher nicht auf den perfekten Verlauf der makroökonomischen Entwicklung setzen, sondern sich bewusst machen, dass die größten Gefahren oft dann entstehen, wenn alle von Stabilität ausgehen.

Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen auf beiden Seiten zusätzliche Energie freisetzt