Viele haben schon selbst negative Erfahrungen mit schlechter Finanzberatung gemacht

Transparenz ist gefragt Man müsste die Kunden besser aufklären

Finanzberater genießen nicht den besten Ruf. In Befragungen zur Vertrauenswürdigkeit von Berufsgruppen rangieren sie eher im unteren Drittel, nur etwa jeder fünfte Deutsche setzt großes Vertrauen in seinen Finanzberater.

Für dieses "Misstrauen" gibt es Gründe. Viele haben schon selbst negative Erfahrungen mit schlechter Finanzberatung gemacht. Und immer wieder sorgen "schwarze Schafe" für Schlagzeilen, die das Bild der ganzen Branche verfälschen. Auch Strukturvertriebe haben in der Vergangenheit viel zum Negativ-Image beigetragen, obwohl oder gerade, weil es bei ihnen mehr um Verkauf als um Beratung geht.

Ethik - eine Herausforderung für wirtschaftliches Handeln

Allerdings steht die Finanzbranche nicht alleine. Andere Wirtschaftszweige geben ebenso ein fragwürdiges Bild ab: aktuell die Autoindustrie mit Abgas-Manipulationen, Textilunternehmen mit unwürdigen Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern oder Energieversorger mit umweltschädlichen Kraftwerken. Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen. Unethisches Verhalten ist weder ein Spezifikum noch ein (allgemeines) Charakteristikum der Finanzberatung. Speziell sind ggf. nur die Erscheinungsformen. 

Ethik ist seit jeher eine Herausforderung für wirtschaftliches Handeln, bei dem es ja auch um den eigenen Vorteil geht. Dabei treten immer wieder Interessenkonflikte auf, wenn der eigene Nutzen vermeintlich nur zu Lasten des Kunden oder Geschäftspartners zu erreichen ist. Unethisches Verhalten ist damit zwar nicht zwangsläufig. Es besteht aber zumindest ein Anreiz in diese Richtung.

Auf die Einstellung kommt es an

Bei Finanzberatung wird seit Längerem kritisch über die Fehlanreize provisionsbasierter Vergütung diskutiert - und viele sehen in der Honorarberatung den zielführenden Weg, um die Beratung wirklich unabhängig und nicht interessengeleitet zu gestalten. Das ist meines Erachtens zwar nicht falsch, aber zu kurz gegriffen. Auch Beratung auf Provisionsbasis muss nicht schlecht sein, genauso wie Honorarberatung nicht per se gut ist. 

Bei Finanzberatung wird seit Längerem kritisch über die Fehlanreize provisionsbasierter Vergütung diskutiert."

Gegen Provisionen kann man aus meiner Sicht wenig sagen, wenn sie für den, der sie zahlen muss, transparent sind - nämlich den Beratenen. Daran mangelt es heute ebenso wie am Verständnis, dass gute Beratung nicht kostenlos zu haben ist. In dieser Hinsicht besteht auch auf Kundenseite noch Aufklärungsbedarf. Wäre die Finanzberatung als "geldwerte Leistung" allgemein akzeptiert, wäre es weniger relevant, in welcher Form die Vergütung erfolgt und wie sie bezeichnet wird.

Ethisches Verhalten bei Finanzberatung ist im Übrigen in erster Linie eine Frage der persönlichen Einstellung und erst in zweiter Linie eine Frage von Provision oder Honorar. Wenn die Einstellung des Beraters stimmt und durch Respekt und Fairness im Sinne einer Beziehung zum gegenseitigen Nutzen bestimmt ist, kann Vertrauen entstehen. Fehlt die "richtige" Einstellung, werden auch Beratungs-Regulierung und Vorgaben zur Vergütung daran wenig ändern.

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