Viele Briten haben Probleme, Zugang zu professioneller Finanzberatung zu finden

Großbritannien ändert nichts Provisionsverbot bleibt

Großbritannien hat 2013 als erstes europäisches Land ein generelles Provisionsverbot bei Finanzberatung und -vermittlung eingeführt. Zwischenzeitlich war nicht ganz klar, ob es dabei bleibt. Doch die britische Finanzaufsicht hat sich jetzt für eine Beibehaltung ausgesprochen.

Die Zweifel am strikten Provisionsverbot resultierten aus einem unerwünschten Nebeneffekt. Seit Finanzberater keine Provisionen mehr annehmen dürfen, hat sich das Beratungsangebot im Vereinigten Königreich spürbar ausgedünnt. Etliche Berater haben ihr Geschäft zwischenzeitlich aufgegeben. Viele Briten - vor allem Kleinanleger - haben daher zunehmend Probleme, Zugang zu professioneller Finanzberatung zu finden. Es gibt zwar Honorarberatung  - die zu leistenden Honorare rechnen sich bei überschaubaren Anlagebeträgen aber oft nicht. Aus diesem Grund hatte die britische Finanzaufsicht zu Jahresbeginn eine Prüfung angekündigt, ob bei bestimmten Anlageprodukten wieder Provisionen zugelassen werden sollten.

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Provisionsverbot behalten - Beratungslücke schließen 

Doch nach dem Ende der Prüfung steht jetzt fest: es soll beim Provisionsverbot bleiben. In einem kürzlich gemeinsam mit dem Finanzministerium veröffentlichten Bericht, dem Financial Advice Market Review, plädiert die Finanzaufsicht für eine Beibehaltung des Verbots. Allerdings konstatieren die Autoren auch, dass in Großbritannien ein "Advisory Gap" - eine Beratungslücke - entstanden ist. Vor diesem Hintergrund werden vor allem zwei Ansätze gesehen, um den Beratungszugang auch für "Durchschnittsanleger" wieder zu verbessern: 

  • Honorare auf Ratenbasis: Analog zur häufig geübten Praxis bei Provisionen schlägt der Bericht die zeitliche Streckung von Honoraren vor. Anstelle hoher Einmalbeträge sollten Vergütungsmodelle mit Ratenzahlungen ausgebaut werden. Die Möglichkeit bestehe zwar heute schon, werde aber von Anbietern noch zu wenig genutzt oder aktiv vermarktet. 
  • Ausbau von Robo-Advisors: Die automatisierte Beratung auf der Grundlage entsprechender Expertensysteme könne eine weitere Möglichkeit zur Schließung der Beratungslücke sein. Solche Robo-Advisors decken Standard-Beratungssituationen ab und zeigen dem Nutzer quasi in Selbstbedienung geeignete Lösungen auf. 

Neuer Schub für Robo-Advisors gefragt 

Robo-Advisor-Angebote gibt es bereits - nicht nur in Großbritannien. Sie haben dort gerade nach der Einführung des Provisionsverbotes einen deutlichen Aufschwung erlebt. Die Digitalisierung unterstützt solche kostengünstigen und vergleichsweise einfachen Beratungs-Modelle.

Seit Finanzberater keine Provisionen mehr annehmen dürfen, hat sich das Beratungsangebot im Vereinigten Königreich spürbar ausgedünnt." 

Allerdings konstatiert der Bericht auch noch bestehende Hemmnisse: Da die rechtlichen Grenzen zwischen Unterstützung und Beratung nicht hinreichend klar seien, verhielten sich manche Finanzdienstleister beim Ausbau solcher Angebote zurückhaltend, denn sie fürchteten juristische Risiken. Mehr Rechtsklarheit könnte für einen positiven Schub sorgen. 

Welcher Weg ist besser? 

Mit dem generellen Provisionsverbot hat Großbritannien einen anderen Weg als Deutschland beschritten. Bei uns hat man sich dafür entschieden, provisions- und honorarbasierte Beratung nebeneinander bestehen zu lassen. Die - relativ neue -  Honorarberatung verbreitet sich dabei bislang nur zögerlich. Erst die Zukunft wird zeigen, welcher Ansatz zielführender ist.

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