Deutsche Banken Mangel an Fachkräften
Die Kreditwirtschaft galt bislang nicht unbedingt als eine Branche mit akutem Fachkräftemangel. Bei vielen Instituten stand und steht eher der Personalabbau im Vordergrund. Trotzdem wird verstärkt nach Fachkräften gesucht. Das zeigt eine aktuelle Erhebung von Banken-Stellenausschreibungen.
Die von der Index Gruppe, einem Berliner Personalmarktspezialisten, erhobenen Daten beziehen sich auf das dritte Quartal 2022. Untersucht wurden Anzeigen in mehr als 200 Online-Stellenbörsen, 190 Printmedien, der Stellen-Börse der Bundesarbeitsagentur sowie Stellenausschreibungen auf zahlreichen Banken-Websites.
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Personalabbau und Fachkräftemangel - ein Widerspruch?
Im Erhebungszeitraum sind 29.696 Stellen ausgeschrieben worden, gut ein Viertel mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig ging der Personalabbau im Bankengewerbe weiter. Nach Angaben des Arbeitgeberverbands AGV Banken sank der Personalbestand im vergangenen Jahr um 2,1 Prozent auf noch knapp 541.000 Beschäftigte. Damit setzte sich ein langjähriger Trend fort. Wie ist dieser scheinbare Widerspruch zu erklären?
Der Personalabbau hängt vor allem mit der drastischen Straffung des Filialnetzes der Institute zusammen. Im BackOffice wurde ebenfalls manche Stelle wegen verstärkter Prozessautomatisierung gestrichen. Auf der anderen Seite macht sich der demografische Wandel beim Personal der Kreditinstitute zunehmend bemerkbar. Viele Bankmitarbeiter gehen demnächst in den Ruhestand und der dadurch ausgelöste Personalschwund ist stärker als der Bedarf an Personalabbau. Die "Lücke" muss mit neuen, jüngeren Bankmitarbeitern gefüllt werden.
Viele Bankmitarbeiter gehen demnächst in den Ruhestand und der dadurch ausgelöste Personalschwund ist stärker als der Bedarf an Personalabbau."
Ein weiterer Grund für Personalsuche: vielen Geldhäusern fehlen Mitarbeiter mit Können und Erfahrung in bestimmten Bereichen - zum Beispiel Mitarbeiter mit Digital-Know How.
Perspektiven für Bewerber mit Know How und Erfahrung
Das zeigt sich auch bei der Erhebung. Gut 40 Prozent der Stellen wurden in den Bereichen Finanz- und Rechnungswesen, Controlling und Versicherungen ausgeschrieben. Ein Fünftel entfiel auf Stellen in Vertrieb und Verkauf, ein Siebtel auf Management-Positionen, ein Achtel auf IKT-Stellen, ein Neuntel auf Stellen im Bereiche Office Management und Administration. Die Überraschung: den mit Abstand größten Zuwachs verzeichneten Stellen im Bereich Gesundheit/Medizin/Soziales. Die Ausschreibungen haben sich hier mehr als verdoppelt - auf insgesamt 650 Stellenangebote. Dies ist vor allem Corona geschuldet und wohl mehr ein Einmaleffekt.
Insgesamt zeigt die Untersuchung, dass Fachkräftemangel im Bankgewerbe durchaus ein Thema ist. Wer mit "maßgeschneiderten" Qualifikationen, Spezial-Know How und Erfahrung punkten kann, hat in der Branche trotz Personalabbau gute Perspektiven.