Der MSCI World Index gilt seit Jahrzehnten als eine der populärsten Bezugsgrößen für globale Aktienanlagen

BNP Paribas lanciert ETF MSCI World neu gewichtet

Der MSCI World Index gilt seit Jahrzehnten als eine der populärsten Bezugsgrößen für globale Aktienanlagen. Wer weltweit diversifizieren will, kommt an diesem Index kaum vorbei. Doch der Name „World“ trügt. Denn tatsächlich dominiert ein einzelnes Land die Zusammensetzung dieses Indexes seit Jahren: die Vereinigten Staaten.

Mehr als 65 Prozent des MSCI World entfallen auf US-Unternehmen – allen voran Tech-Giganten wie Apple, Microsoft oder Amazon. Europäische, asiatische oder aufstrebende Industrieländer hingegen sind deutlich unterrepräsentiert. Viele Anleger stören sich zunehmend an dieser Klumpenbildung, da sie weder der tatsächlichen globalen Wirtschaftsleistung noch der gewünschten Diversifikation entspricht.

Die französische Fondsgesellschaft BNP Paribas Asset Management reagiert nun auf dieses Missverhältnis – mit einem ETF, der den MSCI World neu interpretiert: gleich gewichtet, systematisch gefiltert und bewusst dezentralisiert.


Die Marktdominanz der USA: Wachstumstreiber und Risikofaktor

Die Übergewichtung US-amerikanischer Unternehmen im klassischen MSCI World ist das Ergebnis jahrelanger Outperformance. Insbesondere Tech-Werte haben in den letzten zehn Jahren enorme Kursgewinne erzielt und dadurch ihren Indexanteil kontinuierlich erhöht.

Was auf den ersten Blick nach einem „Erfolg der Märkte“ aussieht, birgt für Investoren jedoch systemische Risiken: Eine zu starke Konzentration auf wenige, hoch bewertete Titel macht das Portfolio anfällig für Kurskorrekturen, politische Eingriffe oder regulatorische Eingrenzungen – etwa im Zuge verschärfter Kartell- oder Datenschutzgesetze.

Besonders in geopolitisch angespannten Zeiten – wie aktuell durch verschärfte Zollregime, transatlantische Spannungen oder US-amerikanische Sonderzölle auf Zukunftstechnologien – wird deutlich: Eine einseitige Abhängigkeit vom US-Markt kann zum Klumpenrisiko für global ausgerichtete Portfolios werden.


Gleichgewicht statt Gewichtung: Die Strategie des neuen BNP-ETF

Der von BNP Paribas lancierte ETF verfolgt einen radikal anderen Ansatz als die marktgewichteten Standardlösungen. Statt sich an der Börsenkapitalisierung der Unternehmen zu orientieren – also „wer mehr wert ist, wiegt mehr“ – setzt der Fonds auf ein Equal-Weight-Prinzip.

Das bedeutet: Jedes Unternehmen im Index wird mit demselben prozentualen Anteil berücksichtigt, unabhängig von seiner Größe oder Marktmacht. Microsoft erhält dasselbe Gewicht wie ein norwegisches Industrieunternehmen oder ein japanischer Konsumgüterhersteller.

Zusätzlich zum Gleichgewicht wendet BNP Paribas systematische Filtermechanismen an, um bestimmte Risiken oder Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen. So werden etwa Unternehmen ausgeschlossen, die gegen definierte ESG-Prinzipien verstoßen, stark in kontroverse Geschäftsfelder involviert sind oder besonders hohe Klumpenrisiken verursachen.

Dieser kombinierte Ansatz soll ein strukturierteres, diversifizierteres und robusteres Weltportfolio ermöglichen.


Für wen dieser ETF interessant ist – und für wen nicht

Der neue MSCI-ETF von BNP Paribas ist mehr als nur ein technisches Produkt – er ist eine Antwort auf die strategische Schieflage vieler Weltportfolios. Er stellt die Frage, was Diversifikation heute eigentlich bedeutet – und wie sich ein „Weltindex“ definieren sollte, wenn ein Land immer größere Anteile beansprucht."

Der neue ETF richtet sich an Anlegerinnen und Anleger, die bewusst weg von der reinen Marktlogik wollen. Er bietet sich an für jene, die geopolitische Entwicklungen kritisch beobachten, Diversifikation ernst nehmen und eine breitere Streuung über Länder und Sektoren wünschen.

Auch aus Sicht langfristiger Risikosteuerung bietet das Gleichgewicht Vorteile: Überbewertete Titel werden automatisch heruntergewichtet, unterbewertete aufgewertet. Das führt – ähnlich wie ein internes Rebalancing – zu einer antizyklischen Dynamik, die auf lange Sicht stabilisierend wirken kann.

Allerdings ist der Ansatz nicht ohne Herausforderungen:

  • Die Gleichgewichtung führt zu höheren Umschichtungen – und damit potenziell zu höheren Kosten.
  • Kleinere Unternehmen können schwankungsanfälliger sein.
  • In starken Wachstumsphasen dominanter US-Titel könnte der ETF hinter klassischen MSCI-Strategien zurückbleiben.

Für renditeorientierte Anleger, die gezielt auf „die Gewinner von morgen“ setzen, mag der ETF zu konservativ erscheinen. Für jene jedoch, die Risiken systematisch reduzieren und Unabhängigkeit von Marktkonzentrationen gewinnen möchten, ist er ein interessantes Instrument.


Ein ETF im Zeichen politischer Umbrüche

Dass BNP Paribas gerade jetzt mit diesem Konzept auf den Markt tritt, ist kein Zufall. Die internationale Handelsordnung ist im Wandel: Nationale Interessen, strategische Industriepolitik und technologische Souveränität rücken in den Vordergrund. Der internationale Kapitalfluss spiegelt diese politischen Realitäten zunehmend wider.

Mit dem neuen ETF folgt BNP Paribas nicht nur einer Markttendenz zu Gleichgewicht und Dezentralisierung, sondern auch einem geopolitischen Narrativ: In einer multipolaren Welt kann ein Index, der über 60 % seiner Allokation auf ein Land konzentriert, nicht dauerhaft als Maßstab globaler Diversifikation gelten.

Hinzu kommt die Frage nach dem künftigen Kurs der USA. Zölle, Sanktionen, regulatorische Eingriffe – all das hat Folgen für Unternehmen, Lieferketten und Bewertungen. Anleger, die sich hiervon unabhängiger machen wollen, finden in einem gleichgewichteten Welt-ETF eine sinnvolle Antwort.


Fazit: Ein ETF gegen die Schieflage der Weltbörsen

Der neue MSCI-ETF von BNP Paribas ist mehr als nur ein technisches Produkt – er ist eine Antwort auf die strategische Schieflage vieler Weltportfolios. Er stellt die Frage, was Diversifikation heute eigentlich bedeutet – und wie sich ein „Weltindex“ definieren sollte, wenn ein Land immer größere Anteile beansprucht.

Gleichgewicht, Filterung und gezielte Streuung sind dabei nicht nur mathematische Modelle, sondern strategische Gegenentwürfe zur Dominanz von Big Tech und US-zentrierter Kapitalallokation. Sie geben Anlegern ein Werkzeug an die Hand, um ihre globale Perspektive neu zu justieren – nüchtern, transparent und systematisch.

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