Trend zu passiven Anlagestrategien Nachfrage lässt auch Risiken wachsen
Mit wachsenden Anlagesummen erhalten auch passive Anlageinstrumente eine nicht zu unterschätzende Macht, die Märkte direkt zu beeinflussen - sich verstärkende Crash-Risiken inklusive.
Sie sollen die Anlagerisiken minimieren, werden von Algorithmen gestützt und automatisch ausgeführt - passive Handelsstrategien und Anlageinstrumente erfreuen sich nicht zuletzt wegen der blumigen Umschreibungen zunehmender Nachfrage. Doch jede Medaille hat zwei Seiten, der Herdentrieb sorgt nämlich auch für ein Ansteigen der Volatilität und damit der generellen Risiken.
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Komplexe und gehebelte Produkte zur Risikominimierung?
Schon die ETFs, die die großen Indizes nachbilden und an deren Performance partizipieren, verstärken die Entwicklungen an den Märkten in einem bestimmten Maß. Ein eindrucksvolles Beispiel war am 25. August 2015, dem sogenannten Black Monday, zu erleben: Nach einem Explodieren des Handelsvolumens sowohl bei den Basiswerten selbst als auch bei den entsprechenden ETFs folgte zwangsläufig die Korrektur. Diese fiel jedoch bei den abgeleiteten Finanzprodukten stärker aus als bei den Werten selbst. Der Einfluss auf den Börsenhandel wächst mit dem Volumen, das in die passiven Produkte fließt - mittlerweile sollen es rund 15 Prozent der weltweiten Anlagesumme sein.
Smart-Beta-Strategien
Und das kommt nicht von ungefähr: Die Initiatoren strapazieren fantasievolle Begriffe, wie beispielsweise Faktor-basierte oder Smart-Beta-Strategie, regelbasierte Modelle oder Parity-Ansätze, die die Portfoliostruktur beeinflussen sollen. Dahinter verbergen sich quantitative Strategien, die auf der Bewertung von gängigen Faktoren wie Liquidität, Volatilität oder Momentum fußen. Auf dieser Grundlage drängten ausgesprochen komplexe, inverse und gehebelte börsengehandelte Produkte auf den Markt, die im Gegensatz zum vermittelten Eindruck durchaus die Gefahr des Totalverlustes bergen - gut verborgen hinter griffigen Slogans.
Der Herdentrieb sorgt auch für ein Ansteigen der Volatilität und damit der generellen Risiken."
Im Vergleich dazu nehmen sich die mittlerweile als klassisch bezeichneten ETFs nahezu harmlos aus: Sie verstärken generell die Performance der Indizes, die sie abbilden. Investieren Anleger in einen DAX-ETF, werden die Aktien der hier versammelten deutschen Unternehmen befeuert, bei einem Verkauf entsprechend zusätzlich geschwächt.
Zur Absicherung nutzen viele Anleger wiederum Finanzinstrumente, die eine Wette auf die weitere Kursentwicklung ermöglichen: Wurden ETFs gekauft, weil ein Kursplus erwartet wird, kann eine Wette auf einen fallenden Kurs einen eventuellen Verlust ausgleichen.
Die nun auf den Markt drängenden passiven Strategien jedoch sind deutlich aggressiver.
Autor: Tobias Riefe