In andere Richtungen denken Nicht Aktien fördern, sondern verschenken
Als Friedrich Merz im Rahmen seiner Bewerbungstour um den CDU-Vorsitz vorschlug, Aktiensparen für die Altersvorsorge durch Steuer-Freistellung zu fördern, schlug ihm gleich Kritik entgegen. Auf die vermeintlichen Risiken von Aktien wurde dabei ebenso verwiesen wie auf eine mögliche Interessenverquickung mit seiner Tätigkeit im deutschen BlackRock-Aufsichtsrat.
Dabei spielte viel Ideologie frei von Sachverstand eine Rolle und es wurde gerne übersehen, dass die Vermögensbildung in Aktien in vielen Ländern ganz selbstverständlich ein wichtiges Instrument der Altersvorsorge ist. Es wird dort kaum in Zweifel gezogen. Nun hat sich die Bewerbung um den CDU-Vorsitz mittlerweile erledigt, dennoch lohnt es sich, den Vorschlag noch einmal näher zu betrachten.
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Warum Schenken manchmal besser ist
Merz hatte angeregt, fünf Euro Vorsorge-Sparen pro Tag in Aktien steuerlich zu begünstigen. Im Monat wären das dann 150 Euro. Aktienrenditen bewegen sich langfristig im Schnitt in einer Größenordnung von sieben Prozent. Bei Steuerfreiheit würde die Rendite brutto wie netto gelten. Dies und die Reinvestition erzielter Erträge ("Zinseszinseffekt") unterstellt, würde ein solcher Aktien-Sparplan nach 25 Jahren bei Einzahlungen von 45.000 Euro ein Vermögen von gut 118.000 Euro erreichen. Bei einem "klassischen" Banksparplan mit 0,5 Prozent Zinsen betrüge das Endvermögen dagegen gerade mal knapp 48.000 Euro - weniger als die Hälfte. Der Merz'sche Vorschlag hat also durchaus seinen Reiz.
Er übersieht allerdings, dass sich viele Deutsche nicht leisten können, fünf Euro pro Tag für Altersvorsorge zurückzulegen. Alleinerziehende, prekär Beschäftigte, Niedrigverdiener oder Teilzeit-Arbeitnehmer sind oft froh, mit dem knappen Salär so über die Runden zu kommen. Da sind nicht 150 Euro monatlich für Vorsorge übrig, in vielen Fällen liegt der Spielraum bei null. Deshalb gibt es einen Vorschlag, der noch weiter geht: man soll dieser Personengruppe den Betrag einfach zweckgebunden schenken, um private Vermögensbildung zu ermöglichen - vielleicht eine effizientere Form der Förderung als das hochkomplexe Riester-Sparen in wenig attraktiven Produkten.
In vielen Ländern ist die Vermögensbildung in Aktien ein wichtiges Instrument der Altersvorsorge."
Wirksam gegen Altersarmut
Bei vollem Kapitalverzehr über 20 Jahre und sieben Prozent Rendite ließe sich mit 118.000 Euro in der Auszahlphase eine monatliche Zusatzrente von rund 900 Euro darstellen, bei 0,5 Prozent Zinsen wären es immer noch mehr als 500 Euro - kein schlechter Beitrag im Kampf gegen Altersarmut.
Zu befürchten ist, das der politische Wille, ganz anders zu denken, nicht vorhanden ist.
Erst der Mensch, dann das Geschäft