Der US-Fracking-Boom lässt die OPEC im wahrsten Sinne des Wortes "alt" aussehen

Amerikaner setzen Marktprinzipien außer Kraft OPEC-Kartell gebrochen

Im November vergangenen Jahres hatten sich die OPEC-Mitglieder nach mühsamem Ringen auf eine Begrenzung der Ölfördermengen geeinigt. Daraufhin zog der Ölpreis auf über 50 Dollar pro Barrel an. Doch spätestens seit April geht es wieder abwärts, obwohl man sich im Mai auf die Fortsetzung der Förderbeschränkungen geeinigt hat. Schuld sind die Amerikaner.

Das Nicht-OPEC-Mitglied USA macht dem Ölkartell mächtig Konkurrenz. Trotz sinkender Preise bauen die US-Fracking-Firmen ihre Förderung weiter aus. Die Zahl der Anlagen, die Öl aus Schiefergestein "herauspressen", ist auf 765 gestiegen. Sie hat sich damit binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt und reicht wieder an "Spitzenzeiten" vor zwei Jahren heran.

Paradox - sinkende Preise führen zu mehr Produktion

Vordergründig erscheint das paradox. Denn nach klassischen marktwirtschaftlichen Prinzipien müsste ein Preisverfall eigentlich zu weniger Produktion führen, weil die Kostendeckung dann schlechter wird und Unternehmen, die nicht rentabel arbeiten, vom Markt verschwinden. Derzeit ist das Gegenteil der Fall. Für dieses scheinbar widersinnige Verhalten gibt es verschiedene Ursachen: 

  • Die US-Fracking-Firmen haben ihre Fördertechnologie in den letzten beiden Jahren stetig verbessert. Bei höherer Effizienz und weniger Kosten rechnet sich die Förderung für sie auch bei niedrigeren Preisen.
  • Die Schieferenergieindustrie schwimmt in Geld. Viele Investoren setzen auf die innovative Ölförderung und legen hier Milliardenbeträge an. Das ermöglicht es den Firmen, auch Durststrecken gut zu überstehen. 
  • Letztlich spielt auch das Prinzip Hoffnung eine Rolle. Wenn die Konjunktur weltweit anzieht, dürfte die Öl-Nachfrage ebenfalls steigen. Höhere Preise wären dann die Folge. Die Prognosen zur weltwirtschaftlichen Entwicklung lassen dies nicht als unrealistisch erscheinen. 

Trotz sinkender Preise bauen die US-Fracking-Firmen ihre Förderung weiter aus."

Die Ohnmacht der OPEC

Aktuell notiert der Ölpreis um die 46 Dollar (WTI) pro Barrel. Das ist rund 15 Prozent weniger als beim diesjährigen Höchststand Ende Februar, als der Preis bei 54,45 Dollar lag. Manche Experten gehen davon aus, dass der Preis erst unter 40 Dollar sinken müsste, ehe es zu Marktbereinigungen käme. Von daher ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass der Ölpreis bald wieder anzieht. Erst einmal wird die Angebotsschwemme weitergehen. Und bis sich eine stärkere Nachfrage nachhaltig auswirkt, dürfte noch einige Zeit verstreichen.

Der US-Fracking-Boom lässt die OPEC im wahrsten Sinne des Wortes "alt" aussehen. Ihre Förderbegrenzungen verpuffen durch die Mehrförderung in den Vereinigten Staaten weitgehend wirkungslos. Für den Zusammenhalt des ohnehin losen Bündnisses mit sehr heterogenen Interessen ist das eine schlechte Entwicklung. Stärkere Einschränkungen der Förderung sind vorerst wohl auch nicht zu erwarten, denn es würde kaum gelingen, alle OPEC-Mitglieder unter einen Hut zu bringen. Die USA erweisen die Ohnmacht der OPEC.

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