Der Bedarf an qualifiziertem Personal wächst, insbesondere dort, wo menschliche Expertise unverzichtbar bleibt

Über 42.000 Stellenangebote Personaloffensive bei Banken

Die konjunkturelle Großwetterlage in Deutschland ist derzeit von Zurückhaltung geprägt. Hohe Energiekosten, geopolitische Unsicherheiten und eine insgesamt schleppende Industrieproduktion belasten das wirtschaftliche Gesamtbild. Umso überraschender wirkt die Entwicklung im deutschen Bankensektor: Trotz dieser trüben Aussichten erleben Banken eine Phase aktiver Personalexpansion.

Einer aktuellen Branchenstudie zufolge sind über 42.000 Stellen im Finanzsektor vakant – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Besonders auffällig: Gesucht wird nicht nur in klassischen Bereichen wie IT oder Compliance, sondern vermehrt auch in Funktionen wie Vertrieb, Rechnungswesen und Projektmanagement. Der Finanzsektor, lange Zeit geprägt von Automatisierung und Filialschließungen, tritt damit in eine neue Phase struktureller Umgestaltung ein – mit positiven Effekten für den Arbeitsmarkt.


Ursachen der Personalnachfrage: Mehr als nur Nachholbedarf

Die hohe Zahl offener Stellen lässt sich nicht allein mit einem Nachholbedarf nach der Pandemie erklären. Vielmehr zeigt sich, dass tiefgreifende Transformationsprozesse in den Banken zu einem strukturellen Umbau der Personalstruktur führen. Digitalisierung, regulatorische Anforderungen, neue Geschäftsmodelle und veränderte Kundenerwartungen zwingen viele Institute, ihre internen Kompetenzen neu aufzustellen.

Dazu kommt, dass viele Banken die Corona-Zeit genutzt haben, um Prozesse zu automatisieren, Hierarchien zu überdenken und in strategischen Bereichen wie Nachhaltigkeit, Risikomanagement und digitalem Vertrieb neue Wachstumsinitiativen zu starten. Die Folge: Der Bedarf an qualifiziertem Personal wächst, insbesondere dort, wo menschliche Expertise unverzichtbar bleibt.

Ein weiterer Treiber ist der demografische Wandel. Viele Institute stehen vor einer Pensionierungswelle, insbesondere in traditionellen Fachbereichen. Der damit einhergehende Wissenstransfer und die Notwendigkeit, neue Mitarbeiter einzuarbeiten und langfristig zu binden, verstärken den Druck auf die Personalabteilungen zusätzlich.


Schwerpunktbereiche: Vertrieb, Projektmanagement und Finanzwesen

Die Studie zeigt, dass Banken derzeit vor allem in drei Bereichen besonders intensiv rekrutieren:

  1. Vertrieb und Kundenbetreuung: Trotz zunehmender Digitalisierung bleibt der persönliche Kontakt zu Kunden in vielen Segmenten entscheidend. Besonders im Private Banking, in der Firmenkundenbetreuung und bei der Begleitung komplexer Finanzierungsvorhaben wird gut geschultes Personal dringend gesucht.
  2. Rechnungswesen und Controlling: Die wachsende Regulierungsdichte – etwa durch ESG-Berichtspflichten, Basel-Standards oder interne Risikoanalysen – verlangt nach fachlich versierten Mitarbeitenden, die über mehr als nur Zahlenverständnis verfügen. Die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte aufzubereiten und revisionssicher zu dokumentieren, wird zunehmend zur Kernkompetenz.
  3. Projektmanagement und Transformation: Viele Institute durchlaufen derzeit tiefgreifende Umstrukturierungen. Die Einführung neuer IT-Systeme, die Umsetzung regulatorischer Vorgaben oder die Entwicklung digitaler Plattformen erfordern ein durchdachtes Projektmanagement – mit Fachkräften, die zwischen Technik, Fachabteilung und Unternehmensstrategie vermitteln können.

Diese Schwerpunkte zeigen: Es geht nicht um bloße Quantität an neuen Arbeitsplätzen, sondern um qualitative Neuausrichtung – mit wachsenden Anforderungen an Fachwissen, Kommunikation und Veränderungsbereitschaft.


Der Wettbewerb um Talente: Banken müssen umdenken

Die Personaloffensive der deutschen Banken ist ein starkes Signal: Der Finanzsektor sucht nicht nur Personal, er verändert sich grundlegend. Was einst als starr, verschlossen und restriktiv galt, wird nun zum Schauplatz einer tiefgreifenden Repositionierung – mit neuen Rollen, neuen Anforderungen und neuen Chancen."

Mit der wachsenden Zahl offener Stellen wächst auch der Wettbewerb um geeignete Fachkräfte. Insbesondere junge Talente mit hoher Digitalaffinität haben heute eine breite Auswahl an Karrieremöglichkeiten außerhalb des klassischen Bankwesens – etwa in Fintechs, Unternehmensberatungen oder der Industrie. Umso mehr sind Banken gefordert, ihr Arbeitgeberprofil zu schärfen.

Dazu gehört nicht nur die Verbesserung der Vergütung, sondern auch die Möglichkeit zu flexiblen Arbeitszeitmodellen, hybrider Tätigkeit, Weiterbildungsoptionen und einer modernen Unternehmenskultur, die Eigenverantwortung und Innovationsdenken fördert. Vor allem jüngere Bewerber legen zunehmend Wert auf Sinnhaftigkeit, Nachhaltigkeit und Gestaltungsspielräume – Anforderungen, auf die Banken mit einer rein hierarchisch geprägten Kultur kaum noch überzeugend antworten können.

Viele Institute haben diesen Wandel erkannt und starten gezielte Employer-Branding-Initiativen, kooperieren mit Hochschulen und investieren in interne Weiterbildungsprogramme. Doch der Fachkräftemangel bleibt ein strukturelles Problem – zumal viele Stellen sehr spezialisierte Qualifikationen erfordern, die auf dem Arbeitsmarkt nur begrenzt verfügbar sind.


Perspektive für Bewerber: Neue Chancen in einer alten Branche

Für Bewerber mit wirtschaftlichem, juristischem oder technischem Hintergrund bieten sich derzeit im Finanzsektor so gute Einstiegschancen wie lange nicht. Anders als früher sind dabei nicht mehr nur klassische Bankenlaufbahnen gefragt. Vielmehr sind auch Quereinsteiger mit IT-, Daten- oder Projekt-Know-how hochwillkommen – etwa im Umfeld von Digitalisierung, Prozessoptimierung oder ESG-Reporting.

Auch Regionalbanken und Spezialinstitute öffnen sich zunehmend für neue Mitarbeiterprofile. Der Finanzsektor wird dadurch heterogener, durchlässiger und offener für interdisziplinäre Karrieren. In vielen Bereichen sind nicht nur Fachkompetenz, sondern vor allem Lernbereitschaft, Kommunikationsstärke und digitale Kompetenz gefragt – Fähigkeiten, die auch jenseits traditioneller Bankenkarrieren gepflegt werden.

Zudem haben sich die Aufstiegschancen innerhalb vieler Häuser verbessert. Flache Hierarchien, projektbezogene Arbeitsformen und unternehmensweite Programme zur Nachwuchsförderung eröffnen individuelle Entwicklungspfade, die in der Vergangenheit oft durch starre Strukturen blockiert waren.


Fazit: Ein Arbeitsmarkt im Wandel – mit Signalwirkung für die gesamte Branche

Die Personaloffensive der deutschen Banken ist ein starkes Signal: Der Finanzsektor sucht nicht nur Personal, er verändert sich grundlegend. Was einst als starr, verschlossen und restriktiv galt, wird nun zum Schauplatz einer tiefgreifenden Repositionierung – mit neuen Rollen, neuen Anforderungen und neuen Chancen.

Für die Banken bedeutet das, langfristig in ihr Humankapital zu investieren – nicht nur durch Stellenausschreibungen, sondern durch echte kulturelle und strukturelle Veränderung. Für Bewerber wiederum eröffnet sich ein vielfältiges Feld beruflicher Möglichkeiten, das weit über das Klischee des Bankbeamten hinausgeht.

Die über 42.000 offenen Stellen sind dabei nicht nur eine Zahl – sie stehen sinnbildlich für einen Sektor, der zwischen technologischem Fortschritt und gesellschaftlichem Wandel nach neuen Menschen sucht, die ihn gestalten wollen.

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