Online-Mode ist günstiger

Eigentlich undenkbar in der Modewelt Preistransparenz als Prinzip

Preistransparenz ist bei Textilien bisher eher ein "Unwort", auch wenn sich mancher Verbraucher schon gefragt haben mag, mit welchen Margen kalkuliert wird und warum auch bei Sale-Aktionen mit 20, 30 und mehr Nachlassprozenten die Rechnung für den Händler immer noch aufzugehen scheint.

Ein Modelabel aus Berlin begeht jetzt Tabubruch, indem es die Kalkulation seiner kompletten Kollektion offenlegt. Es handelt sich um das Startup von Rohan Michael Hoole und Isabel Kücke, die die Vermarktung ihrer Modemarke "von Hund" vollständig online betreiben. Isabel Kücke ist mit anderen Designern für die Kreationen verantwortlich. Gemeinsam mit Partner Hole kümmert sie sich auch um den "Einkauf" von Produzenten für die Teile und den Online-Vertrieb.

Modekalkulation a la "von Hund"

Wie die Kalkulation konkret aussieht, soll anhand des kupferfarbenen, weit geschnittenen Kleides Adriana der Marke "von Hund" gezeigt werden: 

Materialkosten: 28,23 Euro

+ Arbeitskosten: 16,00 Euro

+ Steuern: 13,30 Euro

+ Transport und Verpackung: 5,08 Euro

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Herstellungskosten: 62,61 Euro 

+ Marge: 56,39 Euro 

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Endpreis: 119  Euro 

Die Marge macht in diesem Beispiel 47 Prozent des Endpreises aus und bedeutet einen Aufschlag von 90 Prozent auf die Herstellungskosten. Das ist im Vergleich zum stationären Modehandel sogar noch wenig. Nach Angaben des Bundesverbandes des Deutschen Textileinzelhandels (bte) sind dort Aufschläge von 150 Prozent bis 200 Prozent auf die Einkaufspreise durchaus üblich. 

Warum Online-Mode günstiger ist

Das ist auch eines der Motive, warum die beiden Startup-Unternehmer auf Preistransparenz setzen. Sie wollen damit verdeutlichen, dass und warum sich der Online-Kauf im Vergleich zum Erwerb im Modefachgeschäft rechnet. Tatsächlich gibt es gute Gründe, warum der stationäre Handel mit höheren Margen kalkulieren muss. Denn Marge bedeutet noch längst nicht Gewinn. Ladenmieten und Kosten für Verkaufspersonal müssen ebenfalls daraus gedeckt werden. Ein Online-Shop braucht so etwas nicht. 

Es gibt gute Gründe, warum der stationäre Handel mit höheren Margen kalkulieren muss." 

Darüber hinaus wollen die Firmengründer ihren Kunden auch zeigen, wie viel bei einer Textilie tatsächlich für Material und Herstellung bezahlt wird und wie viel für den Namen. Während man beim bte das Experiment wohlwollend sieht, zeigt sich der Gesamtverband mode+textil, der Vereinigung der Textilindustrie, skeptischer. Hier vertritt man die Position, es könne aus Wettbewerbsgründen keine vollständige Transparenz geben, weil die Hersteller ihre Kalkulation auch gegenüber der Konkurrenz offenlegen würden. 

Den Verbrauchern scheint die neue Offenheit jedenfalls zuzusagen. Das Geschäft mit der Marke "von Hund" hat sich bisher gut angelassen. Warum ihr Label ausgerechnet "von Hund" heißt, darüber sind sich die beiden Gründer übrigens selbst nicht ganz einig. Dem Erfolg schadet es offenbar nicht.

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