Der Markt ist eingebrochen

Führende Rolle bei Schiffsfinanzierungen verloren Reeder und Banken haben sich verschätzt

Sie galten einst als Top-Anlagen, die nicht nur mit attraktiven Renditen, sondern auch mit steuerlichen Vorteilen lockten: als geschlossene Fonds realisierte Schiffsfinanzierungen. Der Markt ist eingebrochen, Verluste sind an der Tagesordnung.

Eine Meldung am Rande brachte dieser Tage die ganze Misere der Containerschifffahrt auf den Punkt: Die Zugverbindung zwischen London und Peking steht, ganze 18 Tage benötigt ein Güterzug, ist damit deutlich schneller als die Alternative per Schiff und kostet nur einen Bruchteil der Luftfracht. Die seit einigen Jahren in der Krise befindliche Schifffahrt dürfte sich also noch verschärfen, die Kosten für den deutschen Steuerzahler empfindliche Ausmaße annehmen.

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Von geplatzten Blasen und einbrechenden Umsätzen - die Schifffahrt

Natürlich funktioniert der globale Handel zu einem großen Teil per Containerschiff, die Handelsrouten ziehen sich rund um den Globus. Dieses Geschäftsfeld nutzten viele Investoren, darunter nicht zuletzt einige der großen staatlichen Banken in Deutschland. Die Aussichten, die sich mit der zunehmenden Globalisierung seit den 70er Jahren abzeichneten, waren ganz einfach zu rosig, um nicht in neue Schiffe zu investieren. Die HSH Nordbank stieg beispielsweise zum größten Schiffsfinanzierer auf - weltweit. Deutschland wurde zur Schifffahrtsnation, besser verdienende Angestellte zu Investoren, die den Steuervorteil eines geschlossenen Fonds ebenso gern in Anspruch nahmen wie die Rendite.

Diese Modelle sahen vor, rund 40 Prozent des benötigten Kapitals über derartige Beteiligungen zu akquirieren, dann übernahm eine spezialisierte Bank den Rest. Naturgemäß sind diese Investitionen auf lange Sicht konzipiert, was letztendlich zum Haken an der Sache wurde. Allein die HSH wird den deutschen Steuerzahler wohl rund 17 Milliarden Euro für die eingefahrenen Verluste kosten. Ursache: Mit der Finanzkrise brach der Welthandel ein, der inzwischen kräftig aufgeblähte Schiffsbeteiligungsmarkt fiel in sich zusammen. Sollte die HSH Nordbank nun privatisiert werden, könnte sich die Summe sogar noch erhöhen - keine guten Aussichten.

Deutschland sollte seine eigene Schiffsindustrie erhalten, so lautete die Argumentation, um den Staat mit ins Boot zu holen."

Falsche politische Anreize und ehrgeizige Initiatoren

Deutschland sollte eine eigene Schiffsindustrie erhalten, um dem Nimbus des Export-Weltmeisters gerecht zu werden - so lautete die Argumentation, um den Staat mit ins Boot zu holen. Reedereien und Schiffsbanken trafen auf offene Ohren, die staatlichen Subventionen in Form von vielfältigen Steuergeschenken trugen dann auch zum Boom bei. Allerdings ist die deutsche Seeschifffahrt von ihrer Größe her nicht dazu in der Lage, die Konkurrenz aus China oder Südkorea ernsthaft zu bedrängen - die großen Schiffe werden heute dort gebaut, die benötigte Transportkapazität kann einfach gebucht werden. Hier spielte wohl auch eine gehörige Portion Hybris die entscheidende Rolle. Den Schaden tragen nun die Steuerzahler und die kleineren Anleger, die großen Fische dürften von der Angel sein.

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