KI und ESG sind zwei der zentralen Themen, die die Finanzdienstleistungsbranche derzeit beschäftigen

Top-Manager besorgt Regulierung für KI und ESG

Künstliche Intelligenz (KI) und Umwelt, Soziales und Governance (ESG) sind zwei der zentralen Themen, die die Finanzdienstleistungsbranche derzeit beschäftigen. Die Kombination dieser beiden Bereiche verspricht große Chancen, birgt aber auch erhebliche Risiken.

Das zeigt der Report "Financial Futures: Disruption in Global Financial Services", den die internationale Wirtschaftskanzlei DLA Piper veröffentlicht hat. Die Studie, die auf der Befragung von Top-Managern der Branche basiert, offenbart, dass insbesondere die Regulierung dieser beiden Megatrends Anlass zur Sorge gibt.

Herausforderungen durch Regulierung

Viele Top-Manager glauben, dass die Geschwindigkeit, mit der sich Technologien wie KI entwickeln, eine erhebliche Herausforderung für Regulierungsbehörden darstellt. Sie befürchten, dass diese Institutionen Schwierigkeiten haben werden, mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten. Gleichzeitig sorgt eine mögliche Überregulierung für Unbehagen. Starre Regeln könnten Innovationen in der Finanzindustrie behindern, was langfristig das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche beeinträchtigen könnte. Trotz dieser Bedenken erkennen die meisten Befragten die Notwendigkeit einer klaren Regulierung an. Vor allem im Hinblick auf rechtliche Anforderungen und Compliance sehen viele Unternehmen den Bedarf, ihre internen Strukturen zu stärken und den Einsatz von Technologien wie KI voranzutreiben.

Der Einsatz von KI in der Finanzbranche

Künstliche Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie, um den wachsenden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Laut der Studie erwarten 63 Prozent der Befragten, dass KI die Einhaltung von Compliance-Vorschriften erleichtern kann. Fast ebenso viele (62 Prozent) sehen in der Technologie ein wirksames Mittel zur Aufdeckung von Betrug, der eine erhebliche Gefahr in der Finanzbranche darstellt. Doch es gibt auch Bedenken: Rund 21 Prozent der befragten Manager befürchten, dass KI neue Risiken für Cybersicherheit und Datenschutz schaffen könnte. Diese Sorge spiegelt sich in der zögerlichen Haltung der Branche wider, in eigene KI-Expertise zu investieren. Nur 39 Prozent der Befragten planen, entsprechende Fachkräfte im eigenen Haus aufzubauen, während rund die Hälfte sich lieber auf externe Anbieter verlassen will. Diese Strategie könnte zu neuen Abhängigkeiten führen und birgt das Risiko, dass Unternehmen ihre Kontrolle über kritische Technologien verlieren.

ESG als potenzielle Reputationsfalle

Im Bereich ESG sind die Manager der Finanzdienstleistungsbranche ebenfalls vorsichtig. Obwohl das Thema Nachhaltigkeit in der Branche zunehmend an Bedeutung gewinnt, fühlen sich viele durch die wachsenden regulatorischen Anforderungen eingeschränkt. Vor allem der Vorwurf des "Greenwashings" - also der Scheinheiligkeit in Bezug auf Nachhaltigkeit - stellt eine Bedrohung für die Reputation von Unternehmen dar. 50 Prozent der Befragten sehen darin eine konkrete Gefahr für ihre Organisation.

Trotz dieser Bedenken planen 57 Prozent der Manager die Einführung neuer ESG-Produkte und -Dienstleistungen. Nachhaltigkeit soll nicht nur das Produktportfolio prägen, sondern auch in anderen Unternehmensbereichen Einzug halten. Dies sehen zumindest 47 Prozent der Befragten als notwendige Maßnahme. Gleichzeitig zeigt sich, dass viele Unternehmen erfolgreiche ESG-Strategien von Wettbewerbern übernehmen wollen, anstatt eigene Innovationen zu entwickeln - rund ein Drittel (34 Prozent) gab dies offen zu.

Während Künstliche Intelligenz die Effizienz und Sicherheit in der Branche deutlich verbessern kann, sind die damit verbundenen Risiken im Bereich Cybersicherheit und Datenschutz nicht zu unterschätzen."

Fehlende Investitionen in Personalentwicklung

Eine der größten Schwächen, die der Report aufdeckt, ist die mangelnde Bereitschaft, in die Entwicklung eigener Fachkräfte zu investieren - sowohl im Bereich KI als auch im ESG-Sektor. Nur 17 Prozent der befragten Manager planen Qualifizierungsmaßnahmen für ihre Mitarbeiter im ESG-Bereich, was langfristig problematisch sein könnte. Ähnlich verhält es sich mit dem Aufbau von internem KI-Know-how. Dies könnte sich als riskante Strategie erweisen, da die erfolgreiche Integration von ESG-Kriterien und KI-gestützten Systemen ohne entsprechendes Fachwissen schwierig ist.

Fazit: Balance zwischen Innovation und Regulierung

Der Report von DLA Piper verdeutlicht, dass KI und ESG für die Finanzbranche enorme Chancen bieten, aber auch erhebliche Risiken bergen. Während Künstliche Intelligenz die Effizienz und Sicherheit in der Branche deutlich verbessern kann, sind die damit verbundenen Risiken im Bereich Cybersicherheit und Datenschutz nicht zu unterschätzen. Gleichzeitig wächst der Druck auf Unternehmen, ESG-Prinzipien in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. Fehlende Investitionen in die interne Qualifizierung könnten jedoch dazu führen, dass Unternehmen langfristig Schwierigkeiten haben, den regulatorischen und technologischen Anforderungen gerecht zu werden.

Die Herausforderung für Top-Manager besteht darin, einen ausgewogenen Ansatz zu finden. Einerseits müssen sie Innovationen vorantreiben, um wettbewerbsfähig zu bleiben, andererseits dürfen sie die Risiken nicht unterschätzen, die durch unzureichende Vorbereitung und mangelnde Expertise entstehen. Die Kombination von Technologie und Nachhaltigkeit erfordert eine langfristige Planung und den Aufbau von internem Know-how, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig Chancen zu nutzen.

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