ESG-Fonds versprechen "sauberes" Investment

Bürgerbewegung Finanzwende Schmutzige ESG-Fonds

ESG-Fonds versprechen "sauberes" Investment. Das Kürzel ESG steht dabei für "Environment, Social, Governance" - Fondsanlagen nach Umwelt-, Sozialethik- und Verantwortungs-Kriterien. Doch die Wirklichkeit sieht eher ernüchternd aus. Viele ESG-Fonds halten ihr Versprechen nicht.

Das hat zumindest die "Bürgerbewegung Finanzwende" festgestellt. Der gemeinnützige Verein existiert seit 2018 und setzt sich für eine nachhaltige Reform der Finanzmärkte ein. ESG-Fonds werden eigentlich begrüßt, wenn sie "echt" und keine "Mogelpackung" sind. ESG-Produkte liegen im Trend. Das Volumen von Nachhaltigkeits-Fonds und ESG-ETFs hat sich in den letzten beiden Jahren verdoppelt.

Überraschende "Werte" in ESG-Fonds

Von "Finanzwende" wurden jetzt 314 in Deutschland angebotene ESG-Produkte mit rund 100 Milliarden Euro Volumen näher unter die Lupe genommen. Das enttäuschende Ergebnis: die Verteilung des angelegten Kapitals auf einzelne Sektoren weist im Vergleich zu konventionellen Fonds kaum Unterschiede auf. Und wer meint, nachhaltige Fonds würden konsequent nur in saubere Energien investieren, irrt. Auch bei nachhaltigen Anlagen fließen 70 Prozent der Gelder in Bereiche mit fossilen Energieträgern, sogar Stein- und Braunkohle sind nicht außen vor.

Die Finanzwende-Experten fanden auch Aktien von Öl-Multis wie Shell, Exxon Mobile, BP, Chevron oder Total. Gerne gekauft werden außerdem Amazon-Aktien, obwohl der Internet-Gigant nicht unbedingt für die besten Arbeitsbedingungen steht und sein Transportaufkommen umweltkritisch ist. Wirecard-Aktien wurden seinerzeit auch nicht verschmäht - obwohl nachweislich kein nachhaltiges Investment. Und bei Investments in zukunftsträchtige Felder zeigen sich ESG-Fonds nicht viel fortschrittlicher als herkömmliche Fondsprodukte.

Auch bei nachhaltigen Anlagen fließen 70 Prozent der Gelder in Bereiche mit fossilen Energieträgern, sogar Stein- und Braunkohle sind nicht außen vor."

Der mehrdeutige ESG-Begriff

Es fällt offensichtlich schwer, eingetretene Pfade zu verlassen. Unter Rendite- und Risikogesichtspunkten werden auch Investments in Kauf genommen, wenn sie "schmutzig" sind, solange sie einen guten Beitrag zur Portfolio-Performance erwarten lassen. Hinzu kommt, dass ESG-Kriterien interpretationsfähig sind. Es gibt keine allgemeinverbindliche eindeutige Definition.

Viele Fondsmanager agieren zum Beispiel nach dem sogenannten Best-in-Class-Ansatz. Danach werden aus jedem Segment die Werte ausgewählt, die vorgegebene Nachhaltigkeitskriterien am besten erfüllen. Das schließt nicht aus, dass das jeweilige Segment an sich wenig nachhaltig ist. Und so schafft es auch ein "umweltbewusster" Ölkonzern in ein Portfolio.

Als Fazit bleibt festzuhalten: man sollte "ESG" als Fonds-Markenzeichen nicht überbewerten. Wie nachhaltig ein Fonds wirklich investiert, zeigt sich erst bei einem genaueren Blick. Oft bedeutet das Kürzel nicht viel mehr als "Greenwashing".

 

 

Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de

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