Für viele Anleger scheint der Slogan „Sell America“ zur neuen Handlungsmaxime geworden zu sein

Amundi beobachtet Kapitalumschichtungen „Sell America“

Die geopolitischen Risiken unter der erneuten Präsidentschaft von Donald Trump hinterlassen immer deutlichere Spuren an den Finanzmärkten. Besonders auffällig: Investoren rund um den Globus reagieren zunehmend nervös auf die wiederkehrenden Drohungen neuer Strafzölle und Handelshürden – und schichten ihre Portfolios massiv um.

Der große Vermögensverwalter Amundi registriert eine klare Bewegung: Milliardenbeträge fließen aus US-amerikanischen Investments ab und verstärken die Kapitalströme nach Europa. Für viele Anleger scheint der Slogan „Sell America“ zur neuen Handlungsmaxime geworden zu sein. Der Strategiewechsel ist weit mehr als eine kurzfristige Reaktion – er deutet auf tieferliegende Veränderungen in der Wahrnehmung wirtschaftlicher Stabilität und geopolitischer Risiken hin.


Die Ursachen: Trump, Zölle und wirtschaftliche Unsicherheit

Donald Trumps Politik der „America First“-Doktrin, verbunden mit massiven Handelsbarrieren, ist keineswegs neu. Doch unter seiner zweiten Amtszeit intensiviert sich die Lage weiter. Neue Zölle auf europäische und asiatische Produkte, aggressive Drohungen gegenüber Verbündeten sowie eine protektionistische Industriepolitik sorgen für ein zunehmend unberechenbares Umfeld.

Insbesondere die folgenden Faktoren treiben Investoren derzeit zum Umdenken:

In diesem Umfeld fällt es institutionellen wie privaten Investoren schwer, die Stabilität amerikanischer Aktienmärkte einzuschätzen. Die Risiken überwiegen zunehmend die Chancen – insbesondere angesichts hoher Bewertungen an den US-Börsen.


Wohin das Kapital fließt: Europas Renaissance

Laut Amundi beobachten die Analysten eine bemerkenswerte Entwicklung: Große Summen, die bisher in US-Fonds investiert waren, werden nun in europäische Fonds umgeschichtet. Besonders gefragt sind:

  • Aktienfonds mit Fokus auf die Eurozone.
  • Fonds mit Schwerpunkt auf Industrie- und Exportnationen wie Deutschland, Frankreich und die Schweiz.
  • Strategien, die von einer Stabilisierung der europäischen Wirtschaft profitieren.

Europa profitiert derzeit von mehreren Faktoren: einer vergleichsweise stabilen politischen Landschaft, einem robusten Binnenmarkt sowie staatlichen Konjunkturprogrammen, die wichtige Zukunftsinvestitionen in Infrastruktur, Klimaschutz und Digitalisierung fördern.

Zudem sind europäische Aktien im Vergleich zu US-Titeln attraktiver bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis vieler europäischer Leitindizes liegt deutlich unter dem Niveau amerikanischer Benchmarks – ein Argument, das gerade in volatilen Zeiten stark an Gewicht gewinnt.


Anpassung der Asset-Allokation: Ein strategischer Wandel

Europa, lange als zu schwerfällig und reformunwillig kritisiert, wird plötzlich als Anker in einer unsicheren Welt neu entdeckt. Anleger, die ihre Portfolios entsprechend anpassen, könnten von dieser geopolitischen Neuausrichtung profitieren – vorausgesetzt, sie bleiben wachsam und differenzieren sorgfältig zwischen kurzfristigen Trends und langfristigen Fundamentaldaten."

Was sich derzeit vollzieht, ist laut Amundi mehr als eine taktische Umschichtung. Viele institutionelle Anleger überarbeiten ihre strategische Asset-Allokation grundlegend:

  • Reduzierung der USA-Quote zugunsten einer breiteren geografischen Diversifikation.
  • Stärkere Gewichtung europäischer Werte, sowohl in Aktien- als auch in Anleiheportfolios.
  • Vermehrter Einsatz von Absicherungsstrategien, etwa Währungs- oder Volatilitäts-Hedges.

Diese Neuausrichtung ist nicht auf Wochen oder Monate angelegt, sondern deutet auf eine langfristige Verschiebung von Kapitalströmen hin. Wer bisher „übergewichtet USA“ war, stellt seine Portfolios nun bewusster auf mehrere globale Standbeine – eine Entwicklung, die den Trend zur Multipolarität der Kapitalmärkte verstärken könnte.


Risiken und Chancen für Anleger

Natürlich birgt auch die aktuelle Bewegung ihre Risiken. Europäische Volkswirtschaften stehen ebenfalls vor Herausforderungen – von geopolitischen Spannungen über Haushaltsdefizite bis zu strukturellen Problemen wie dem Fachkräftemangel. Auch die Abhängigkeit vom Export in einer sich abkühlenden Weltwirtschaft ist ein Unsicherheitsfaktor.

Dennoch sehen viele Experten derzeit in Europa eine günstigere Risiko-Rendite-Relation als in den USA. Vor allem:

  • Attraktive Dividendenrenditen europäischer Aktien.
  • Reformbestrebungen auf EU-Ebene, etwa im Bereich Kapitalmarktunion und Energiewende.
  • Konsolidierungschancen in vielen Branchen, die durch die Pandemie und die geopolitischen Verschiebungen beschleunigt werden.

Für langfristig orientierte Anleger könnte sich der frühzeitige Ausbau europäischer Engagements daher auszahlen.


Fazit: "Sell America" – und was danach kommt

Die Umwälzungen an den Finanzmärkten unter Donald Trump führen zu einer neu geordneten Welt der Kapitalströme. Die Zeiten, in denen US-Märkte als unangetastetes Kerninvestment galten, scheinen vorbei zu sein – zumindest für die kommenden Jahre.

Europa, lange als zu schwerfällig und reformunwillig kritisiert, wird plötzlich als Anker in einer unsicheren Welt neu entdeckt. Anleger, die ihre Portfolios entsprechend anpassen, könnten von dieser geopolitischen Neuausrichtung profitieren – vorausgesetzt, sie bleiben wachsam und differenzieren sorgfältig zwischen kurzfristigen Trends und langfristigen Fundamentaldaten.

Denn klar ist: Die Kapitalwelt wird beweglicher, vernetzter – und anspruchsvoller. Wer das versteht, hat einen entscheidenden Vorsprung.

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