Spanien und Portugal sind keine akuten Krisenländer mehr, doch ihre neue Stabilität steht auf einem Fundament, das nicht selbstverständlich ist

Schuldenländer im Schatten, aber mit neuer Stabilität? Spanien und Portugal

Spanien und Portugal haben seit der Eurokrise große Fortschritte gemacht.

Als die Eurokrise vor über einem Jahrzehnt Europa erschütterte, standen Spanien und Portugal im Mittelpunkt der Sorgen. Beide Länder galten als „Wackelkandidaten“, deren hohe Defizite, schwaches Wachstum und fragile Bankensysteme die Stabilität der gesamten Währungsunion bedrohten. Heute wirkt die Situation anders: Die Märkte blicken entspannter auf die iberischen Staaten, und die Risikoprämien ihrer Staatsanleihen sind gesunken. Doch ist diese neue Stabilität von Dauer – oder bleibt das alte Schuldenproblem bestehen?

Rückblick: Von der Krise zur Reform

Spanien und Portugal sind keine akuten Krisenländer mehr, doch ihre neue Stabilität steht auf einem Fundament, das nicht selbstverständlich ist. Solange Wachstum, EU-Unterstützung und Marktvertrauen anhalten, bleibt die Lage ruhig. Doch ein externer Schock könnte schnell zeigen, dass die Eurozone ihre Schuldenproblematik noch nicht vollständig überwunden hat."

Spanien und Portugal litten nach 2008 unter massiven wirtschaftlichen Verwerfungen. Spanien erlebte das Platzen einer Immobilienblase, die Bankenlandschaft musste mit Milliardenhilfen gestützt werden. Portugal sah sich gezwungen, 2011 ein Hilfspaket von EU und IWF in Anspruch zu nehmen.

In beiden Ländern führten harte Sparprogramme und Reformen zu tiefen sozialen Einschnitten, aber auch zu einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Niedrigere Lohnkosten, Strukturreformen am Arbeitsmarkt und eine vorsichtigere Haushaltspolitik legten die Basis für eine spätere Erholung.

Schuldenstand bleibt hoch

Trotz aller Fortschritte bleibt die Verschuldung ein zentrales Problem.

  • In Spanien liegt die Staatsverschuldung bei rund 110 % des BIP.
  • In Portugal sogar bei etwa 112 % des BIP.

Beide Länder sind damit weit vom Maastricht-Ziel von 60 % entfernt. Zwar ist die Schuldenquote seit den Krisenjahren etwas gesunken, doch sie bleibt auf einem Niveau, das Investoren aufmerksam beobachten.

Wirtschaftliche Erholung als Stabilitätsfaktor

Die Entspannung der letzten Jahre hängt stark mit einer robusteren wirtschaftlichen Entwicklung zusammen. Spanien profitiert von einer diversifizierten Wirtschaft mit starker Industrie, Dienstleistungen und einem enormen Tourismussektor. Portugal hat sich als Standort für internationale Investoren – gerade in Technologie und erneuerbaren Energien – positioniert.

Beide Länder nutzen zudem den Rückenwind der EU-Konjunkturprogramme nach der Pandemie. Milliarden aus dem europäischen Wiederaufbaufonds fließen nach Madrid und Lissabon und stützen Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und grüne Projekte.

Politische Stabilität und europäische Verankerung

Ein weiterer Unterschied zu früher: Spanien und Portugal gelten heute als politisch stabiler als manche anderen Länder der Eurozone. Zwar gibt es innenpolitische Spannungen – in Spanien durch Regionalbewegungen, in Portugal durch fragile Regierungskoalitionen – doch beide Staaten sind fest europäisch verankert und gelten nicht als Risiko für den Zusammenhalt der Währungsunion.

Die enge Bindung an europäische Institutionen wirkt stabilisierend: Investoren vertrauen darauf, dass Brüssel und die EZB im Notfall eingreifen würden.

Märkte reagieren gelassener

Anders als während der Eurokrise sind die Risikoaufschläge für spanische und portugiesische Staatsanleihen moderat. Anleger verlangen zwar höhere Zinsen als für deutsche Papiere, doch der Abstand ist überschaubar. Das signalisiert Vertrauen: Märkte sehen keine unmittelbare Gefahr, dass Madrid oder Lissabon in Zahlungsschwierigkeiten geraten könnten.

Offene Risiken

Die Stabilität ist jedoch nicht selbstverständlich.

  • Beide Länder sind stark vom Tourismus abhängig – eine Branche, die konjunkturell anfällig ist.
  • Der hohe Schuldenstand bleibt ein strukturelles Risiko, besonders in Zeiten steigender Zinsen.
  • Demografische Herausforderungen – alternde Gesellschaften und geringe Geburtenraten – belasten die langfristige Tragfähigkeit der Sozialsysteme.

Diese Faktoren könnten in einem ungünstigen Umfeld schnell wieder in den Vordergrund rücken.

Fazit

Spanien und Portugal haben seit der Eurokrise große Fortschritte gemacht.

  • Ja, sie profitieren von Reformen, EU-Hilfen und robusteren Volkswirtschaften.
  • Ja, die Märkte bewerten ihre Anleihen heute stabiler als noch vor zehn Jahren.
  • Aber nein, die Schuldenproblematik ist nicht gelöst. Die Quote bleibt hoch, und strukturelle Risiken bestehen fort.

Die Lehre lautet: Spanien und Portugal sind keine akuten Krisenländer mehr, doch ihre neue Stabilität steht auf einem Fundament, das nicht selbstverständlich ist. Solange Wachstum, EU-Unterstützung und Marktvertrauen anhalten, bleibt die Lage ruhig. Doch ein externer Schock könnte schnell zeigen, dass die Eurozone ihre Schuldenproblematik noch nicht vollständig überwunden hat.

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.