Veraltetes Geschäftsmodell? Sparkassen - ein Auslaufmodell?
Bisher galten sie als tragende Säule der deutschen Kreditwirtschaft, die 416 Sparkassen in Deutschland. Mit ihren immer noch fast 15.000 Filialen stehen sie auch in Zeiten des Internet- und Directbanking für persönliche Erreichbarkeit vor Ort. Doch das Geschäftsmodell der Institute gerät unter Druck. Schuld ist die anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB.
Die Sparkassen leben nämlich vor allem von der Marge, der Differenz zwischen Kreditzinsen und den Einlagenzinsen. Sie soll nicht nur die erheblichen Personal- und Sachkosten des Zweistellennetzes abdecken, sondern auch noch einen angemessenen Gewinn gewährleisten. Im Unterschied zu den Großbanken können die Sparkassen dabei nicht auf andere Geschäftsfelder wie das Investmentbanking oder das Wertpapiergeschäft ausweichen. Denn sie sind hier vergleichsweise schwach aufgestellt.
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Kontinuierlicher Margenverfall
Die Marge schmilzt aber zunehmend dahin. Zwar sind sowohl die Einlagenzinsen als auch die Kreditzinsen in den letzten Jahren gesunken. Doch bei den Krediten zeigte der Zinstrend stärker nach unten als bei Spar-, Termin- und Tagesgeldern. Im Wettbewerb mit den Direktanbietern konnten die Sparkassen ihre Konditionen im Einlagengeschäft nicht so weit anpassen, wie sich das mancher Vorstand gewünscht hätte.
Bisher profitieren die Institute dabei noch von Krediten aus Zeiten mit höheren Zinsen, doch die laufen zunehmend aus. Neue Kredite können nur zu deutlich niedrigeren Zinssätzen vergeben werden - aus Sparkassen-Sicht ein schlechtes Geschäft.
Die Reaktion - Rückzug aus der Fläche
Noch ist die Ertragslage nicht schlecht. Im vergangenen Jahr verdienten alle Sparkassen zusammen 4,9 Milliarden Euro, das sind 300 Millionen mehr als 2013. Doch die weiteren Aussichten sehen eher düster aus. In den nächsten fünf Jahren rechnet der Deutsche Sparkassen- und Giroverband mit einem Rückgang des Zinsüberschusses von 15 Prozent. Das würde 3,5 Milliarden Euro weniger Erträge bedeuten. Dafür kommen auf der Kostenseite zusätzliche Belastungen durch strengere Regulierung und Aufsicht auf die Institute zu.
Manche Sparkassen reagieren bereits mit einer weiteren Ausdünnung ihres Filialnetzes, um Kosten einzusparen. Der Rückzug aus der Fläche könnte noch forciert werden. Bereits in den letzten fünf Jahren sind deutschlandweit mehr als 800 Zweigstellen geschlossen worden. Andere Institute verbessern ihr Ergebnis derzeit durch den Verkauf von Wertpapieren, um Kursgewinne zu realisieren. Diese Strategie funktioniert aber nur zeitlich begrenzt.
Alles hat seine Zeit."
Gefahr von Schieflagen steigt
Befürchtet wird, dass der Margenverfall einige Sparkassen zu mehr Spekulation und riskanten Geschäften (ver)führen wird, um Gewinne zu erzielen. Die Wahrscheinlichkeit von Schieflagen würde sich erhöhen. Richtig gefährlich wäre aber eine Situation, in der die Zinsen binnen kurzer Zeit wieder deutlich steigen. Dies ist allerdings derzeit nicht in Sicht.