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Finanzlexikon Synthetisch replizierte ETFs

Synthetisch replizierte ETFs (Exchange Traded Funds) sind eine Variante von börsengehandelten Fonds, die nicht die Wertpapiere eines zugrunde liegenden Indexes direkt kaufen, sondern dessen Wertentwicklung mittels Finanzderivaten, sogenannten Swaps, nachbilden.

Dieser Ansatz bietet sowohl Chancen als auch Risiken für Investoren und hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Im Folgenden erläutern wir, was synthetisch replizierte ETFs sind, wie sie funktionieren, welche Vor- und Nachteile sie haben und wie sie sich von physisch replizierten ETFs unterscheiden.

Definition: Was sind synthetisch replizierte ETFs?

Synthetisch replizierte ETFs sind Fonds, die die Wertentwicklung eines Indexes nachbilden, ohne die Wertpapiere dieses Indexes physisch zu kaufen. Stattdessen verwenden sie Finanzinstrumente, sogenannte Swaps, um die Rendite des Indexes zu erzielen. Bei einem Swap handelt es sich um einen Vertrag mit einem Kontrahenten (meist einer Bank), der dem ETF die Indexrendite garantiert, im Gegenzug erhält der Kontrahent eine bestimmte Gebühr.

Im Kern bedeutet dies, dass der ETF nicht die im Index enthaltenen Aktien oder Anleihen hält, sondern eine andere Form von Vermögenswerten, während der Swap den Unterschied zwischen der Rendite dieser Vermögenswerte und der Rendite des Index ausgleicht.

Funktionsweise von synthetisch replizierten ETFs

Der zentrale Unterschied zwischen synthetisch und physisch replizierten ETFs liegt in der Art der Indexnachbildung. Während physische ETFs die zugrunde liegenden Wertpapiere direkt kaufen, setzt der synthetische ETF auf den Einsatz von Swaps, um die Rendite des Index nachzubilden. Dies funktioniert folgendermaßen:

  1. Der Fonds hält ein Ersatzportfolio: Der ETF kauft ein Portfolio von Vermögenswerten, die nicht dem Zielindex entsprechen, sondern eine andere Zusammensetzung haben. Dieses Portfolio kann aus Aktien, Anleihen oder anderen Finanzinstrumenten bestehen. Das Ersatzportfolio dient als Sicherungsgut.
  2. Swap-Vereinbarung: Der ETF geht einen Swap-Vertrag mit einer Bank (oder einem anderen Finanzinstitut) ein. Im Rahmen dieses Vertrags verpflichtet sich die Bank, dem ETF die Rendite des gewünschten Index zu zahlen, während der ETF die Rendite seines Ersatzportfolios an die Bank abführt.
  3. Indexnachbildung: Die Bank gleicht die Differenz zwischen der Performance des Ersatzportfolios und des Zielindexes aus. Auf diese Weise erhält der ETF die exakte Rendite des Index, auch wenn er die im Index enthaltenen Wertpapiere nicht direkt besitzt.

Vorteile von synthetisch replizierten ETFs

  1. Kosteneffizienz: Einer der Hauptvorteile synthetisch replizierter ETFs ist, dass sie in der Regel kostengünstiger sind als physisch replizierte ETFs. Da der ETF keine physischen Käufe und Verkäufe von Wertpapieren vornehmen muss, sondern über Swaps arbeitet, entfallen viele Transaktionskosten. Dies führt oft zu niedrigeren laufenden Kosten für den Fonds.
  2. Bessere Nachbildung komplexer Indizes: Synthetisch replizierte ETFs eignen sich besonders gut für die Nachbildung von Indizes, die schwer zugängliche oder illiquide Wertpapiere enthalten, wie z. B. Schwellenländer-Indizes oder Rohstoffindizes. Da der Fonds die Wertpapiere nicht physisch kaufen muss, sondern deren Wertentwicklung über Swaps nachbildet, ist es einfacher, eine genaue Replikation der Indexrendite zu erreichen.
  3. Reduzierter Tracking Error: Da synthetische ETFs die Rendite des Index über Swaps direkt garantieren lassen, ist der Tracking Error (die Abweichung zwischen der Rendite des ETFs und des zugrunde liegenden Indexes) in der Regel sehr gering. Dies ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber physisch replizierten ETFs, die aufgrund von Verwaltungskosten oder Liquiditätsengpässen oft größere Abweichungen aufweisen.
  4. Zugang zu exotischen Märkten: Durch den Einsatz von Swaps können synthetisch replizierte ETFs Zugang zu Märkten bieten, die für physische ETFs schwer oder gar nicht zugänglich sind, wie z. B. Märkte mit strengen Kapitalverkehrskontrollen oder solche, die nur über begrenzte Liquidität verfügen.

Nachteile von synthetisch replizierten ETFs

Für erfahrene Investoren, die mit den Mechanismen von Swaps vertraut sind und bereit sind, ein gewisses Kontrahentenrisiko in Kauf zu nehmen, bieten synthetische ETFs interessante Chancen. Weniger erfahrene Anleger sollten sich vor einer Investition gut informieren und abwägen, ob synthetisch replizierte ETFs ihren Bedürfnissen entsprechen. Letztlich hängt die Entscheidung davon ab, wie wichtig Faktoren wie Kosten, Transparenz, Risiko und Zugänglichkeit sind."

  1. Kontrahentenrisiko: Der größte Nachteil synthetisch replizierter ETFs ist das sogenannte Kontrahentenrisiko. Da der ETF über einen Swap-Vertrag mit einer Bank arbeitet, besteht das Risiko, dass der Kontrahent (die Bank) ausfällt und ihre Verpflichtungen nicht erfüllen kann. Dies könnte dazu führen, dass der ETF nicht die versprochene Indexrendite erzielt und Verluste erleidet.
  2. Um dieses Risiko zu minimieren, gibt es gesetzliche Vorschriften, die das maximale Kontrahentenrisiko auf einen bestimmten Prozentsatz des ETF-Vermögens beschränken. In der EU beträgt das maximale Kontrahentenrisiko 10 %. In der Praxis sichern viele ETF-Anbieter ihre Swap-Positionen jedoch zusätzlich ab, um das Risiko weiter zu reduzieren.
  3. Komplexität: Synthetisch replizierte ETFs sind für Privatanleger oft schwieriger zu verstehen, da sie auf komplexen Derivaten basieren. Die Funktionsweise von Swaps und das Kontrahentenrisiko sind für viele Investoren weniger transparent als die direkte Nachbildung eines Indexes durch den Kauf der zugrunde liegenden Wertpapiere. Dies kann zu Unsicherheit bei weniger erfahrenen Anlegern führen.
  4. Keine Dividendenzahlungen: Bei synthetischen ETFs kann es sein, dass die Dividenden, die von den Unternehmen im zugrunde liegenden Index gezahlt werden, nicht direkt an den ETF weitergeleitet werden. Stattdessen fließen sie in den Swap-Mechanismus ein und werden über die Gesamtrendite des Index ausgeglichen. Dies kann für Anleger, die auf regelmäßige Dividendenzahlungen angewiesen sind, weniger attraktiv sein.
  5. Eingeschränkte Transparenz: Da der ETF nicht die Wertpapiere des Indexes besitzt, sondern ein Ersatzportfolio hält, ist die Transparenz im Vergleich zu physisch replizierten ETFs geringer. Anleger wissen nicht immer genau, welche Vermögenswerte im Ersatzportfolio gehalten werden und wie diese sich auf die Performance des Fonds auswirken könnten.

Synthetisch vs. physisch replizierte ETFs: Ein Vergleich

  • Replikationsmethode: Während physische ETFs die im Index enthaltenen Wertpapiere direkt kaufen, replizieren synthetische ETFs die Indexrendite über Swaps. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile, wobei synthetische ETFs oft besser für schwer replizierbare Indizes geeignet sind.
  • Kosten: Synthetische ETFs sind in der Regel günstiger, da sie weniger Transaktionen erfordern. Physische ETFs haben höhere Kosten, vor allem bei der Verwaltung von großen und komplexen Indizes.
  • Kontrahentenrisiko: Synthetische ETFs bergen das Risiko, dass der Swap-Partner ausfällt, was bei physischen ETFs nicht der Fall ist. Physische ETFs hingegen haben das Risiko von Tracking Errors, wenn die exakte Nachbildung des Indexes schwierig ist.
  • Liquidität und Zugänglichkeit: Synthetisch replizierte ETFs bieten Zugang zu exotischen und schwer zugänglichen Märkten, was für physische ETFs oft schwierig oder unmöglich ist. Dies ist ein klarer Vorteil für synthetische Fonds, die eine größere Vielfalt an Märkten abdecken können.

Fazit

Synthetisch replizierte ETFs bieten Anlegern eine effiziente Möglichkeit, die Rendite eines Indexes nachzubilden, insbesondere wenn es um schwer zugängliche oder illiquide Märkte geht. Sie sind kostengünstiger und weisen oft geringere Abweichungen zur Indexrendite auf. Allerdings gehen sie mit einem Kontrahentenrisiko einher, das Anleger verstehen und bewerten müssen.

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