Zeiten des ultrabilligen Öls sind vorbei Tanken und Heizen wird wieder teurer
Es ist nicht einmal zwei Jahre her, da hatte der Ölpreis ein Rekordtief erreicht. In der zweiten Januarhälfte 2016 war der Preis für einen Barrel Brent-Öl auf rund 29 Dollar gesunken. Damit wurde sogar der Ölpreissturz nach der Finanzkrise unterboten. Heute sieht die Welt ganz anders aus. Der Ölpreis steigt - und mit ihm auch die Preise für Benzin und Heizöl.
Tatsächlich ging es nach dem Tief im Januar vergangenen Jahres mehr oder weniger stetig bergauf. Auch zwischenzeitliche Rücksetzer konnten den Aufwärtstrend nicht bremsen - im Gegenteil, seit Juni hat sich der Preisanstieg sogar beschleunigt. Aktuell liegt der Brent-Preis wieder über 60 US-Dollar. Das ist mehr als doppelt so viel wie zum Zeitpunkt des Preistiefs.
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Eine Entwicklung mit vielen Ursachen
Was ist der Grund für diese bemerkenswerte Entwicklung? Die Antwort fällt differenziert aus. Es gibt mehrere Erklärungen:
- eine Ursache ist die prosperierende Weltwirtschaft. Im laufenden Jahr wird sie um 3,4 Prozent wachsen, im nächsten Jahr sogar um 3,6 Prozent. Damit ist eine längere Phase verhaltenen Wachstums offenkundig überwunden. Europa leistet seinen Beitrag dazu. Auch hier läuft die Konjunktur endlich wieder rund. Eine florierende Wirtschaft bedeutet mehr Öl-Nachfrage. Das treibt die Preise;
- es hat lange gedauert, bis sich die OPEC-Staaten auf eine Begrenzung der Fördermengen einigen konnten, um den Preisverfall zu stoppen. Doch inzwischen funktioniert das fragile Kartell einigermaßen. Das macht billigere Ölpreise unwahrscheinlich;
- Saudi-Arabien hat parallel dazu seine Politik der Ölschwemme aufgegeben. Mit viel Öl und Dumping-Preisen sollte der US-Fracking-Industrie der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Gelungen ist das nicht;
- ein Erklärungsfaktor ist sicher auch die latent explosive Lage im Nahen und Mittleren Osten. Die beiden Ölfördergiganten Saudi-Arabien und Iran stehen sich spinnefeind gegenüber. Noch wird der Konflikt über Stellvertreterkriege ausgetragen. Die Situation kann aber jederzeit eskalieren. Das schafft Unsicherheit - auch in Bezug auf das Öl - und ist ein preistreibender Faktor.
Aktuell liegt der Brent-Preis wieder über 60 US-Dollar. Das ist mehr als doppelt so viel wie zum Zeitpunkt des Preistiefs."
Keine Preisexplosion in Sicht
Dennoch ist Öl noch nicht wirklich teuer. Von den jahrelangen Preisen von über 100 Dollar pro Barrel sind wir noch ein ganzes Stück entfernt, erst recht vom Spitzenpreis unmittelbar vor Ausbruch der Finanzkrise. Damals - Mitte 2008 - kostete ein Barrel Brent-Öl über 140 Dollar.
Die derzeitigen Preise bewegen sich im Rahmen des Üblichen
Und seit der Euro wieder stärker geworden ist, bleibt zumindest die Hoffnung, dass ein Teil des Preisanstiegs über den Wechselkurs abgefedert wird. Auch die US-Fracking-Industrie dürfte eine Preisexplosion verhindern. Steigen die Preise weiter, wird sie ihre Förderung deutlich erhöhen. Das wirkt preisdämpfend.