Investoren stoßen amerikanische Staatsanleihen zunehmend ab

US-Staatsanleihen verlieren Sicherheitsfunktion Trumps Zollkrieg

Lange galten sie als die letzte Bastion in unsicheren Zeiten, als fester Anker in stürmischer See: US-Staatsanleihen, von vielen als das sicherste Investment der Welt angesehen, haben Investoren jahrzehntelang als Zufluchtsort gedient – gerade in Phasen geopolitischer Spannungen oder wirtschaftlicher Verwerfungen. Doch dieser Mythos bekommt zunehmend Risse.

Die Zoll- und Wirtschaftspolitik von Ex-Präsident Donald Trump hat nicht nur internationale Handelsbeziehungen belastet, sondern auch tiefes Misstrauen in die Stabilität des amerikanischen Staats- und Finanzsystems gesät. Und während Märkte früher in Krisenzeiten verstärkt in US-Treasuries flüchteten, passiert heute das Gegenteil: Investoren stoßen amerikanische Staatsanleihen zunehmend ab.


Ein sicherer Hafen verliert seine Anziehungskraft

US-Treasuries, also Schuldverschreibungen des amerikanischen Staates, sind eigentlich das Paradebeispiel eines „Safe Haven“ – also eines sicheren Hafens für Kapital. Ihre Beliebtheit stützt sich auf:

  • Die immense wirtschaftliche Kraft der USA,
  • die hohe Liquidität des Markts,
  • die Tatsache, dass die USA ihre Schulden in eigener Währung bedienen können,
  • und nicht zuletzt auf das Vertrauen in politische Stabilität und Berechenbarkeit.

Doch genau dieses Vertrauen wird durch Trumps Politik systematisch untergraben. Seine protektionistische Rhetorik, der wiederholte Einsatz von Zöllen als politisches Druckmittel, Handelskonflikte mit China, der EU und anderen Wirtschaftspartnern sowie die steigende Polarisierung im Inland sorgen dafür, dass die USA nicht mehr als stabiler Pol, sondern als unberechenbarer Akteur wahrgenommen werden.


Vertrauensverlust: Investoren kehren den Treasuries den Rücken

Das Resultat ist dramatisch. In einem Umfeld, das klassischerweise zu einer Flucht in Anleihen geführt hätte, beobachten Analysten nun ein gegenteiliges Verhalten: Kapital fließt ab. Institutionelle Investoren, Pensionsfonds, Auslandszentralbanken – sie alle reduzieren ihre Bestände an US-Schuldtiteln.

Der dramatischste Beleg: Die Renditen, die sich normalerweise in Krisenzeiten nach unten bewegen, stiegen zuletzt trotz weltweiter Unsicherheit. Denn steigende Renditen sind in diesem Kontext ein Signal für fallende Kurse – also Abverkäufe.

JP-Morgan-Chef Jamie Dimon sprach bereits von einem „Aufruhr“ an den Anleihemärkten: „Wenn selbst US-Staatsanleihen in Krisenzeiten keine Zuflucht mehr bieten, geraten die Grundpfeiler des Finanzsystems ins Wanken“, warnte er auf einer Investorenkonferenz.


Ursachen: Zölle, Defizite, Unsicherheit

Was bleibt, ist eine Erkenntnis, die Anleger, Zentralbanken und Regierungen gleichermaßen betrifft: Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit. Auch nicht bei den vermeintlich sichersten Papieren der Welt. Die Zeit, in der US-Treasuries automatisch als sicher galten, scheint vorbei – und das ist eine tektonische Verschiebung im Fundament der globalen Finanzarchitektur."

Die Nervosität rund um US-Treasuries ist dabei nicht ausschließlich ein emotionales Phänomen, sondern hat handfeste wirtschaftliche Ursachen:

  • Handelszölle führen zu Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder, die auch die Devisenmärkte beeinflussen – und damit die Nachfrage nach Dollar und US-Anleihen.
  • Wachsende Haushaltsdefizite durch Steuersenkungen und Ausgabenprogramme unter Trump haben den Schuldenberg massiv erhöht – mehr Angebot trifft auf weniger Vertrauen.
  • Die Verwendung wirtschaftlicher Instrumente als politische Waffe (wie im Fall von Huawei oder TikTok) lässt internationale Investoren zögern, ihre Gelder in den USA zu parken.
  • Angst vor politischer Instabilität in einem zutiefst gespaltenen Amerika mit möglichen haushaltspolitischen Blockaden im Kongress. Das alles mündet in eine Erosion der US-Treasuries als krisenfeste Anlageklasse.

Globale Auswirkungen: Neue Spielregeln für Kapitalmärkte

Die Folgen dieser Entwicklung gehen weit über den US-Markt hinaus. Denn wenn der wichtigste Anleihenmarkt der Welt ins Wanken gerät, verschieben sich die globalen Kapitalflüsse. Anleger suchen Alternativen – sei es in europäischen Staatsanleihen, Unternehmensanleihen mit hoher Bonität oder sogar Gold und Sachwerten.

Auch die Notenbanken anderer Länder, insbesondere Chinas und Japans, haben begonnen, ihre Bestände an US-Treasuries zu verringern oder zumindest nicht mehr auszubauen. Das wiederum könnte langfristig zu einem strukturellen Zinsanstieg in den USA führen – mit weitreichenden Konsequenzen für den Dollar, die Kreditvergabe und das Wirtschaftswachstum.


Fazit: Der Preis politischer Unberechenbarkeit

US-Staatsanleihen galten über Jahrzehnte hinweg als der „Fels in der Brandung“ der Weltfinanzmärkte. Doch dieser Status ist heute nicht mehr selbstverständlich. Trumps konfrontative Außen- und Wirtschaftspolitik hat deutlich gemacht, wie schnell Vertrauen als systemischer Faktor verloren gehen kann.

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