Drei Viertel der Vermögenden: Unzufrieden mit Verwendung des Erbes
Der „Great Wealth Transfer“ bringt neue Konfliktlinien in Vermögensfragen ans Licht.
Eine neue Studie zur Vermögensnachfolge offenbart eine deutliche Kluft zwischen den Erwartungen vermögender Erblasser und den tatsächlichen Entscheidungen der Erben. Demnach zeigen sich rund drei Viertel der Befragten unzufrieden damit, wie ihr übergebenes Vermögen später verwendet wurde. Diese Zahlen erhalten vor dem Hintergrund des bevorstehenden „Great Wealth Transfers“ eine besondere Brisanz – jenem Übergang riesiger Vermögenswerte von der Babyboomer-Generation an deren Nachkommen. Die Auswirkungen dieses Umbruchs sind weitreichend: für Familien, für Finanzberater und für die Kapitalmärkte.
Der größte Vermögenstransfer der Geschichte
In den kommenden zwei Jahrzehnten wird in den westlichen Industrieländern ein historisches Ereignis stattfinden: Nie zuvor wurde so viel privates Vermögen innerhalb einer Generation weitergereicht. Allein in den USA erwarten Experten einen Transfer von über 80 Billionen Dollar. Auch in Europa steht die Nachlasswelle bevor – getrieben vom demografischen Wandel und der jahrzehntelangen Kapitalakkumulation durch Immobilien, Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen.
Doch mit dem Geld geht nicht zwangsläufig auch der Wertekompass mit. Zwischen der gebenden und der empfangenden Generation klaffen teils erhebliche Unterschiede – etwa in Bezug auf Konsumverhalten, Investitionsentscheidungen oder gesellschaftliches Engagement. Genau hier liegt die Wurzel wachsender Unzufriedenheit aufseiten der Erblasser.
Zwischen Verantwortung und Kontrollverlust
Die Unzufriedenheit der Vermögenden rührt aus dem Gefühl, Kontrolle zu verlieren: Sie haben über Jahrzehnte hinweg Vermögen aufgebaut, oft mit unternehmerischer Disziplin, klaren Zielen und hohem Verantwortungsbewusstsein. Umso größer ist die Enttäuschung, wenn die Erben dieses Vermögen anschließend auflösen, es spekulativ einsetzen oder den ideellen Zusammenhang – etwa ein Stiftungszweck oder eine werteorientierte Kapitalanlage – nicht weiterverfolgen.
Viele der Befragten berichten von emotionaler Distanz, fehlendem Austausch oder mangelnder Vorbereitung innerhalb der Familie. In zahlreichen Fällen fehlt ein strukturierter Nachfolgeplan, der nicht nur steuerliche, sondern auch kommunikative und pädagogische Elemente beinhaltet.
Neue Anforderungen an Finanzberatung und Vermögensplanung
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Für Finanzberater und Family Offices bedeutet diese Entwicklung ein klares Signal: Vermögensnachfolge ist mehr als eine rechtlich oder steuerlich optimierte Übergabe.
In der Praxis heißt das:
- frühzeitige Einbindung der Erben in Entscheidungsprozesse
- Entwicklung generationenübergreifender Anlageleitlinien
- begleitende Bildung und Kompetenzaufbau in Finanzthemen
- Klärung emotionaler und wertebezogener Erwartungen
Nur wenn diese Elemente gemeinsam gedacht werden, kann eine Vermögensweitergabe gelingen, die sowohl ökonomisch als auch zwischenmenschlich nachhaltig ist.
Folgen für Märkte und Kapitalallokation
Die Unzufriedenheit vieler Vermögender mit der Verwendung ihres Erbes ist Ausdruck eines tieferliegenden Problems: fehlende Kommunikation, fehlende gemeinsame Planung, fehlendes Verständnis für die Lebenswelten der nachfolgenden Generation. Wer hier rechtzeitig Brücken schlägt, kann Konflikte vermeiden – und dafür sorgen, dass das eigene Vermögen nicht nur materiell, sondern auch ideell Bestand hat."
Auch auf den Finanzmärkten dürfte der Generationenwechsel Spuren hinterlassen. Erste Studien deuten darauf hin, dass Erben häufiger nachhaltige oder technologische Investments bevorzugen – selbst wenn diese kurzfristig höhere Risiken oder niedrigere Renditen aufweisen. Der Trend zu Impact Investing, grüner Geldanlage oder alternativen Anlageformen wird durch diese Neuausrichtung zusätzlich gestärkt.
Zugleich könnte der Konsumanteil des vererbten Vermögens steigen – etwa durch frühzeitige Immobilienverkäufe oder die Finanzierung privater Lebensträume. In Summe entsteht so eine neue Dynamik in der Kapitalallokation, bei der klassische Vermögensstrukturen zunehmend aufgelöst und neu zusammengesetzt werden.
Fazit: Kommunikation wird zum zentralen Erfolgsfaktor
Die Unzufriedenheit vieler Vermögender mit der Verwendung ihres Erbes ist Ausdruck eines tieferliegenden Problems: fehlende Kommunikation, fehlende gemeinsame Planung, fehlendes Verständnis für die Lebenswelten der nachfolgenden Generation. Wer hier rechtzeitig Brücken schlägt, kann Konflikte vermeiden – und dafür sorgen, dass das eigene Vermögen nicht nur materiell, sondern auch ideell Bestand hat.
Für Vermögensverwalter, Steuerberater, Juristen und Nachfolgeplaner heißt das: Der „Great Wealth Transfer“ ist mehr als ein Markttrend – er ist eine soziale Aufgabe mit ökonomischer Tragweite.

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