Ray Dalio US-Schulden reißt Geldordnung in den Abgrund
Dalio empfiehlt seit Jahren eine breite Diversifikation, bei der auch Gold und inflationsgeschützte Anlagen eine zentrale Rolle spielen.
Ray Dalio, Gründer des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater Associates, gilt seit Jahrzehnten als einer der einflussreichsten Stimmen an den Finanzmärkten. Wenn er spricht, hört die Investmentwelt zu. Nun warnt Dalio erneut vor den Folgen der amerikanischen Schuldenpolitik – und diesmal in besonders drastischen Worten. Die USA, so seine Analyse, bewegen sich mit ihrer Schuldenexplosion in gefährliche Gefilde. Die Stabilität des globalen Finanzsystems, das sich auf den Dollar als Leitwährung stützt, sei ernsthaft bedroht.
Die Dimension der Schulden
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Die USA haben in den letzten Jahren ihre Staatsverschuldung massiv ausgeweitet.
Bereits die Pandemie-Jahre 2020 und 2021 brachten Defizite in Rekordhöhe.
Doch auch nach Abklingen der Krise steigen die Ausgaben ungebremst weiter.
Laut Dalio summieren sich allein die jüngsten Jahre auf rund zwölf Billionen US-Dollar neuer Schulden.
Das jährliche Defizit entspricht etwa 30 Prozent der gesamten Staatseinnahmen – eine Größenordnung, die selbst für die größte Volkswirtschaft der Welt alarmierend ist.
Dalio spricht von einer „Schuldenlawine“, die nicht nur den US-Haushalt belastet, sondern das Vertrauen in die Geldordnung erschüttert.
Vertrauen in den Dollar als Schlüssel
Das internationale Finanzsystem ruht auf einer zentralen Säule: dem Vertrauen in den US-Dollar. Er ist Leitwährung, Reservewährung und Abrechnungsbasis für Rohstoffe wie Öl. Solange Investoren sicher sind, dass die USA ihre Schulden bedienen können und der Dollar stabil bleibt, funktioniert das System.
Doch Dalio warnt: Mit jedem neuen Defizit wächst die Gefahr, dass dieses Vertrauen erodiert. Anleger könnten beginnen, ihre Dollar-Positionen zu reduzieren, die Nachfrage nach US-Anleihen könnte sinken, die Zinsen müssten steigen – ein Teufelskreis, der die Schuldendynamik noch beschleunigen würde.
Historische Parallelen
Dalio stützt seine Analyse auf historische Vergleiche. Schon mehrfach sei in der Geschichte ein Hegemon an zu hohen Schulden gescheitert – das Römische Reich, Spanien im 16. Jahrhundert, Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg. In allen Fällen schwächte die Kombination aus militärischen Ausgaben, strukturellen Defiziten und nachlassender Produktivität die Basis der Macht.
Für die USA sieht er ähnliche Tendenzen: hohe Militärausgaben, politisch blockierte Reformen, steigende Soziallasten und eine Gesellschaft, die tief gespalten ist.
Folgen für die Geldordnung
Die Warnung Dalios geht über die US-Innenpolitik hinaus. Er sieht eine tektonische Verschiebung der globalen Geldordnung. Wenn das Vertrauen in den Dollar sinkt, könnten andere Länder beginnen, ihre Reserven stärker in Gold, in andere Währungen oder in neue Konstrukte wie digitale Zentralbankwährungen zu verlagern.
Damit stünde nicht nur die Dominanz des Dollars zur Disposition, sondern das gesamte Gefüge des internationalen Finanzsystems. Kapitalströme könnten sich neu ausrichten, Handelsbeziehungen verschieben und geopolitische Konflikte verschärfen.
Kritik an der Politik
Die Schuldenfrage ist mehr als eine fiskalische Statistik. Sie ist ein geopolitisches Thema von globaler Tragweite. Wenn die USA ihre Schulden nicht in den Griff bekommen, könnte die Welt eine neue Geldordnung erleben – mit allen Risiken und Unsicherheiten, die ein solcher Umbruch mit sich bringt."
Dalio spart nicht mit Kritik an der US-Politik. Weder Republikaner noch Demokraten hätten in den letzten Jahrzehnten ernsthaft versucht, die Ausgaben unter Kontrolle zu bringen. Stattdessen werde die Verschuldung parteiübergreifend akzeptiert, weil kurzfristige Vorteile über langfristige Stabilität gestellt würden.
Besonders problematisch sei, dass steigende Zinslasten den Staatshaushalt immer stärker belasten. Schon heute fließt ein erheblicher Teil des US-Budgets allein in Zinszahlungen. Je höher die Verschuldung, desto größer die Abhängigkeit von niedrigen Zinsen – ein fragiles Gleichgewicht.
Was bedeutet das für Anleger?
Für Anleger hat Dalios Warnung mehrere Dimensionen:
- Anleihemärkte: US-Staatsanleihen gelten traditionell als sicherster Hafen. Doch wenn Vertrauen schwindet, könnten Renditen steigen und Kurse fallen.
- Währungen: Der Dollar könnte langfristig an Stärke verlieren, wenn sich die Welt nach Alternativen umsieht.
- Gold und Sachwerte: In unsicheren Zeiten steigt das Interesse an physischen Werten, die nicht beliebig vermehrt werden können.
Dalio selbst empfiehlt seit Jahren eine breite Diversifikation, bei der auch Gold und inflationsgeschützte Anlagen eine zentrale Rolle spielen.
Fazit
Ray Dalios Warnung ist unmissverständlich:
- Ja, die USA tragen mit ihrer Schuldenpolitik ein enormes Risiko in die Weltwirtschaft.
- Ja, die Stabilität des Dollar-basierten Systems ist nicht unerschütterlich.
- Aber nein, der Kollaps ist nicht zwangsläufig. Noch bleibt Zeit, die Schuldenentwicklung einzudämmen – vorausgesetzt, die Politik handelt entschlossen.
Die Lehre lautet: Die Schuldenfrage ist mehr als eine fiskalische Statistik. Sie ist ein geopolitisches Thema von globaler Tragweite. Wenn die USA ihre Schulden nicht in den Griff bekommen, könnte die Welt eine neue Geldordnung erleben – mit allen Risiken und Unsicherheiten, die ein solcher Umbruch mit sich bringt.
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