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Finanzlexikon Währungsgesichert oder ungesichert?

Langfristige Ansparer fahren mit ungesicherten Aktienklassen oft gut und sparen Kosten.

Wer weltweit anlegt, bekommt Rendite plus Wechselkursbewegungen gratis dazu. Das kann helfen – oder nerven. Eine Währungsabsicherung (engl. Hedging) glättet diese Schwankungen: Der Fonds oder ETF sichert den Wechselkurs gegen die Heimatwährung (z. B. Euro) ab. Wichtig: Absicherung ist kein Rendite-Turbo, sondern ein Werkzeug, um Ergebnisse berechenbarer zu machen. Dieser Leitfaden zeigt in einfachen Schritten, wofür sich die Absicherung eignet, was sie kostet und wie Sie eine klare Entscheidung treffen.


Was Absicherung ist – und was nicht

Stellen Sie sich vor, Sie halten US-Aktien. Ihr Vermögen schwankt dann zweifach: mit den Aktienkursen und mit EUR/USD. Sichert der Fonds die Währung, wird der zweite Faktor weitgehend ausgeschaltet. Technisch geschieht das mit Termingeschäften (Devisentermingeschäften), die den künftigen Wechselkurs vorab festlegen.

Wichtig zu verstehen:

  • Absicherung elimininiert nicht alle Risiken; sie reduziert das Währungsrisiko.
  • Sie schafft keine zusätzliche Rendite. In ruhigen Phasen fällt sie kaum auf, in wilden Phasen glättet sie spürbar.
  • Sie kostet Geld (Gebühren des Absicherungsgeschäfts) und kann je nach Zinsdifferenz zwischen den Ländern sogar Gegenwind erzeugen oder leichten Rückenwind liefern.

Mini-Beispiel:
Sie investieren 10.000 € in einen US-Aktienfonds. Steigen die Aktien in Dollar um +10 %, fällt aber der Dollar gegen den Euro um –8 %, bleiben in Euro nur etwa +1,6 % (10 % × 0,92). Mit Absicherung hätten Sie näher an +10 % gelegen – abzüglich kleiner Sicherungskosten.


Was kostet das – grob eingeordnet

Die Kosten setzen sich aus Gebühren und der Zinsdifferenz zusammen. Liegen die Zinsen im Dollarland höher als im Euroraum, ist Absicherung für Euro-Anleger meist teurer, weil man den höheren Zins des Fremdlands quasi „abgibt“. Sind die Zinsen ähnlich, sind die laufenden Kosten niedrig. Viele währungsgesicherte Indexfonds weisen im Vergleich zur ungesicherten Variante eine um 0,1–0,3 Prozentpunkte höhere laufende Kostenquote aus. Das klingt wenig, summiert sich aber jährlich.


Eine Frage von Ziel, Zeit und Anlageklasse

Drei Faktoren helfen bei der Entscheidung:

  1. Zeithorizont: Je länger der Horizont, desto eher gleichen sich Währungsschwankungen aus.
  2. Cashflows: Wer bald Geld entnehmen muss (z. B. Rentner), will weniger Schwankung.
  3. Anlageklasse: Bei Anleihen ist die Rendite niedrig – da kann Währungslärm die Entwicklung überdecken. Bei Aktien dominiert langfristig der Unternehmenswert; Währungen sind „Rauschen“, aber spürbar.

Wann ungesichert oft sinnvoll ist

  • Langer Horizont: Regelmäßige Sparer (Sparplan) mit 10+ Jahren Zeit.
  • Aktien als Wachstumsbaustein: Die Unternehmensgewinne sind der Haupttreiber; Währungsbewegungen gleichen sich oft aus.
  • Kostensensibilität: Ungesichert ist meist etwas günstiger.
  • Breite Streuung: Weltweite Aktien-ETFs dämpfen einzelne Währungsrisiken durch Mischung.

Zahl zum Greifen:
Wer 20 Jahre monatlich 200 € in einen Welt-Aktien-ETF spart, sieht die meiste Gesamtbewegung durch Aktienmärkte, nicht durch Währungen. Die Absicherung würde Schwankungen glätten, aber die langfristige Richtung bestimmt weiterhin der Markt.


Wann gesichert häufig die bessere Wahl ist

Währungssicherung ist kein Dogma, sondern ein Werkzeug. Langfristige Sparer fahren bei Aktien ungesichert oft gut – und sparen Kosten. Wer bald entnehmen will, wer in Rente planbar Geld braucht oder global in Anleihen investiert, profitiert häufig von der gesicherten Variante, weil sie das falsche Risiko (Wechselkurs) ausblendet."

  • Nahe Entnahmen: In den nächsten 1–5 Jahren steht eine Auszahlung an (Hauskauf, Rente).
  • Rentenhaushalte: Monatliche Entnahmen sollen planbar sein; weniger Währungslärm hilft.
  • Globale Anleihen: Niedrige Kupons – Währungsschwankungen könnten die Entwicklung überdecken.
  • Risikotoleranz niedrig: Wer Wechselkursschwankungen psychologisch schlecht aushält, bleibt eher bei gesichert.

Mini-Beispiel:
Sie planen, in 3 Jahren 50.000 € aus einem globalen Anleihe-ETF zu entnehmen. Eine Währungsschwankung von ±5 % kurz vor Entnahme wären ±2.500 €. Mit Absicherung reduzieren Sie dieses falsche Risiko, das nichts mit der Qualität der Anleihen zu tun hat.


Mischformen und Praxis

Sie müssen nicht „alles oder nichts“ wählen. Möglich sind Mischungen, etwa 50 % gesichert, 50 % ungesichert – oder: Aktien ungesichert, Anleihen gesichert. Wichtig ist Konstanz: Häufiges Hin- und Herwechseln produziert Kosten und Timingfehler.

Prüfen Sie vorab:

  • Produktwahl: Gibt es die gesicherte Anteilklasse Ihres Wunschfonds/ETF (erkennbar am Zusatz „hedged“ oder „-gesichert“)?
  • Mehrkosten: Wie viel höher ist die jährliche Kostenquote?
  • Steuer/Abwicklung: Für Sie als Anleger entsteht kein Mehraufwand; die Absicherung erledigt der Fonds.

Ein einfacher Entscheidungsbaum

  1. Ist Ihr Horizont bei Aktien > 10 Jahre und kein fester Entnahmezeitpunkt? → Eher ungesichert.
  2. Brauchen Sie planbare Cashflows in den nächsten 1–5 Jahren oder investieren Sie in globale Anleihen? → Eher gesichert.
  3. Unsicher? → Mischen und später bei Bedarf angleichen – Hauptsache, Sie bleiben diszipliniert.

Fazit

Währungssicherung ist kein Dogma, sondern ein Werkzeug. Langfristige Sparer fahren bei Aktien ungesichert oft gut – und sparen Kosten. Wer bald entnehmen will, wer in Rente planbar Geld braucht oder global in Anleihen investiert, profitiert häufig von der gesicherten Variante, weil sie das falsche Risiko (Wechselkurs) ausblendet. Entscheidend sind Horizont, Cashflows, Anlageklasse und Kosten – und die Disziplin, an der gewählten Linie festzuhalten. So macht Absicherung genau das, wofür sie gedacht ist: Ergebnisse berechenbarer, ohne eine Extra-Rendite zu versprechen.

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