Die Gemeinschaftswährung so stark wie lange nicht

Währungen und die Psychologie Warum ist der Euro so stark?

Noch zu Jahresbeginn näherte sich der Euro fast der Dollar-Parität. Heute - acht Monate später - ist die Gemeinschaftswährung so stark wie lange nicht. Sämtliche Prognosen scheinen über den Haufen geworfen. Was sind die Gründe für die Euro-Renaissance?

Wie sich das Bild ändert. Im Januar war die Stimmungslage noch durch optimistische Erwartungen an die Trump-Präsidentschaft geprägt. Im Euro-Raum drückten dagegen Sorgen über den ausbleibenden Aufschwung, ungewisse Wahlausgänge und einen möglichen EU-Zerfall. Den Dollar trieb das nach oben, während der Euro erheblich schwächelte.

Reale Gründe oder Übertreibung?

Der Aufstieg des Euro begann mit dem Wahlsieg Macrons in Frankreich.

Zeitgleich hellte sich der europäische Konjunkturhimmel auf, seit langer Zeit gibt es wieder positive Wirtschaftsdaten.

Die EU hat an Festigkeit gewonnen, während Großbritannien beim Brexit immer noch nach seinem Weg sucht.

Das hat wesentlich zum Stimmungsumschwung beigetragen. Seit Mitte April befindet sich der Euro in einer nahezu ungebrochenen Aufwärtsentwicklung.

Als Nordkoreas Diktator Kim Jong-un jüngst erneut eine Rakete über Japan hinweg schoss, näherte sich der Kurs sogar kurzzeitig 1,21 Dollar.

Neben den psychologischen Faktoren, die immer einen Hang zur Übertreibung mit sich bringen, hat der Euro-Aufstieg auch reale Gründe.

Viele Teilaspekte sind mehr der Schwäche des Dollar als eigener Euro-Stärke geschuldet. Also sollten wir alle sehr wachsam sein: 

  • das Ende der Trump-Euphorie: Der neue US-Präsident hat bisher keines seiner großen Versprechen - Steuersenkungen, Gesundheitsreform, Infrastruktur-Investitionen - eingelöst. Die Zweifel an seiner Präsidentschaft wachsen. Die Vorschusslorbeeren, die Trump nach seinem Wahlsieg erhielt, sind aufgebraucht. Ernüchterung und Enttäuschung prägen den Dollar-Kurs; 
  • Europas Wirtschaft wächst: Die Wirtschaft in der Euro-Zone befindet sich auf einem robusten Wachstumskurs und entwickelt sich inzwischen dynamischer als die US-Wirtschaft. Nicht nur Deutschland, die gesamte Eurozone weist hohe Leistungsbilanzüberschüsse auf. Das begünstigt einen starken Euro; 
  • Trendwende der EZB-Geldpolitik in Sicht: Mit der anspringenden Konjunktur und der Annäherung an das Inflationsziel von zwei Prozent verlieren die Argumente für eine Fortsetzung der ultralockeren EZB-Geldpolitik an Berechtigung. Die monatlichen Anleihekäufe der Euro-Notenbank sind bereits von 80 Milliarden Euro auf 60 Milliarden Euro zurückgefahren worden und für den Herbst wird ein Zinssignal nach oben erwartet. Die Fed auf der anderen Seite hat zwar bereits kleinere Zinsanhebungen gewagt, lässt aber ihren weiteren Kurs im Unklaren. Das stärkt den Euro in Relation zum Dollar. 

Der Aufstieg begann mit dem Wahlsieg Macrons in Frankreich."

Vorsicht vor Prognosen

Manche europäische Probleme - die strukturelle Uneinigkeit, die schwelende Griechenland-Problematik, die Schwäche Italiens - scheint derzeit in den Hintergrund gerückt.

Das muss nicht so bleiben, auch andere unerwartete Ereignisse können den Euro-Kurs wieder drehen.

Die momentane Stärke des Euro ist noch kein Signal für die Zukunft.

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