Deutschland als Schlusslicht in Europa Wenig Immobilieneigentümer in Deutschland
45 Prozent der deutschen Haushalte besitzen Immobilien, diese Tatsache sorgt regelmäßig für Verwunderung im EU-Maßstab. Die Vorschläge zur Lösung dieses Problems gehen weit auseinander, aber konsequent an der Ursache vorbei.
Im EU-Maßstab ist Deutschland Schlusslicht in puncto Wohneigentum. Das ist keine Neuigkeit, erstaunt aber immer wieder angesichts der Wirtschaftsstärke und vor allem im Vergleich mit den südlichen Krisenländern. Selbst die nun seit Jahren extrem niedrigen Bauzinsen konnten an diesem Missverhältnis nichts Entscheidendes verändern. Die Misere zeigt sich in ihrer ganzen Tragweite, wird die Betrachtung um das Thema Altersvorsorge erweitert: Wohneigentum ist de facto eine stabile Grundlage für einen finanziell abgesicherten Ruhestand.
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Fehlende Kapitaldecke lässt Vermögensschere weiter auseinandergehen
Die geringe Eigentumsquote ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass deutsche Haushalte das für eine solide Baufinanzierung notwendige Eigenkapital von mindestens 20 Prozent nicht aufbringen können. Nicht zu unterschätzen sind darüber hinaus die Kaufnebenkosten, allen voran schlägt die Grunderwerbsteuer in den meisten Bundesländern mit 6,5 Prozent des Kaufpreises zu Buche. Die Länder freuen sich, hier werden Milliarden in die Kassen gespült, die den Immobilienerwerb für die Haushalte jedoch erheblich verteuern.
Schon vor diesem Hintergrund ist eine Absenkung nicht wahrscheinlich, auch wenn aktuelle Vorschläge in diese Richtung zielen. Ob die als Alternative in die Diskussion gebrachte Streckung der Grunderwerbsteuer auf zehn Jahre zu einem nachhaltigen Effekt führen, darf ebenfalls bezweifelt werden. Dass sich derzeit die Politik dafür stark macht, die Schaffung von Wohneigentum zu erleichtern, ist nicht zuletzt der verbreitet drohenden Altersarmut, aber auch der Situation an den Finanzmärkten geschuldet: Die fehlenden Zinseinnahmen bringen sowohl die private als auch die betriebliche Altersvorsorge in Gefahr. Doch gehen die Ideen noch immer am Grundproblem vorbei.
"Wohneigentum bzw. Immobilien als Kapitalanlage sind eine stabile Grundlage für einen finanziell abgesicherten Ruhestand."
Staatliche Garantien, Zuschüsse und neue Finanzierungsmodelle
Die große Koalition bringt staatliche Zuschüsse ins Spiel, beispielsweise als Baukindergeld oder einmalige finanzielle Unterstützung. Andere Protagonisten erwägen Garantien für Baufinanzierungen, um die Kreditvergabe auch ohne Eigenkapital zu ermöglichen. Derartige Garantien gelten allerdings als Auslöser der Finanzkrise, sie können unter dem Strich in die Überschuldung führen. Eine weitere Möglichkeit sind Miet-Kauf-Modelle, die letztendlich eine Doppelbelastung aus Miete und Sparmodell beinhalten und damit ebenfalls nicht zum Ziel führen.
Der Wahlkampf wird also einige dieser Themen aufgreifen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Löhne in Deutschland seit Jahren nicht ausreichend gestiegen sind. Im Gegensatz dazu haben sich die Produktivität und damit auch die Baupreise weiterentwickelt, sodass logischerweise immer weniger Haushalte zur Finanzierung von Wohnimmobilien in der Lage sind - die Spätfolgen der Agenda 2010 machen sich nun schmerzhaft bemerkbar.