Optimismus für Deutschland Zinsen niedrig - die Wirtschaft wächst
In diesen Tagen häufen sich schlechte Nachrichten aus China und von der Börse. Manche noch zum Jahreswechsel optimistisch gefärbte Prognose erscheint mittlerweile als Makulatur. Dagegen haben derzeit "Schwarzseher" Konjunktur.
Da überrascht das positive Bild, das Vermögensverwalter Jens Ehrhardt - einer der bekanntesten und erfolgreichsten Vertreter seiner Zunft in Deutschland - vermittelt. In einem Interview mit der FAZ-Sonntagszeitung äußerte sich Ehrhardt jetzt ausführlich zur China-Krise und den Reaktionen an der Börse. Auch zum Ölpreis-Verfall nahm er Stellung. Seine Quintessenz ist: für Schwarzmalerei besteht kein Anlass.
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China - trotz Restrisiko, es droht keine Finanzkrise
Dabei verkennt der Vermögensverwalter nicht die Risiken, die aus der Entwicklung in China resultieren. Viele Investoren hätten hier zu lange auf die positiven Effekte des Bevölkerungs- und Einkommenswachstums gesetzt, was vielen chinesischen Unternehmen zwar mehr Umsätze, aber nicht mehr Gewinne gebracht habe. Damit einhergegangen sei eine zunehmende Verschuldung vieler Firmen im Land - bevorzugt in US-Dollar, was sich durch fortgesetzte Yuan-Abwertungen doppelt belastend bemerkbar mache. Die Kursblase an der chinesischen Börse sei dabei auch durch die Regierung der Volksrepublik befördert worden, die die Chinesen massiv zu Aktien-Investments motiviert habe. Vor diesem Hintergrund überraschten die jetzigen Kursstürze wenig, sie träfen aber vor allem die Chinesen selbst, da Ausländer nur begrenzt engagiert seien.
Die negativen Ausschläge an anderen Börsen sieht Ehrhardt eher im Zusammenhang mit weiteren Yuan-Abwertungen. Hier mache sich die Furcht vor verstärkten Exporten aus dem Reich der Mitte und geringeren eigenen Geschäftschancen bemerkbar. Dass von China eine neue internationale Finanzkrise ausgehen könnte, hält der Vermögensverwalter dagegen für unwahrscheinlich, auch wenn ein gewisses "Restrisiko" bestehe.
Niedriger Ölpreis stimuliert Konjunktur
Überwiegend Positives gewinnt Ehrhardt dem Ölpreis-Verfall ab. Er sieht dadurch starke Impulse für mehr Konsum, höhere Unternehmensgewinne und Schuldenabbau weltweit. Der niedrige Ölpreis sei eine Folge des Überangebots, nicht der schwachen Nachfrage - von daher könne von der Preisentwicklung nicht automatisch auf eine sich abschwächende Weltkonjunktur geschlossen werden, wie dies derzeit viele täten. Im Gegenteil: die niedrigen Preise seien eher ein gutes Signal bei einer insgesamt schwierigen Datenlage.
Für Schwarzmalerei besteht kein Anlass."
Börse - der Rahmen stimmt
Für die Börse in Europa hält der Vermögensverwalter trotz des verheerenden Auftaktes immer noch Rekordstände in 2016 für möglich. Als entscheidende Treiber dafür sieht er die Geldpolitik und das moderate Wirtschaftswachstum. Die EZB werde weiter an niedrigen Zinsen und billigem Geld festhalten, was der Börse Anlagegelder zutreibe. Und solange die Konjunktur nicht deutlich anziehe, bestehe kein Anlass, an der Zinsschraube zu drehen. Von daher seien die grundlegenden Voraussetzungen für weiter steigende Aktienkurse gegeben.