Die Börsen reagieren inzwischen deutlich gelassener

Kommt der Einbruch noch? Aktienmärkte hoch bewertet

Im März - zum Höhepunkt der Corona-Krise - erlebten die Aktienmärkte weltweit einen Einbruch, der selbst den Crash der Finanzkrise in den Schatten stellte. Heute - kaum ein halbes Jahr später - ist davon nur noch wenig zu spüren. Die Kurse haben fast das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht oder wie im Fall der US-Technologie-Aktien sogar übertroffen.

Dabei kann keine Rede davon sein, das Virus sei besiegt. Zwar wird weltweit nach Impfstoffen geforscht, doch überzeugende Resultate lassen auf sich warten. In vielen Ländern steigen die Infektionszahlen wieder. Aber die Börsen reagieren inzwischen deutlich gelassener. Ließ vor Monaten noch jede Corona-Negativ-Meldung die Kurse erbeben, scheint man sich jetzt fast daran gewöhnt zu haben. Vielleicht liegt es daran, dass ein weiterer globaler Lockdown unwahrscheinlich ist.

Hoffnung auf bessere Zeiten zieht

Trotzdem gilt: die Börsen sind derzeit mehr von der Hoffnung auf bessere Zeiten geprägt, denn von der realen Lage. Die Wirtschaft hat sich zwar vielerorts schneller erholt als gedacht, doch bis zur vollständigen Überwindung der Rezession wird es noch lange Zeit dauern. Viel zur Beruhigung der Lage haben die weit geöffneten Geldschleusen der Notenbanken und die staatlichen Hilfsprogramme beigetragen. Ungeheure Summen wurden und werden in die Wirtschaftskreisläufe gepumpt, um den Absturz zu verhindern. Das hat den Finanzmärkten nicht nur viel "frisches Geld" beschert, sondern auch neue Zuversicht verliehen.

Die Börsen sind derzeit mehr von der Hoffnung auf bessere Zeiten geprägt, denn von der realen Lage."

Auffällig ist, dass bisher vor allem die Börsen in Europa - hier insbesondere in Deutschland - und in den USA wieder optimistisch in die Zukunft schauen. Die Märkte in Ostasien - gerade in China - sind deutlich zurückhaltender, obwohl Corona dort schneller und gründlicher bekämpft wurde. Hier wirkt vor allem der ungelöste Handelskonflikt mit den USA belastend. Die USA sind überhaupt ein Unsicherheitsfaktor im weltweiten Börsengeschehen. Der US-Aktienmarkt ist immer noch der größte der Welt und "tonangebend".

Unsicherheitsfaktor US-Wahlen

Viele schauen auf die US-Präsidentschaftswahlen im Herbst. Dabei ist wohl weniger relevant, ob Donald Trump oder Joe Biden die Wahl gewinnt. Am "börsenkritischsten" wäre ein unklarer Wahlausgang mit Verwerfungen im politischen Gefüge in Washington. Die damit verbundene Krise würde vermutlich unmittelbar auf die Börse durchschlagen - möglicherweise eine Zäsur für den begonnenen Erholungskurs. Aber es muss nicht so kommen - es ist nur ein Szenario unter vielen!

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