Der Niedrigzins macht der privaten Altersvorsorge zu schaffen

Altersvorsorge-Verträge erneut in der Kritik Beitragsgarantien schwer erfüllbar

Bundessozialministerin Nahles hat sich die Abschaffung der Beitragsgarantien in der Altersvorsorge auf die Fahne geschrieben. Damit soll ein Knackpunkt in den kapitalgedeckten Modellen entschärft werden. Wo bleibt dabei jedoch der Versicherte?

Der Niedrigzins macht der privaten und betrieblichen Altersvorsorge zu schaffen. Nicht nur die privaten, sondern auch die staatlich geförderten und betrieblichen Durchführungswege leiden unter den fehlenden Renditen. Wurde die Riester-Rente einst eingeführt, um die gekürzten Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung mithilfe staatlicher Zulagen auszugleichen, kämpfen die Anbieter nun um die Einhaltung der Zins- und Beitragsgarantien - erste Versicherer haben bereits das Handtuch geworfen.

Komplizierte Produkte mit hohen Verwaltungskosten

Die rund 16,5 Millionen Riester-Verträge verteilen sich auf rund 5.000 verschiedene Tarife, die von den Lebensversicherungen entwickelt und einer Zertifizierung unterzogen werden mussten. Wichtiger Grundsatz: die Beitragsgarantien. Demnach muss die Ablaufleistung mindestens der Höhe der eingezahlten Beiträge entsprechen. Vor allem die konservativen Tarif-Modelle, die auf festverzinslicher Anlage beruhen, sehen weitere Zusagen vor. Hier wurde eine Mindestverzinsung für die gesamte Laufzeit garantiert. Nun sollen beide Garantien kippen, da der Kapitalmarkt vor dem Hintergrund der Nullzinspolitik der EZB die notwendigen Erträge nicht mehr hergibt - trotz Zulagen.

Das lässt jedoch darauf schließen, dass die Kosten in diesen Verträgen enorm hoch sein müssen. Auch diesen Punkt greift Bundessozialministerin Nahles mit ihren Reformvorschlägen auf, vor allem die Vertriebskosten hat sie hier im Visier. Nicht zuletzt die Verwaltung der staatlichen Zulagen verschlingt zusätzlich Geld - allerdings in einem unterschiedlichen Ausmaß. Es gibt durchaus auch Riester-Verträge, die mit schlanken Kostenstrukturen kalkuliert sind. Bequemer ist es wohl offensichtlich, die Beitragsgarantien zu kippen, was einer fundamentalen Änderung der Vorsorgeprodukte gleichkommt.

Das einstige Flaggschiff der Altersvorsorge dürfte zum Auslaufmodell werden."

Beitragsgarantien: nicht mal die eingezahlten Beiträge als Ablaufleistung?

Es lässt sich ja durchaus nachvollziehen, dass die Zeiten der Garantieverzinsung von 4 Prozent und mehr vorbei sind. Zum Jahreswechsel sanken die garantierten Zinssätze auf 0,9 Prozent - die anziehende Inflation dürfte diese direkt wieder auffressen. Wenn nun aber auch die letzte Garantie, nämlich mindestens die eingezahlten Beiträge zum Ablauf beanspruchen zu können, auch noch wegfällt, warum sollte diese Form der Riester-Rente noch interessant sein?

Die Aussicht auf höhere Zulagen, es sind statt der bisherigen 154 Euro pro Jahr und förderfähigem Erwachsenen 165 Euro im Gespräch, dürfte nichts Grundlegendes am Dilemma ändern. Einzige Alternative sind fondsgebundene Produkte und hier im besten Fall Sparpläne, die ohne die kostenintensiven Rentenversicherungsgerüste auskommen. Unterm Strich dürfte die Lebensversicherungsbranche mit ihren konservativen Tarif-Modellen somit in der Bedeutungslosigkeit versinken und das einstige Flaggschiff der Altersvorsorge damit zum Auslaufmodell werden.

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