Europa Dividenden sanken in 2020
Dividendeninvestoren konnten sich in den vergangenen Jahren nicht beschweren. Die Dividendenrenditen vieler Aktien fielen deutlich höher aus als die Verzinsung auf Bankkonten - angesichts von Zinsen nahe Null keine große Kunst. 2020 hat die Dividendeneuphorie allerdings erstmal ein Ende bereitet. Die Ausschüttungen wurden deutlich gekürzt.
Das gilt zumindest im Schnitt. Viele Unternehmen blieben bei ihrer Dividendenpolitik, andere ließen die Dividenden ganz ausfallen. Neben unternehmensindividuellen Faktoren gibt es für die Dividendenzurückhaltung vor allem einen Grund: die Corona-Pandemie. Laut Dividendenstudie des Asset Managers Allianz Global Investors (AGI) sind die Ausschüttungen bei europäischen Titeln im 2. Halbjahr 2020 um durchschnittlich einen Prozentpunkt auf 2,75 Prozent gesunken.
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70 Milliarden Euro Ausschüttungen weniger
Insgesamt haben bei den Unternehmen im europäischen Aktienindex MSCI Europe 2020 noch drei von vier Dividenden ausgeschüttet. In den Jahren zuvor waren es neun von zehn gewesen. Das Dividendenvolumen sank von 360 Milliarden Euro 2019 auf knapp 290 Milliarden Euro 2020 - ein glattes Minus von 70 Milliarden Euro, das viele dividendenverwöhnte Aktionäre schmerzlich gespürt haben dürften. An mangelnden Gewinnen lagen die Kürzungen überwiegend nicht, da die Ausschüttungen meist noch auf dem Jahresabschluss 2019 basierten - also einem Geschäftszeitraum vor Corona.
Aber viele Unternehmen sind im vergangenen Jahr angesichts der großen Unsicherheit und schwieriger Rahmenbedingungen vorsichtiger geworden. Manchmal wurde die durch Ausschüttungskürzung gewonnene Liquidität sogar dringend gebraucht. Unternehmen, die staatliche Hilfen in Anspruch nehmen mussten, erhielten diese überdies meist nur um den Preis des Ausschüttungsverzichts. Aus diesen verschiedenen Faktoren erklärt sich der drastische Rückgang des Dividendenvolumens.
Unternehmen bemühen sich zwar in der Regel um Dividendenkontinuität, das ist aber keine Dividendengarantie."
Dividenden sind keine Zinsen
Der Dividendeneinschnitt 2020 zeigt einmal mehr, dass Dividendenrenditen nicht mit Zinssätzen zu vergleichen sind. Während Zinszahlungen vertraglich vereinbart und vielfach fest sind, gilt dies für Dividenden nicht. Unternehmen bemühen sich zwar in der Regel um Dividendenkontinuität, das ist aber keine Dividendengarantie. Bei der Rendite spielt auch der Aktienkurs eine Rolle.
Welche Aktien sind mehr wert - die mit hohen Ausschüttungen oder die mit hohem Gewinneinbehalt? Diese Frage hat Finanztheoretiker schon vor Jahrzehnten beschäftigt. Im sogenannten Modigliani-Miller-Theorem wurde nachgewiesen, dass - unter idealtypischen Bedingungen - die Dividendenpolitik für den Aktienkurs irrelevant ist. Das gilt zumindest auf längere Sicht. Vielleicht ein Trost für Aktionäre, deren Dividenden diesmal ausgefallen sind.
Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen auf beiden Seiten zusätzliche Energie freisetzt