Ersetzen Geldmarktfonds das Tagesgeld?
Die Zeiten von Null- und Negativzinsen bei Tagesgeld sind Vergangenheit. Inzwischen gibt es wieder Zinsen bis zu drei Prozent. Einige Geldmarktfonds bieten noch höhere Renditen. Damit stellt sich automatisch die Frage: Was ist besser - Geldmarktfonds oder Tagesgeld?
Beide Anlageformen ermöglichen kurzfristige Verfügbarkeit und eignen sich daher gut, wenn Geld auf kurze Sicht angelegt werden soll. Bei Tagesgeld ist das Geld in der Regel binnen Tagesfrist verfügbar, bei Geldmarktfonds kann es schon mal etwas länger dauern.
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Geldmarktfonds oft mit besseren Renditen
Drei Prozent und manchmal sogar mehr für Tagesgeld bieten derzeit einige Online- und Direktbanken. Meist sind das Angebote für Neukunden im Rahmen zeitlich befristeter Aktionen. Der Marktschnitt liegt deutlich niedriger. Bei klassischen Filialinstituten (Geschäftsbanken, Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken) bewegen sich die Tagesgeldzinsen oft noch unter einem Prozent. Bei Festgeldanlagen bieten die Institute etwas bessere Zinssätze, dafür ist das Geld festgelegt und nicht kurzfristig verfügbar.
Geldmarktfonds scheinen im Vergleich zu punkten. Zum Ende des ersten Quartals 2023 erreichten auf kurzfristige deutsche Staatsanleihen ausgerichtete Geldmarktfonds eine durchschnittliche Rendite von 2,2 Prozent. Bei einigen Geldmarktfonds wurde sogar eine Rendite von über drei Prozent erzielt. Allerdings ist das eine Momentaufnahme - Renditen können im Zeitablauf schwanken. Das gilt aber auch für Tagesgeld, denn die Zinssätze sind variabel, der Zinstrend zeigt derzeit allerdings eher nach oben.
Geldmarktfonds sollten Tagesgeld nicht ersetzen, sondern nur ergänzen."
Emittentenrisiko bei Geldmarktfonds - Preis für höhere Rendite
Geldmarktfonds mit überdurchschnittlicher Rendite sind üblicherweise mit einem überdurchschnittlichen Risiko verbunden. Die höheren Renditen werden mit kurzfristigen Anleihen von Unternehmen und Banken erzielt. Diese sind höher verzinst als Staatsanleihen und unterliegen einem Ausfallrisiko. Das scheint zwar durch die kurzen Laufzeiten begrenzt zu sein, ist aber keineswegs theoretischer Natur wie die kürzlich in Schieflage geratenen Banken in den USA und der Schweiz zeigen. Das Renditeplus ist die Prämie für das Emittentenrisiko.
Tagesgeld bei Instituten in Deutschland oder im EU-Raum unterliegt dem gesetzlichen Einlagenschutz. Danach sind Einlagen bis 100.000 Euro bei einem Kreditinstitut ausfallgeschützt. Bei den meisten deutschen Instituten besteht eine noch höhere Einlagensicherung. Für Tagesgeld spricht auch, dass es üblicherweise nicht mit Kosten belastet ist, bei Geldmarktfonds fallen dagegen Depotkosten und Transaktionskosten an. Geldmarktfonds sollten Tagesgeld daher nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.
Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de