Draghi und sein Anleihekaufprogramm EZB kauft den Markt leer
Mit rund 80 Milliarden Euro monatlich geht die EZB auf Einkaufstour - neben Staatsanleihen stehen auch Covered Bonds, Unternehmensanleihen und Kreditverbriefungen auf dem Einkaufszettel. Der Markt wurde leergefegt, die Kurse in die Höhe getrieben.
Seit Oktober 2014 dauert die Einkaufsorgie der EZB nun schon an, bis zum März 2017 soll es noch so weitergehen. Dann werden insgesamt 1,7 Billionen Euro in den Markt gepumpt sein - allerdings verknappt sich die Angebotsseite spürbar: Immer weniger Investoren wollen sich von ihren Papieren trennen, zumal die Kurse bereits in eine Höhe getrieben wurden, die die Renditen bei Staatsanleihen in den negativen Bereich rutschen ließ.
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EZB-Politik - schizophrene Situation am Anleihemarkt
Im Zusammenspiel mit den extrem niedrigen Zinsen verursacht das Anleihe-Kaufprogramm der EZB drastische Verwerfungen am Markt. Das Angebot an Covered Bonds, also mit Staatskrediten oder Hypotheken unterlegten Bankanleihen, ist schon eingedampft, ebenso wie bei den Staatsanleihen bewegen sich die Renditen im negativen Bereich. Was also eigentlich zur Bekämpfungen von Störungen gedacht war, hat sich selbst als Störung erwiesen: Die europäischen Banken sind von ihrer Aufsicht gehalten, ihren Liquiditätspuffer mit Hilfe von Staatsanleihen und Covered Bonds zu verbessern - allein das Angebot wird direkt von der EZB aufgesaugt.
Ähnlich verwirrend stellt sich die Situation bei den Staatsanleihen dar: Bei bis zur Laufzeit von reichlich sechs Jahren kostet die Bundesanleihe Geld, es müssen also mehr als 0,4 Prozent Negativzinsen hingenommen werden. Das entspricht dem Zinssatz, den Banken für ihre Einlagen bei der Europäischen Zentralbank bezahlen müssen. Ein lukratives Investment sieht anders aus, es sei denn, man betrachtet die Angelegenheit aus Sicht des deutschen Bundesfinanzministers.
Zu befürchten ist, dass die EZB sich verstärkt auf Unternehmensanleihen konzentriert."
Verlängerung oder Tapering - wie wird sich Draghi entscheiden?
Die Meinungen gehen derzeit weit auseinander: Erwartet der Markt, dass das Programm über den März 2017 hinaus verlängert und auch in Bezug auf die Kriterien aufgeweicht wird, sieht der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) einem als Tapering bezeichneten schrittweisen Abbau der EZB-Maßnahmen optimistisch entgegen. Unter dem Strich gehen die Käufe ohnehin zurück, wurden vor einem Jahr noch rund 2,2 Milliarden Euro wöchentlich in Covered Bonds investiert, sind es aktuell noch 1,2 Milliarden Euro pro Woche.
Dieser Rückgang ist allerdings dem fehlenden Angebot geschuldet, traditionelle Investoren haben ohnehin keine Chance mehr. Zu befürchten ist nun, dass die EZB sich verstärkt auf Unternehmensanleihen konzentriert und ihre Aktivitäten entgegen erster Meldungen wieder ausweiten könnte. Die damit steigende Nachfrage dürfte diesen Markt dann ebenfalls austrocknen und zu Kursen führen, die nichts mehr mit der Werthaltigkeit der Papiere zu tun haben.